82: "Alles gut, Ladies?"

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„Und, wie fühlt es sich so an, einen Preis gewonnen zu haben?", fragt Jack. Wir sitzen alle auf dem Sofa und reden über Gott und die Welt. „Ich habe Mira gesagt, sie soll mich „Großer Gewinner" nennen, aber sie weigert sich.", erklärt Finn die Lage und deutet auf mich. Ich verdrehe die Augen. „Ich nenne dich lieber Blödmann.", stelle ich klar und lehne mich zurück. „Pf.", schnaubt mein Freund und Sadie und Jack müssen grinsen. „Habt ihr Hunger?", fragt Finn unsere Gäste. Ich schaue ihn verwirrt an. „Haben wir nicht gerade gegessen?", frage ich und hebe einen Mundwinkel. „Ne halbe Pizza ist nichts sonderlich sättigend...", seufzt Finn überdramatisch. „Pf.", schnaube ich und lehne mich mit verschränkten Armen zurück. „Also ich würde was essen wollen...", meldet sich Sadie und lächelt uns an. „Ha! Also können wir doch noch mehr essen.", freut sich mein Freund und holt sogleich sein Handy heraus, um zu bestellen. Dann stockt er. „Das Internet ist kaputt.", seufzt er. Ich verdrehe meine Augen. „Ist der Router wieder kaputt?", überlegt Jack. „Männer und Technik. Nein!", rufe ich und deute auf besagten Router. Dieser blinkt fröhlich vor sich hin. „Du hast doch noch WLAN, oder?", frage ich Finn. Dieser nickt und gibt mir sein Handy.

Nach einigem Rumtippen, welches von den drei anderen aufmerksam verfolgt wird, hebe ich meinen Blick von Finns Handy. „Das Internet ist down.", stelle ich fest und gebe das Handy seinem Besitzer zurück. „Wie bestellen wir denn jetzt?", beschwert sich Jack. „Mein Magen ist ein einziges Loch.", fügt er hinzu. Sadie verdreht die Augen. „Ihr könnt Pizza kaufen gehen, der Supermarkt ist doch nur eine Straße weiter.", schlägt sie vor und deutet Richtung Tür. Ich nicke. „Gute Idee." „Na schön...", ergibt sich Finn ohne weiteres Meckern und steht auf. „Komm, Jack." „Vergesst die Sonnenbrillen nicht, ihr fame people.", grinse ich. Finn schnaubt verächtlich. „Meine Kapuze muss reichen.", sagt er dann bestimmt und zieht Jack zur Tür. Ich wende mich Sadie zu.

„Jetzt, wo die Jungs weg sind...", fange ich an. „Du willst mich ausfragen, oder?", seufzt Sadie grinsend und lehnt sich zurück. „Eventuell.", bestätige ich ihre Vermutung. „Also, du und Jackie.", grinse ich breit. Sie verdreht die Augen. „Was ist mit uns?" „Was läuft da?", frage ich. Sadie lehnt sich zurück und atmet einmal tief ein. „Nichts.", antwortet sie knapp. „Nichts.", wiederhole ich. „Nichts!", bestätigt Sadie. „Als ob.", grinse ich. „Was war das an Silvester?", frage ich und ziehe erwartungsvoll meine Augenbrauen hoch. Sadie schüttelt den Kopf. „Ein Kuss?", überlegt sie angestrengt. „Wieso habt ihr euch geküsst?", hake ich nach. Manchmal habe ich meine Phasen, wo ich einfach stur geradehinaus alles frage, was mir in den Sinn kommt. Und so eine ist gerade. „Weiß ich nicht, hat sich so ergeben.", antwortet Sadie. „Magst du ihn? Ach, warte, was für eine Frage, ihr hängt die ganze Zeit miteinander rum, natürlich magst du ihn.", beantworte ich meine eigene Frage. Der Rotschopf kneift die Lippen zusammen. „Schon." „Süß." „Aber ich glaube nicht, dass daraus was wird.", fügt sie hinzu. Ich spüre, wie mein Magen sich zusammen zieht. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. „Wie? Wieso das denn?", frage ich so ruhig wie möglich. „Alles okay?", fragt sie etwas besorgt. „Beantworte meine Frage!", rege ich mich auf. „Woah, okay, okay.", versucht sie, mich zu beruhigen. „Ich weiß nicht, wir sind halt gute Freunde.", sagt sie. „Das waren Finn und ich am Anfang auch, Sadie.", sage ich leise, um meine Wut zurückzuhalten, die sich unnötiger Weise in mir breit macht. Ich schlucke. Dann steigen mir Tränen in die Augen. „Was ist los?" Sadie legt eine Hand auf meinen Arm, den ich wegschiebe. Sie weiß nichts von meiner Krankheit, die sich in letzter Zeit zum Glück nicht so oft bemerkbar gemacht hat. Der Psychologe hat echt geholfen. Aber wieso gerade jetzt? „Ich bin gleich wieder da.", flüstere ich und gehe ins Bad.

Mit meinem Kopf in die Hände gestützt, sitze ich auf dem Klodeckel und starre gegen die Tür. Der Tränenschleier verschmiert meine Sicht und meine Wimperntusche. „Scheiße.", fluche ich leise und versuche, möglichst kontrolliert ein und aus zu atmen, damit sich die Wut nicht so breit macht. Diese Technik hat mir der Psychologe empfohlen, und ich brauchte sie bisher nicht. Sadie klopft gegen die Tür. „Mira?" „Alles gut.", antworte ich. „Glaube ich nicht.", sagt sie und versucht, die Tür zu öffnen, die ich jedoch abgeschlossen habe. „Komm raus.", bittet sie mich besorgt. „Ich komme gleich.", sage ich. Dann stehe ich auf und nehme meinen Zahnputzbecher. Ich fülle ihn etwas mit Wasser und öffne den Badezimmerschrank. Dort steht ein kleiner, orange-milchiger Zylinder mit weißem Deckel. Ich nehme eine der länglichen Pillen heraus und drehe sie in meinen Fingern. Diese Pillen wurden mir verschrieben, um die Stimmungsschwankungen, wenn sie extrem werden, zu schwächen. Ich klemme sie mir zwischen die Zähne und betrachte mich selbst im Spiegel, wie ich den Zahnputzbecher ansetze und die Tablette mit einem Schluck verschwinden lasse. Dann stelle ich den Becher zur Seite und schließe kurz meine Augen. „Komm bitte raus, die Jungs sind gleich wieder da.", bittet Sadie mich. Ich nicke und schiebe meine Brille hoch, bevor ich den Schlüssel im Schloss umdrehe und wieder in den Flur komme. „Ist wirklich alles in Ordnung?", fragt Sadie. Ich nicke einfach nur. „Das ist nur meine Krankheit.", fange ich das Thema an. Da klimpern Schlüssel an der Wohnungstür und Jack und Finn kommen wenige Sekunden später hinein.

„Alles gut, Ladies?", grinst Finn. Sadie übergeht seine Frage. „Welche Krankheit?", fragt sie etwas verwirrt. Finns Lächeln weicht aus dem Gesicht und er geht zusammen mit Jack schnell in die Kpche, um die Pizzen gleich in den Ofen zu schieben. „Die Krankheit, die ich eigentlich ganz gut unter Kontrolle hatte. Bis jetzt.", sage ich mit zusammengebissenen Zähnen. „Und was ist das für eine Krankheit?", hakt Sadie, nun mehr interessiert als verwirrt. Ich deute Richtung Wohnzimmer. „Lass uns nicht so im Flur rumstehen.", sage ich und gehe vor. „Ich habe eine bipolare affektive Störung.", sage ich und ziehe einen Mundwinkel hoch. „Was ist daran so lustig?" „Ich bin offiziell gestört.", grinse ich. „Das wussten wir aber schon vorher.", grinst mein Freund, der nun gemeinsam mit Jack das Wohnzimmer betritt. „Du bist scheiße.", sage ich. „Ist eigentlich auch keine große Sache.", sage ich wieder an Sadie gewandt. „Nur halt, wenn man's nicht weiß, ist es komisch...", füge ich hinzu. „Und normalerweise sind die Schwankungen auch nicht so stark... Was hast du angestellt?", fragt Finn mich und setzt sich zu mir. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Es ging von einer relativ normalen Unterhaltung zu Wut und Trauer auf einmal.", verschweige ich das Gesprächsthema, wofür Sadie mich dankbar ansieht. „Hast du die Tablette genommen?", fragt Finn fürsorglich. „Du meinst die Pille. Wir wollen ja nicht, dass Mira schwanger wird.", wirft Jack lachend dazwischen. Ich zeige ihm einen Vogel. „Pf.", schnaubt er. Da piept auch schon der Ofen. „Pizza!", ruft Finn erfreut und wir gehen alle in die Küche.

„Was?", fragt Finn verblüfft. Gerade habe ich ihm von Sadies und meinem Gespräch erzählt. Sadie und Jack sind vor etwa zehn Minuten, mit vollen Mägen natürlich, gegangen. Ich nicke. „Jack hat mir ungefähr das genaue Gegenteil erzählt.", seufzt er und lehnt sich zurück. „Im Ernst?", stöhne ich resigniert. „Mira, tust du mir einen Gefallen?", scheint er das Thema zu wechseln. Ich nicke. „Was denn?" „Keine Verkupplungsaktion für #jadie, okay?", bittet er mich. Ich seufze. „Okay, von mir aus.", gebe ich mich geschlagen. „Wobei das mit Jae und Soph gut geklappt hat.", wende ich ein. Finn nickt. Ja, aber trotzdem. Die wollten ja beide vom anderen was.", erklärt er. „Ja, ich habe es verstanden.", seufze ich und lehne meinen Kopf auf seine Schulter. „Wobei du ja echt niedlich bist, wenn du dich für andere so einsetzt.", grinst er und setzt sich gerade hin, sodass mein Kopf nicht mehr auf seiner Schulter liegen kann. „Schleimer.", lache ich auf. „Ich liebe dich auch.", seufzt Finn und legt eine Hand in meinen Nacken, um mich näher zu ziehen. „Finde ich toll.", sage ich trocken. „Klappe.", schmunzelt mein Freund und unsere Lippen treffen sich. „Du kannst mich echt toll zum Schweigen bringen, das solltest du als deine Talente in deinem Lebenslauf einfügen.", nuschele ich, als wir uns für einen kurzen Moment lösen. „Du bist doof.", grinst Finn und setzt sich wieder gerade hin. „Du Stimmungszerstörerin.", seufzt er dann schmunzelnd. „Als ob das so schlimm war.", sage ich gespielt traurig. „Viel schlimmer.", ruft Finn theatralisch und lässt sich zurück fallen, als ob er ohnmächtig würde. „Ich hasse dich.", sage ich gespielt beleidigt. „Tust du nicht.", grinst mein Freund. „Doch, gerade schon.", schmolle ich. „Wieso das?", ruft Finn übertreiben besorgt. „Weil.", sage ich trotzig. „Weil?", wiederholt Finn amüsiert. „Weil.", sage ich und ziehe eine Schmolllippe. „Ach, Mira. Ich liebe dich.", sagt er sanft und kommt näher. Ich ziehe einen Mundwinkel hoch. „Ich dich auch.", seufze ich. Finn lächelt mich an und legt seine Lippen auf meine. 

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