87: "Was hast du verkackt?"

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Ich öffne die Wohnungstür und lasse Sadie vor. „Hey, wo... Hallo, Sadie!", begrüßt Finn unseren Gast. Er kommt gerade aus der Küche. „Jack kommt gleich vorbei." „Mira, solltest du es nicht lassen, eine Verkupplungsaktion zu starten?", erinnert mein Freund mich sogleich.

„Mira, tust du mir einen Gefallen?", scheint er das Thema zu wechseln. Ich nicke. „Was denn?" „Keine Verkupplungsaktion für #jadie, okay?", bittet er mich. Ich seufze. „Okay, von mir aus.", gebe ich mich geschlagen. „Wobei das mit Jae und Soph gut geklappt hat.", wende ich ein. Finn nickt. Ja, aber trotzdem. Die wollten ja beide vom anderen was.", erklärt er. „Ja, ich habe es verstanden.", seufze ich und lehne meinen Kopf auf seine Schulter.

„Es war alles ihre Idee!", rechtfertige ich mich und deute auf Sadie, die ihre Schuhe auszieht. „Teilweise zumindest, ja.", bestätigt die meine Aussage und grinst. „Na dann..." Finn zieht die Augenbrauen hoch und schüttelt amüsiert den Kopf. „Ihr kommt schon auf komische Ideen..." Da klingelt es an der Tür. „Finn, ab ins Schlafzimmer." „Ist die Stripperin da?", fragt er grinsend. Ich verdrehe schmunzelnd die Augen. „Nein, du sollst dich verstecken.", erkläre ich und betätige den Türsummer. „Sadie, geh ins Wohnzimmer, damit er nicht gleich wieder abhaut.", ordne ich an und öffne die Wohnungstür, während Finn die Schlafzimmertür hinter sich schließt und Sadie sich um die Ecke auf die Couch fallen lässt. „Jack.", begrüße ich meinen besten Freund eventuell etwas zu überschwänglich, als sich die Türen des Fahrstuhls öffnen. „Was ist das für ein Notfall?", fragt er etwas verwirrt über mein breites Grinsen. „Komm bitte rein." „Ich bin gegen Dreier.", bemerkt Jack trocken und ich boxe ihm in die Seite. „Klappe, Grazer.", zische ich, muss aber dennoch schmunzeln. „Tut mir leid.", grinst der. Ich lasse ihn vorgehen. Als er um die Ecke kommt und sieht, wer da auf dem Sofa sitzt, stockt er. Dann dreht er sich zu mir um. „Im Ernst?", fragt er mit einem Blick gemischt aus Verwirrung, Angst und einem kleinen Hauch Wut. Ich atme tief durch und nicke ihm zu. „Vertrau mir.", sage ich leise und gehe ins Schlafzimmer. Bevor ich die Schlafzimmertür hinter mir nur anlehne, sehe ich noch einmal zurück und sehe wie Jack sich zögernd zu dem Rotschopf setzt.

„Lass die ja angelehnt, dann können wir was hören.", ermahne ich meinen Freund, als dieser die Klinke runterdrücken will. Er nickt nur und setzt sich vor den Türspalt. Ich lasse mich neben ihm nieder und wir beide strecken unsere Köpfe näher an die Tür, um besser hören zu können.

„Was?", fragt Finn etwas angestrengt. „Man hört ja nichts...", beschwere ich mich. „Okay, mach die Tür zu.", seufze ich und stehe auf, um mich aufs Bett zu setzen. „Ich wüsste wirklich zu gern, worüber sie reden...", meckert Finn und setzt sich zu mir. „Vielleicht reden sie ja gar nicht.", grinse ich vielsagend und wackele mit den Augenbrauen. „So wie wir?", fragt Finn und wackelt ebenfalls mit den Augenbrauen. „Wie jetzt?", frage ich skeptisch. Finn legt seine Hände um meine Hüfte und zieht mich zu sich. „Tu doch nicht so blöd.", grinst er und legt seine Lippen auf meine. Grinsend erwidere ich den Kuss und vergrabe meine Hände in seinen dunklen Locken. „Ja, hab's verstanden.", nuschele ich. „Hast ja dein Abi doch nicht umsonst geschafft.", grinst Finn, als wir uns kurz lösen. Ich drücke meine Lippen wieder auf seine. „Klappe.", murmele ich. „Wo ich Recht habe..." Aus Rache beiße ich, wenn auch nicht allzu doll, auf seine Lippe. „Au.", beschwert mein Freund sich. „Selbst schuld, Wolfie.", grinse ich. Finn intensiviert den Kuss und drückt mich nach hinten.

„Du weißt, dass da Leute in unserem Wohnzimmer sitzen?", lache ich auf und löse mich. „Mist. Wieso noch gleich?" „Weil ich es nicht lassen kann, Freunde zu verkuppeln.", sage ich schulterzuckend und drücke Finn sanft wieder hoch. „Wo du Recht hast...", seufzt er. „Meine Güte, wie lange brauchen die denn noch?", quengele ich und gehe zur Tür. Ich presse mein Ohr gegen das kalte Holz. „Nichts zu hören.", flüstere ich. „Das heißt entweder reden sie noch, oder sind beschäftigt. Bei beidem hören wir genau gar nix.", seufzt Finn und lässt sich rückwärts aufs Bett fallen. Ich öffne die Tür einen Spalt und will einen Blick erhaschen. „Ich seh nix!", beschwere ich mich. „Wehe du... gehst raus." Finns Stimme wird abrupt leise und er beobachtet mich, wie ich in den Flur schleiche.

Ich fühle mich wie ein Geheimagent, als ich um die Ecke schaue, um zu sehen, was genau passiert. Ich höre nichts, daher gehe ich davon aus, dass sie wirklich beschäftigt sind... Umso größer ist meine Enttäuschung, als ich die beiden in der exakt selben Position vorfinde, in der ich sie verlassen habe. Sie reden nicht. Ich verdrehe meine Augen. Das ist doch nicht deren Ernst. Also tue ich so, als würde ich in die Küche gehen wollen, und spaziere an den beiden vorbei, um die Küche durch die Flügeltür zu betreten. Ich bleibe jedoch vor den beiden stehen. „Alles in Ordnung?", frage ich, freundlich grinsend. Sadie nickt einfach nur. Jack sagt nichts. „Habt ihr geredet?", frage ich einfach. Sadie schüttelt den Kopf. Jack bleibt stumm. „Leute, ich weiß, ich soll mich nicht einmischen, aber... Sadie, es war deine Idee, dann mach doch auch was, meine Güte!", rege ich mich auf und stapfe in die Küche, wo ich mir ein Glas Wasser einschenke. „Du hast Recht.", sagt Jack leise. Ich nicke. „Natürlich habe ich das. Bin auch schon wieder weg.", sage ich und will gehen. „Nein, schon gut. Ich... denke, wir sollten gehen.", sagt Sadie und steht auf. Ich schaue sie entgeistert an. Jack steht ebenfalls auf. „Sie hat Recht." „Viel mehr kannst du auch nicht sagen, was?", frage ich etwas gekränkt über die Tatsache, dass die beiden verschwinden wollen. „Ich hole uns ein Taxi.", übergeht Jack meine Frage und geht mit Sadie zur Tür. Ich stehe da und schlucke meinen Kloß im Hals herunter. Die Tür schließt sich hinter den beiden. Mein Rachen ist wie ausgetrocknet. Habe ich es verkackt? Schnell nehme ich einen Schluck aus dem Glas in meiner Hand.

Nach einiger Zeit kommt Finn aus dem Schlafzimmer, wahrscheinlich um zu sehen, wo ich bleibe. Er sieht mich fragend an, als er sieht, wie ich mitten im Wohnzimmer stehe, allein, mit einem Glas Wasser in der Hand und einem Ausdruck von Verwirrung und Schock auf meinem Gesicht. „Mira?", fragt er vorsichtig und kommt auf mich zu. „Ich habe es verkackt.", sage ich und trinke das Wasser mit einem Schluck leer. „Was?", fragt mein Freund mich verständnislos. „Ich habe es verkackt.", wiederhole ich und stelle das Glas auf den Couchtisch, bevor ich mich lustlos aufs Sofa fallen lasse. „Was hast du verkackt?", spezifiziert Finn seine Frage und setzt sich zu mir. 

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