92: "Ende."

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Donnerstag, 15. März 2020. Ich sitze in einem Taxi und lasse meinen Blick über die vorbeiziehenden Hochhäuser Vancouvers schweifen. Finn sitzt neben mir und tippt etwas in sein Handy ein. „Jessi und Noah kommen doch noch, um uns zu verabschieden.", informiert er mich. Ich drehe meinen Kopf zu ihm. „Das ist schön.", lächele ich. Ich trage den Sweater mit einem Druck des Fotos des It's the Losers' Club Casts an unserem letzten Tag, den Jack und Sadie mir zum Geburtstag geschenkt hatten. Ich drehe den winzigen Anhänger der Goldkette, die Finn mir geschenkt hatte, in meinen Fingern. „Mira, Süße, alles in Ordnung?", fragt Finn etwas besorgt. „Werde nur gerade sentimental.", seufze ich und nehme seine Hand. Er lächelt sanft und verschränkt unsere Finger. „Wir sind ja nicht für immer weg." „Lange genug.", widerspreche ich. „Auch wahr.", stimmt Finn mir zu. „Das ist sozusagen das Ende einer Ära.", füge ich hinzu. „Einer Ära? Übertreib mal nicht, Schatz.", lacht mein Freund auf und streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken. „Es ist das Ende.", betone ich. „Ende.", wiederholt Finn trocken. „Ja.", nicke ich eifrig. „Boston wird cool.", sagt Finn. Ich nicke. „Hoffentlich.", füge ich hinzu. „Mit dir kann es ja nur schön werden.", flüstert Finn in mein Ohr. Ich schlucke. „Oh, da hat ja jemand Gänsehaut.", triumphiert er und streicht sanft über meinen Nacken. „Hör auf, Finn.", kichere ich, obwohl ich versuche, ernst zu bleiben. „Wir sind da." Der Taxifahrer dreht sich zu uns um. „Ich helfe euch noch mit eurem Gepäck, ja?", fragt er freundlich und wir steigen aus.

„Hey, da sind Jessi und Noah!", ruft Finn und winkt in deren Richtung. Einige Paparazzi schießen Fotos. Die beiden kommen auf uns zu uns Jessi umarmt mich fest. „Ich kann nicht glauben, dass ihr ein Jahr weg seid." „Ihr könnt uns ja besuchen kommen.", schlage ich vor und umarme auch Noah. „Werden wir, darauf kannst du Gift nehmen.", versichert er mir. Finn holt unsere Tickets hervor. „Gleich ist schon Boarding- wir sind spät dran.", sagt er leise. „Oh man." Jessi ist sichtlich traurig. „Ich werde euch so vermissen." „Wir euch doch auch.", seufze ich und umarme sie noch einmal. „Vor allem die gemeinsamen Treffen bei euch in der Wohnung.", fügt Noah hinzu. „Das ist wahr.", meldet sich Finn. Ich erinnere mich an die ersten Treffen mit den Beiden.

Da klingelt es an der Tür. „Noah ist wohl da.", stellt Finn fest. „Hier, mach mal bitte." Er drückt mir die Fernbedienung in die Hand und eilt zur Tür. Grinsend schüttele ich den Kopf und schalte Netflix ein. „Das ist meine Wohnung.", präsentiert er Noah das Apartment. „Meine, Wolfie!", rufe ich nach hinten und scrolle durch die Filme. „Und das da ist Mira." Ich drehe mich um. „Hey, Noah.", grinse ich und stehe auf. „Echt schön, dich endlich mal richtig kennenzulernen.", freue ich mich. „Geht mir ebenso. Ich habe gehört, du bist eine fantastische Schauspielerin.", sagt er mit einem Seitenblick auf Finn. „Wirklich?", grinse ich. Noah nickt. „Du hast aber schon mal dich auf dem Bildschirm gesehen, ja?", gebe ich grinsend das Kompliment zurück. „Ach, hör doch auf.", grinst er. „Du bist also Finns Mitbewohnerin.", wechselt er das Thema, als wir zum Sofa gehen und uns dort fallen lassen. „Unter anderem, ja.", grinse ich und lehne mich zurück. „Unter Anderem? Was bist du noch? Seine Putzfrau?", neckt Noah mich und knufft mich in die Seite. „Weil der Herr faul wie sonst was ist, auch das. Aber das meinte ich jetzt eher weniger.", lache ich Richtung Finn. „Sie ist meine Freundin, du Blödmann.", stellt Finn die Situation klar. „Ach so! Sag das doch gleich!", lacht Noah und Finn und ich steigen mit ein.

„Wen bringt er mit?" „Keine Ahnung- jemanden!" Ich sitze grübelnd auf der Couch. Es ist mittlerweile fast eine Woche her, dass Noah das erste Mal bei uns war. „Wen könnte er denn mitbringen wollen... Millie?" „Weiß nicht... ist die nicht in LA?", fragt Finn nachdenklich. Da klingelt es auch schon an der Tür. „Jetzt werden wir es erfahren.", bemerke ich und stehe auf, um die Tür öffnen zu gehen. „Noah!", begrüße ich unseren Gast und umarme ihn. „Hey.", gibt er zurück. Da kommt ein Mädchen die Treppen hoch, das ich vorher noch nie gesehen habe. Ich lege den Kopf schief. Finn kommt ebenfalls zur Tür, um seinen Kumpel zu begrüßen. „Noah, was geht?" „Alles was Beine hat." Schmunzelnd schüttele ich meinen Kopf und wende mich dann dem Mädchen zu, welches etwas schüchtern im Türrahmen steht. „Und du bist...?", frage ich freundlich. „Jessi.", antwortet sie knapp und streckt mir dann die Hand hin. „Eigentlich Jessica.", lächelt sie unsicher hinterher. Ich ignoriere ihre ausgestreckte Hand und umarme sie. „Ich bin Mira." „Ich weiß.", grinst sie. „Ich dachte, ich stelle euch meine Freundin mal langsam vor.", sagt Noah beiläufig, als wir ins Wohnzimmer gehen, wo wir uns aufs Sofa setzen.

„Oh ja, die waren immer lustig.", lächele ich. „Erster Aufruf für Flug MW3534 nach Boston, Massachusetts." „Wir müssen los.", seufzt Finn und nimmt meine Hand. „Bis dann.", sage ich leise und umarme die beiden noch einmal. „Wir sehen uns- spätestens in einem Jahr.", scherzt Noah. Dann nehmen Finn und ich unsere Handgepäcksstücke und gehen zum Boarding.

Ich schaue aus dem kleinen Fenster auf die Startbahn. In der Ferne sehe ich, wie sich die Skyline Vancouvers gegen die grauen Wolken abzeichnen. „Bitte schnallen Sie sich nun an. Wir werden in Kürze abheben.", meldet sich eine Stewardess durch die Lautsprecher. Ich tue wie geheißen und drehe mich zu Finn, der neben mir sitzt. „Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr.", seufze ich. „Brauchen wir nicht. Ein Jahr Boston. Ein Jahr. Und das wird ein krasses Jahr, okay?", muntert er mich auf. Ich nicke. „Mit dir.", füge ich hinzu. „Logo." Er gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich.", flüstert er und ich bekomme wieder Gänsehaut. „Ich dich auch.", grinse ich und ziehe ihn zu mir. Unsere Lippen treffen sich für einen kurzen Moment und ich weiß, dass die Zeit, die vor uns liegt, einfach nur unvergesslich wird. Boston, wir kommen.

~ende~

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