68: "Morgen?"

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Jack sitzt, wieder einmal, neben mir auf dem Sofa. Die Anderen sind bei einer Szene. „Gibt es irgendwas Neues?", frage ich in die Stille. „Mira, wir sehen uns jeden Tag. Es gibt seit gestern Abend nichts neues mehr!", grinst er. „Ja, hast ja Recht.", seufze ich enttäuscht und lehne mich gegen seine Schulter. „Hast du irgendwas?", fragt er besorgt. „Ja, ich habe mit meinem Freund Schluss gemacht, habe mich selbst verletzt, ich..." „Ja, okay. Ich meinte, was Neues, was dir Sorgen bereitet.", seufzt er und legt einen Arm um mich. Ich nicke. „Was denn? Du weißt, du kannst mit mir über alles reden.", sagt er sanft. Ich lächele. „Ja, ich weiß. Ich... frage mich, ob es vielleicht doch ein Fehler war, mit ihm Schluss zu machen." „Ich sage dir die Antwort.", sagt Jack erleichtert. „Ja, war es! Aber so was von! Es geht euch beiden doch miserabel.", stellt er klar. Wieder nicke ich. „Jack?", frage ich leise. „Hm?", brummt er. „Ich habe dich lieb.", sage ich. „Ich dich doch auch. Sonst wäre ich nicht hier, oder?", grinst er. „Ja. Du bist einfach immer da. Wenn es mir schlecht geht, bist du da, um mich zu trösten. Wenn ich fröhlich bin, bist du da, um mit mir zu lachen. Wenn ich wütend bin, dann bist du immer da, um mich zu beruhigen. Und wenn ich was Dummes tue, bist du da, um mich zusammenzuscheißen. Und du unterstützt mich. Ich könnte mir keinen besseren besten Freund wünschen." Ich setze mich aufrecht hin. Jack lächelt mich breit an. „Mira.", seufzt er grinsend. „Aber natürlich bin ich für dich da.", bestätigt er.

Da öffnet sich die Tür und Finn will den Raum betreten. „Oh.", rutscht es ihm hinaus und er dreht sich auf dem Absatz herum. Ich kneife die Lippen zusammen. „Geh ihm nach.", fordert Jack mich auf. „Nein." Ich schüttele den Kopf. „Mira, du hast gerade selbst zugegeben, dass es ein Fehler war, dich von ihm zu trennen- vor allem aus dem Grund.", regt mein bester Freund sich auf. „Ja, aber... Ich kann nicht.", seufze ich. „Du bist in einer Woche wieder in Deutschland, wenn nicht jetzt, wann dann?", fragt er mich. „Morgen?", versuche ich es. „Haha.", sagt Jack trocken. „Nein, im Ernst. Irgendwann musst du mit ihm reden!", ruft er. „Ich weiß.", seufze ich wieder. „Themawechsel.", bitte ich ihn. „Von mir aus. Was denn?" „Wie läuft's bei dir denn mit den Ladies?", frage ich. „Komm schon, muss das sein?", seufzt Jack und lehnt sich zurück. „Ich bin nur neugierig." Ich zucke unschuldig mit den Schultern. „Es könnte besser sein.", sagt er leise. „Seit der Trennung von Ellie... hatte ich immer mal wieder Dates, aber es hat nie funktioniert.", erzählt er. Ich nicke. „Du findest ein tolles Mädchen. Da bin ich mir sicher.", muntere ich ihn auf. Jack nickt. „Wenn du das sagst... Aufgeben werde ich nicht, da kannst du sicher sein.", stellt er klar. Da betreten Sophia und Wyatt den Raum.

Seitdem sind ein paar Tage vergangen. Nachdenklich sitze ich auf dem Boden. Morgen würde ich zurück fliegen. Vor mir liegen Umzugskartons mit krakeliger Aufschrift. Ich nehme nur das Wichtigste wieder mit zurück. Und dennoch bin ich bei beinahe 20 Kartons. Kleidung, Deko, Souvenirs, Andenken. Ich kneife die Lippen zusammen und streiche sanft über den Karton mit der Aufschrift „Bilder". In dem Karton befinden sich hauptsächlich Bilderrahmen. Mit Bildern von zuhause, aber auch behind the scenes vom Film. Aus dieser Wohnung. Finn ist auf fast allen drauf. Da fällt mir ein besonderes Bild ins Auge. Vorsichtig nehme ich den Rahmen hoch. Es ist ein Bild von Finn, Jack und mir. Mir kommen alle Erinnerungen wieder hoch- von meinem allerersten Tag am Set.

„Und... Cut!", brüllt der Regisseur. Jack, Finn und ich gehen zu ihm und betrachten die Szene noch einmal, die wir gerade abgedreht haben. „Habt ihr sehr gut gemacht, Kinder." Der Regisseur klatscht uns ab. Ich nicke dankend. „Komm, wir gehen zum Pausenraum, sonst bekommen wir am Ende keine Donuts mehr ab.", fordert Jack uns auf und wir wollen gehen. Da steht der Regisseur auf. „Warte mal. Ein Foto. Als Andenken an Miras ersten Tag an einem Filmset.", grinst er. Ich nicke lächelnd. Finn stellt sich zu meiner Rechten, Jack zu meiner Linken. Beide legen den Arm um mich und ich ziehe sie ebenfalls zu mir. Der Regisseur richtet mein Handy auf uns und schießt ein Foto. „Klick!", macht es und er schaut sich das Foto an. „Mensch, seid ihr süß.", lächelt er und gibt mir mein Handy wieder. Ich schaue auf das Display. Ja, wir sind süß. Ich weiß schon in dem Moment, als der Auslöser gedrückt wird, dass es mein Lieblingsbild ist. Und das hat sich gerade bestätigt.

Ich seufze. Dann nehme ich mein Handy aus der Hosentasche und betrachte seine Rückseite. Ich habe die Hülle, die Finn mir geschenkt hat, nicht abgenommen. Somit ziert noch immer das Bild, welches ebenfalls im Rahmen auf meinem Schoss verweilt, mein Handy.

„Ich freue mich so!", rufe ich und umarme Finn stürmisch. Wir stehen am Flughafen und warten ungeduldig auf Carinas und Lucas Flieger. „Oh, apropos freuen. Hier, ich habe was für dich... Ist zwar etwas kitschig, aber..." Er zieht eine Schachtel aus seiner Jackentasche. „Wieso das denn?" „Heute vor einem Monat hast du dich verplappert.", grinst er. „Vor einem Monat?", frage ich verblüfft und nehme die Schachtel entgegen. „Wie gesagt, es ist kitschig, aber..." Ich öffne die Schachtel. „Ist das..." „Eine Handyhülle mit einem Foto von dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben? Ja vielleicht.", grinst er. Ich nehme die Hülle heraus und betrachte sie. Finn hat auf dem Bild einen Arm um mich gelegt, genauso wie Jack, der jedoch von Finn abgeschnitten wurde. Ich muss grinsen. „Ich liebe es! Danke!", rufe ich und umarme ihn fest. „Es ist etwas kitschig, aber besser kitschig geht nicht!", freue ich mich und tausche sofort die Hüllen an meinem Handy aus. Die alte stecke ich in meinen Rucksack. „Das ist so lieb von dir, und ich habe gar nichts...", fällt mir auf. „Das ist doch nicht schlimm.", grinst er. „Ich brauche keine Geschenke von dir. Du reichst fürs Erste."

Tränen steigen in meine Augen. Ich erinnere mich an diesen Tag, als wäre es gestern gewesen. Ich beiße nervös auf meiner Unterlippe herum. Schnell stecke ich mein Handy wieder weg und verschließe den Karton, in dem auch der Rahmen wieder verschwunden ist. Dann nehme ich das Paketband und klebe ihn sorgfältig zu, damit er auf dem Flug nicht kaputt geht. Dann nehme ich mir einen Sharpie. „Vorsicht! Zerbrechlich!", schreibe ich drauf. Auf jede Seite, auf Englisch und auf Deutsch. Nur um sicher zu gehen. Dann widme ich mich den anderen Kartons und klebe sie ebenfalls zu. Irgendwie fühlt es sich an, als würde ich meine Zeit hier einfach wegsperren. 

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