58: "Autounfall."

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Diesmal ist es Finns Handy, das uns auseinander reißt. Seufzend richte ich mich, wieder mal, auf und rücke meinen Dutt zurecht, der nun leider Gottes etwas schief auf meinem Kopf sitzt. „Hallo?", fragt Finn, der etwas außer Atem ist. Ich muss mein Lachen verkneifen. „Nein, ich... bin nur gerade vom Joggen wiedergekommen." Ich lache. „Seit heute... Ich habe heute angefangen. Was ist denn los?", fragt er mit einem belustigten Gesichtsausdruck in meine Richtung. Dieser entgleitet ihm im nächsten Augenblick und er reißt erschrocken die Augen auf. „Was?", fragt er atemlos- vor Schock. Ich schaue ihn besorgt an. „Was ist?", frage ich leise. Finn schaut mich an und hört dem wilden Gebrabbel zu, welches aus seinem Hörer kommt. „Oh mein Gott. Ja, ja, natürlich! Wir kommen sofort, Sophia, keine Sorge!" Er legt auf und steckt sein Handy in seine Hosentasche. „Was ist los?", frage ich besorgt. Finn sieht mich bedrückt an. „Wyatt hatte einen Unfall."

Wir sitzen im Auto und quälen uns durch den Verkehr der Innenstadt. „Unfall?", bringe ich nach langer Zeit wieder ein Wort heraus. „Unfall.", wiederholt Finn und ist wie paralysiert. „Ein Autounfall. Er saß in nem Taxi drin und ein Lieferwagen ist in die Seite reingebrettert... Mehr habe ich nicht aus Sophias aufgelöstem Anruf aufnehmen können.", erzählt er. „Mein Gott." Ich biege auf den Parkplatz des Krankenhauses und parke den Wagen.

„Wyatt Oleff. Wir sind enge Freunde...", sage ich zur Empfangsdame und nehme Finns Hand. „Ah, ja. Namen?", bittet die nette Dame uns. „Mira Stanford und Finn Wolfhard." Die Dame checkt eine Liste. „Uhm.... Ja. Zimmer 353." Ich ziehe beinahe einen Mundwinkel hoch. „Danke sehr." Wir gehen zum Fahrstuhl. „353." Finn muss schmunzeln. „Halleluja.", füge ich hinzu und drücke auf die Drei. „Sind die anderen schon da?", frage ich. „Wahrscheinlich. Sophia auf jeden Fall." „Dann ist Jaeden wohl auch da.", stelle ich fest. Der Fahrstuhl kommt in der dritten Etage an und die Türen öffnen sich. Auf einer Bank gegenüber des Fahrstuhls sitzen eine verheulte Sophia und ein bedrückt aussehender Jaeden. Die beiden sehen auf und als sie uns sehen, stehen sie auf. Sie kommen wortlos auf uns zu und umarmen uns. „Er ist noch nicht aufgewacht.", seufzt Sophia und schnieft einmal. „Oh man.", antworte ich und wir gehen zu Zimmer 353. „Welch ein lustiger Zufall.", schmunzele ich und streiche über das Schild, bevor ich die Tür öffne.

Wyatt sieht blass aus. Seine dunkelblonden Locken hängen ihm strähnig ins Gesicht. Seine Augen sind geschlossen, er atmet tief ein und aus. Auf dem Stuhl an der linken Seite des Krankenhausbettes sitzt Jack, der nun den Kopf hebt. „Hallo Leute.", sagt er leise. Ich gehe zu ihm und umarme ihn fest. „Hey.", begrüße ich ihn. „Er ist immer noch nicht aufgewacht...." „Und sowas einen Tag vor seinem Geburtstag.", seufze ich. Heute ist der 12. Juli 2019. Morgen ist sein 16. Geburtstag. „Oh ja..." Ich betrachte Wyatt, der einfach nur da liegt. Ein Gips ziert seinen Arm und sein linkes Bein. Um seinen Kopf ist ein Verband gewickelt. Seine Augenlider schimmern lila, an seinem nicht eingegipsten Arm sind blutige Kratzer. Er sieht, kurz gesagt, schrecklich aus. Eine Schwester betritt das Zimmer. „Guten Tag.", begrüßt sie uns knapp und geht schnurstracks zum Bett. „Wann wird er aufwachen?", fragt Sophia besorgt. „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.", antwortet die Schwester trocken. Stille. Betroffen beobachten wir, wie sie an seinen Kabeln herumwerkelt und ein paar Knöpfe an dem Monitor drückt, der neben Wyatts Bett steht. Dann geht sie wortlos wieder hinaus. „Was genau ist denn jetzt passiert?", frage ich nach Stille. „Autounfall.", wiederholt Jack die Fakten. „Finn?", fragt Sophia ein wenig verwirrt, als sie diesen ein wenig betrachtet. „Hm?" Er hebt den Kopf. „Hast du dich umgezogen?" „What?", fragt er ebenso verwirrt. „Nein?", beantwortet er Sophias Frage. „"Gehst du mit Jeans und Guccishirt joggen?", fragt sie schelmisch grinsend. „Was?" „Finn, du hast mir am Telefon gesagt, du wärst außer Atem, weil du vom Joggen wiedergekommen wärst... Ich halte dich jetzt nicht für so unsportlich, dass du nach dem Umziehen noch außer Atem wärst.", grinst sie. Finn zieht eine Augenbraue hoch und ich sehe, wie er leicht rot wird. Auch mir steigt das Blut in den Kopf. „Wobei haben wir euch denn bitte gestört?", fragt Jaeden. „Also ich...", will ich mich rechtfertigen, doch da lenkt uns etwas ab.

„Leute?", fragt Wyatt leise. Alle Köpfe drehen sich zu ihm. Seine Augen sind nur einen winzigen Spalt geöffnet. Er hustet. „Wyatt!", rufe ich, dankbar für die Ablenkung und natürlich auch dafür, dass er wach ist. „Was ist passiert?", fragt er. „Ich hole die Schwester.", sagt Jaeden und eilt aus dem Raum. „Du hattest einen Autounfall.", erzähle ich. Seine Augen weiten sich ein wenig. „Au.", seufzt er. „Guten Tag, schön, dass Sie wach sind.", begrüßt die Schwester ihn und bittet uns alle hinaus.

„Also, ich brauche Ablenkung, das ist mir zu viel Stress.", seufzt Sophia und wischt sich eine Träne der Erleichterung aus dem Augenwinkel. „Wir können Essen...", fange ich an. „Nein, nein, ich will jetzt mal eine Story hören.", grinst sie. Wir sitzen alleine in der Lounge unten. Die Jungs sind im Nebenraum, wo ein Kickertisch steht. „Story?", frage ich nach. „Als ob Finn joggen war.", greift sie das Gespräch von vorhin auf. „Soph...", seufze ich. „Was denn?", grinst sie unschuldig. „Wir haben nichts gemacht!", stelle ich klar. „Ach ja?" „Fast.", gebe ich zu. „Mira!" „Nicht so...", seufze ich. „Ihr habt nicht m..." „Soph!", mahne ich sie, denn es laufen Schwestern an uns vorbei. „Nein!", antworte ich auf die ungestellte Frage und lehne mich zurück. „Schade." „Was?", frage ich entgeistert. „Ja also bitte..." Da kommen die Jungs wieder in die Lounge. „Er hat mich voll abgezogen!", beschwert sich Jaeden. „Hat er heute nicht auch andere Sachen abgezogen?", fragt Soph mich leise. „Sophia!", zische ich warnend. „Ganz sicher nicht!" „Na dann..." „Du bist doof." „Worüber redet ihr?", fragt Finn und gibt mir einen Kuss, nachdem er sich neben mich gepflanzt hat. „Nichts wichtiges.", lächele ich und zucke mit den Schultern. „"Ah, ok.", nimmt er es zur Kenntnis und ich lehne mich an ihn an. „Die Anderen kommen später auch noch.", informiert Jaeden uns nach einem Blick auf sein Handy. „Ok.", sage ich und werfe Sophia einen warnenden Blick zu, denn sie sieht mich an und wackelt mit den Augenbrauen. „Ich hasse dich auch.", sagt Sophia. „Bitte wie?", fragt Finn verwirrt. „Nichts, alles gut.", grinst sie. „Ihr seid komisch.", lacht Finn und zieht mich näher.

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