15: "Was machen wir jetzt noch Schönes?"

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Ich umarme Millie und Sadie zum Abschied. „Kommt gut nach Hause." „Danke, hatten wir vor.", grinst Sadie und umarmt Finn ebenfalls. Millie steht vor dem Fahrstuhl und wartet geduldig. „Sagt Bescheid, wenn ihr zuhause seid." „A.k.a. im Hotel.", sagt Sadie schulterzuckend und winkt uns zu, bevor sich die Türen des Fahrstuhls öffnen und unsere Besucher in selbigem verschwinden. „Hey, Stannie, ich habe Hunger..." Finn lehnt am Küchentresen. „Finnieboy... Dann musst du was zu essen machen?", schlage ich grinsend vor und stütze ich am Hocker ab, der am Tresen steht. „Mira... Ich kann nicht kochen." „Meinst du ich?", lache ich. Finn grinst. „Solange du keine Tomatensauce machst..." Finn dreht sich zum Küchenschrank um und öffnet diesen. „Was suchst du?", frage ich und stelle mich neben ihn. „Essen." Er kramt ganz hinten im Schrank herum. „Finn, wir haben nichts, das weißt du, oder?", frage ich grinsend. In dem Moment zieht Finn eine Packung Reis heraus. „Was ist damit?" Ich schüttele den Kopf. „Was willst du dazu machen? Wir haben nichts da, wie gesagt." Traurig stellt er den Reis zurück und zückt dann sein Handy. „Finn." „Stannie." Er schaut mich schief an. Unsere Blicke treffen sich für einen kurzen Augenblick. Dann wendet er sich schnell ab und widmet sich wieder seinem Handy. „Salami?" Ich bin wie erstarrt. „Mira?" Er schaut zu mir. Ich schaue ins Leere. Was ist bloß los mit mir? „Mira, Salami?" Ich nicke geistesabwesend. Dann drehe ich mich um und gehe zum Sofa.

„Mira, was ist los?" Bis die Pizzen kamen, habe ich nur ins Leere gestarrt und kein Wort gesagt. Ich war in meinen Gedanken versunken. Jetzt sitzen Finn und ich nebeneinander auf dem Sofa und essen unsere Pizzen. „Nichts, alles gut." Ich lächele ihn an, um ihm zu versichern, dass es mir auch wirklich gut geht. In Wahrheit bin ich verwirrt. Verwirrt von den Schauern, die mir über den Rücken laufen, der Gänsehaut, den zitternden Händen. Ich lege unterbewusst den Kopf schief, während ich auf einem Stückchen Salami herumkaue. Was war der Grund für all das?

„Mira?", reißt mich mein Mitbewohner aus den Gedanken. „Schmeckt's?", fragt er. Ich nicke und grinse verträumt. „Pizza könnte man jeden Tag essen...", sage ich und beiße erneut ab. „Du, ich will ja nichts sagen, aber..." Er grinst breit. „Wir essen so gut wie jeden Tag Pizza." Ich schlucke. „Das ist mir neu.", sage ich ironisch und ziehe eine Augenbraue hoch. Er lacht auf. „Bei deinem IQ wundert mich das herzlich wenig!" Ich schaue ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Hast du nicht gesagt!" Er weicht meinem Bein aus, das nach ihm tritt. „Du Arsch!", rufe ich und lache los. „Immerhin bin ich schon fertig mit der Schule und du nicht." „IQ hat nichts mit schulischer Leistung zu tun!", grinst Finn unschuldig, wofür er doch noch einen Boxer gegen den Arm bekommt. „Au!", ruft er. „Verdient, Kleiner.", lächele ich unschuldig und widme mich meiner Pizza.

~

„Guten Morgen." Caleb gibt mir einen Kuss und umarmt Sophia, die neben mir steht, überschwänglich. Finn steht etwas abseits. Wir stehen vor einem Kino in Vancouver Downtown. Es ist Sonntag Abend, dementsprechend ist das Kino gut gefüllt. „Ein Glück, dass wir reserviert haben.", sage ich zu Finn, der sich daraufhin zu mir umdreht. „Ach, ihr seid fertig mit rummachen? Gut, dann kann ich ja wieder zu euch kommen.", sagt er gelangweilt und gesellt sich zu uns. „Sagt mal, wart ihr nicht gestern erst im Kino?", fragt Sophia Caleb und mich. „Ja, aber das ist ja egal. Wir gucken ja nicht schon wieder das gleiche.", zwinkere ich ihr zu. „Das ist wahr." Sie wendet sich Finn zu, der mit verschränkten Armen neben mir steht. „Haben sie dich gestern ganz alleine gelassen?", sagt sie mit einer Stimme, als würde sie mit einem Kleinkind reden. „Kannst mich mal, Sophia." Finn zieht die Nase hoch. „Aber ja, haben sie." „Das wäre dann ja kein Date gewesen.", stellt mein Freund klar und legt einen Arm um mich. Sophia seufzt. „Ihr seid echt süß zusammen." Ich grinse. „Hättest du gestern lieber einen Babysitter gehabt?", frage ich Finn dann. Er macht nur Kotzgeräusche und stützt sich an Sophia ab, als würde er gleich umkippen. Sie zieht ihn hoch und legt einen Arm um seine Schultern. „Wie süß. Wie alt ist er denn?", erkundigt sie sich lachend bei mir. „Ey!", protestiert der Kleine und schiebt Sophia weg von sich. Die lacht nur und entschuldigt sich bei ihm. „Gehen wir rein? Wir brauchen noch Popcorn.", fragt Caleb und nimmt meine Hand. Ich nicke und lasse mich von ihm ins Folier ziehen. Die anderen beiden folgen uns.

„Der Film war nicht so meins.", beschwert sich Finn, als wir aus dem Kino kommen. „Die hätten mal weniger rumknutschen können. Gilt übrigens nicht nur für die Schauspieler auf der Leinwand.", sagt er und fixiert mich und Caleb mit seinem bösen Blick. Ich zucke mit den Schultern. „Ist ne Romanze gewesen. Hättest du dir ja denken können." Finn verdreht die Augen und Sophia lacht. „Du bist schon so einer.", grinst sie und wuschelt ihm durch die Haare. Ich lache. Caleb geht schon vor zum Auto. „Wieso behandeln mich alle wie ein Kind?", meckert mein bester Freund und richtet seine nicht vorhandene Frisur. „Tun wir gar nicht.", sage ich grinsend. Wieder kassiere ich einen bösen Blick. Ich hake mich bei ihm unter. „Nimm's nicht so schwer, Kleiner. Wir meinen es ja nur halb böse.", grinse ich und hole meinen Autoschlüssel aus meiner Jackentasche, um mein Auto zu öffnen. Caleb wartet an der Beifahrerseite. „Na endlich." Er öffnet die Beifahrertür und lässt sich auf den Sitz fallen. Finn sagt nichts, aber man sieht ihm an, dass ihm das gerade eher weniger passt. Er seufzt resigniert und steigt hinten, neben Sophia, ein. „Das nächste Mal darfst du wieder vorne sitzen.", verspreche ich ihm. Caleb dreht sich nach hinten. „Hab ich deinen Platz geklaut?", fragt er. Finn nickt nur kurz. „Ist nicht schlimm.", sagt er und starrt aus dem Fenster. „Armer Finnieboy.", sage ich und drehe den Schlüssel im Zündschloss herum. So fahren wir Sophia zum Hotel, während die Sonne hinter Vancouvers Skyline untergeht.

Finn sitzt nun alleine auf der Rückbank und schaut den vorbeifahrenden Autos auf der Gegenspur zu. Ich klopfe aufs Lenkrad. „Diese Ampel hat eine merkwürdige Grünphase.", bemerkt Caleb neben mir und schaut durch den Rückspiegel nach hinten. „Schon wahr." Die Ampel wird endlich grün, also gebe ich Gas. „Was machen wir jetzt noch schönes?", fragt mein Beifahrer. Finn seufzt. Ich biege nach links ab. „Essen?", frage ich. „Von mir aus... Hauptsache keine Pizza.", sagt Caleb. „Keine Pizza? Da kennst du Mira aber schlecht!", kommt es von der Rückbank. Ich zucke mit den Schultern. „Chinesisch?", schlage ich vor. „Bist du krank?", fragt Finn lachend. „Ich mag Chinesisch!", rechtfertige ich mich. „Chinesisch hört sich gut an.", sagt Caleb nickend und lehnt sich zurück.

„Gehen wir morgen Nachmittag dann shoppen für die Mottoparty?", frage ich meinen Freund, der mir gegenüber sitzt. „Guten Tag, hier die Karten." Die Bedienung reicht uns besagte Menükarten. „Vielen Dank.", bedanke ich mich höflich. „Gerne.", antwortet Caleb auf meine Frage. „Gut." Ich klappe das Menü auf und schaue mir die kleinen Bildchen neben den Gerichten an. Finn sitzt neben mir und lugt mir über die Schulter. „Ente oder Hähnchen?", frage ich mich selbst. „Ente.", beantwortet Finn meine Frage. Ich nicke. „Du kennst mich zu gut.", grinse ich und blättere zu den Getränken.

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