26: "Verkupplungsaktion."

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Gedankenverloren sitze ich auf dem Fahrersitz und warte darauf, dass Finn einsteigt. Seit heute Morgen geht mir mein Traum nicht aus dem Kopf. Calebs Worte „Gib es zu, du liebst nicht mich, sondern Finn!" „Finn.", flüstere ich atemlos. „Ja?" Ich zucke zusammen. „Da- bist du ja." Er sitzt neben mir und schließt die Beifahrertür. Wie erstarrt starre ich auf das Portemonnaie, das er mir hinhält. „Mira, willst du deinen Geldbeutel nicht wieder haben?", fragt mein bester Freund. Ich schüttele meinen Kopf, um wieder klare Gedanken zu fassen. „Ja, doch." Schnell nehme ich mein besagtes Portemonnaie an mich. „Danke, dass du bezahlen gegangen bist." „Kein Problem. Jetzt los, sonst kommen wir zu spät." Ich drehe den Schlüssel im Zündschloss herum und trete aufs Gaspedal. „Ich weiß, du wirst mich für diese Frage umbringen, aber... Geht's dir gut?", fragt Finn zögernd, als ich auf den Highway einbiege. Ich seufze laut. „Mir geht es einigermaßen gut, ja. Mir geht dieser Traum nicht aus dem Kopf.", gebe ich zu und wechsle die Spur. „Kein Wunder. Hört sich auch schlimm an.", bemerkt Finn und trommelt auf der Armatur herum. „Ich brauche Ablenkung.", sage ich. Das Trommeln hört auf. „War Jack nicht gut genug?", grinst Finn. Ich verdrehe die Augen. „Ich meinte Musik, du Hornochse.", seufze ich und schalte das Radio ein.

„Sag mal, was meintest du eigentlich vorgestern mit deinem sogenannten 'Tipp'?" Sophia nimmt mich beiseite, als wir am Studio ankommen. Finn geht zu den anderen Jungs, während ich mich gegen mein Auto lehne. „Ich habe dir gesagt, du musst dir das selbst zusammenreimen.", grinse ich schelmisch. „Hör mal, würde ich ja gerne, aber ich verstehe das nicht so ganz.", beschwert Sophia sich. Ich reibe mir die Hände. „Okay, ein Tipp: Jaeden, Mädchen, Ausland, Liebe.", sage ich. „Bitte wie." „Wohin gehst du, wenn das Projekt hier abgeschlossen ist?", versuche ich ihr zu helfen. „Engla-..." Sie bricht ab. „Oh man." Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Sie hat es verstanden!", rufe ich und klatsche in die Hände. Sie nimmt meine Hände runter. „Pscht!", zischt sie und schaut sich mehrmals um. „Er steht wirklich auf mich?" Ich nicke lächelnd. „Sicher?" Wieder nicke ich. „Woher..." „Er hat's mir gesagt.", stelle ich klar. Sophia muss lächeln. „Oh mein Gott, wirklich?" Wieder einmal nicke ich. „So, ich habe genug Amor gespielt, ich gehe jetzt arbeiten.", zwinkere ich ihr zu und gehe Richtung Studio.

„Amor?", fragt Finn und grinst mich an. „Ja, das habe ich gesagt." Ich nippe an meinem Wasser. „Du bist echt der Brüller!", lacht mein bester Freund neben mir. „Ich weiß.", sage ich selbstverliebt. Er boxt mir gegen den Arm. „Du bist doof, Stannie." „Das weiß ich auch.", lächele ich. „Komm, die Pause ist gleich vorbei." Ich stehe auf und ziehe Finn ohne Widerrede hinter mir her. „Wann sagt ihr es uns endlich?", lacht Chosen, als wir herein kommen. Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch. Jeremy neben ihm grinst über beide Ohren. Sein Blick fällt zwischen Finn und mich. Automatisch folgt mein Blick seinem und landet bei Finns und meinen verschränkten Fingern, die zwischen uns baumeln. Schnell ziehe ich meine Hand heraus, und auch Finn wird rot. „Wehe, du sagst was, Jacobs!", drohe ich Chosen. Dann setze ich mich zu Jaeden auf die Couch. „Na, wie geht's?", fange ich ein Gespräch an. „Gut." Er knetet seine Finger. „Wann sagst du es ihr denn endlich?", frage ich mit gedämpfter Stimme. Warnend schaut er mich an. „Mira!", zischt er. „Jaeden, es muss irgendwann sein...", seufze ich leise und lasse mich gegen die Sofalehne fallen.

„Ich habe eine Idee.", sage ich. „Was für eine Idee?", kommt es von Finn zurück. „Für eine Verkupplungsaktion.", eröffne ich mein Anliegen. „Verkupplungsaktion." Finn schaut mich entgeistert an. Ich nicke. „Jaeden und Sophia?", grinst er und setzt sich neben mich auf das Sofa. Wir sind vor einer halben Stunde wieder nach Hause gekommen und sitzen nun auf der Couch und schauen Stranger Things. „Ja, eventuell...", bestätige ich Finns Vermutung. „Was planst du?" Ich drehe mich zu ihm und erkläre ihm meinen überaus kreativen (nicht!) Plan. „Also, ich frage Jaeden, ob er morgen Abend mit uns beiden ins Kino gehen möchte. Wenn er ja sagt, frage ich Sophia das gleiche, ohne Jaeden zu erwähnen, natürlich. Und wenn sie ebenfalls zusagt, erscheinen wir nicht und lassen die beiden aufeinander treffen." „Und wenn Sophia absagt?" „Dann gehen wir mit Jaeden ins Kino.", stelle ich meinen Plan B vor. „Könnte sogar klappen.", überlegt mein Mitbewohner. „Okay, also... Jaeden habe ich gerade angeschrieben.", sage ich und widme mich wieder dem Fernseher. Da pingt mein Handy. „Er hat geantwortet!", stelle ich fest. Sofort rutscht Finn näher zu mir und lugt auf mein Display.

„Ja, klar, um wie viel Uhr?"

Ich grinse. „Angebissen.", triumphiere ich.

„19:00 Uhr vor dem Kino in der W 41st Ave?"

, schreibe ich zurück. „Das wird so was von klappen!", freue ich mich. „Freu dich nicht zu früh.", erwidert Finn. „Sei mal nicht so ein Pessimist."

„Klar, klingt super!"

„Sag ich doch.", grinse ich.

„Okay gut, wir sehen uns morgen!"

, schreibe ich und gehe offline. „Jetzt rufen wir Sophia an.", sage ich bestimmt und tippe auf meinem Handy herum. „Hallo?", ertönt Sophias Stimme aus dem Hörer. „Hey, Soph, ich bin's.", sage ich ruhig. „Hi!", sagt sie erfreut. „Hey, hättest du Lust, morgen Abend mit Finn und mir ins Kino zu gehen?", frage ich lächelnd. „Klar, hört sich toll an!", gibt sie zurück. „Okay, gut. Also, sagen wir 19 Uhr vor dem Kino in der W 41st Avenue?" Ich kann vor Freude nicht mehr aufhören zu grinsen. „Ähm, ja, gerne!", stimmt Sophia zu. „Wir sehen uns morgen. Ich muss jetzt auflegen!", rufe ich und ohne eine Antwort abzuwarten, lege ich auf. „Es klappt!", freue ich mich und umarme meinen Sitznachbarn. „Du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass wir die beiden nicht heimlich beobachten, oder?", fragt Finn. Ich schaue ihn ernst an. „Finn, das wird privat..." Seine Mundwinkel ziehen sich nach unten. „Finn, sei mal etwas erwachsener." „Ich bin 16, reicht das nicht?" „Blödmann.", grinse ich. „Ich hasse dich, Mira Stanford!", ruft Finn empört. Ich lächele ihn schadenfroh an. „Wenn du mich hasst, kann ich ja morgen Abend alleine ins Kino gehen." Ich stehe auf und kann mir mein Schadenfrohes Grinsen kaum verkneifen. „Bitte wie?", hakt er nach. Ich drehe mich zu ihm. „Dachtest du wirklich, ich würde eine Verkupplungsaktion starten, ohne live dabei zu sein?", lache ich und gehe in die Küche. „Halleluja!", ruft Finn. „Nicht Julia- Mira!", grinse ich. „Ich hasse dich, Stanford."

13. Mai 2019, 19 Uhr. Wir stehen an der Straßenecke, und schauen Richtung des Kinos. „Da ist Jaeden.", stellt Finn fest. „Sophia müsste auch gleich kommen..." Ich hüpfe von einem Bein aufs andere. „Sei mal nicht so ungeduldig.", beschwert sich Finn. „Klappe, da kommt Sophia." „Sie sieht ihn..." „Aha!", rufe ich. „Pscht!", ermahnt mein bester Freund mich. „Tut mir leid." Ich zücke mein Handy. „Was tust du?", fragt Finn neugierig, als ich mein Handy ans Ohr halte. „Klappe, Watson, schau lieber mal weiter da zu!", schlage ich schnell vor, bevor Sophia ans Telefon geht. „Mira, wo steckt ihr? Und übrigens: Ich habe Jaeden getroffen." „Soph, wir schaffen es nicht mehr, es tut mir so leid. Aber hey, jetzt könnt ihr endlich mal reden!", rufe ich erfreut. „Was?" „Komm schon, sonst dauert das mit euch ja noch ewig!" Schnell lege ich auf. „Sie gehen rein!", informiert mich Finn kurz darauf. „Erster Teil der Mission ist geglückt! Schnell, Watson, folge mir!" „Hey, du hast da was vergessen!", hält Finn mich auf. „Was denn?" „Deinen karierten Trenchcoat, Sherlock.", meckert er rum und zieht mich schnell Richtung Kino.

Wir sitzen in der letzten Reihe des Kinosaals und schauen, anstatt des Films, Jaeden und Sophia dabei zu, wie sie sich zehn Reihen vor uns um das Popcorn streiten. Lautes Gekicher ist zu hören, als die Werbung beginnt. „Meinst du, es klappt?", frage ich Finn leise. Er zuckt mit den Schultern. „Ist ein Liebesfilm, als steigen die Chancen schon mal ein wenig..." Ich strecke mich, um Jaeden und Sophia besser beobachten zu können. „Mach mal halb lang, Mira, am Anfang des Films wird nichts passieren." Finn zieht mich wieder herunter. Also schaue ich mir die Werbung an, während Finn an seiner Cola nippt.

„Wow." Auf der Leinwand küssen sich die beiden Hauptdarsteller bei Sonnenuntergang. „So romantisch!", seufze ich und lehne mich an Finns Schulter. Wie auf natürliche Weise lege ich meine Hand auf seine. Jaeden und Sophia vergesse ich komplett.

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