66: "Soll ich mit ihm reden?"

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„Finn, könnten wir... Nein. Finn, Ich würde es.... Ne, auch nicht. Finn, es tut mir leid... Auch nicht." Ich stehe vor dem Spiegel und starre mich selbst an. Dunkle Augenringe unter meinen Augen. Meine Haare sind noch länger geworden. Ich schiebe meine Brille hoch, die ich länger nicht getragen habe. „Man, ich kann das nicht.", seufze ich und raufe meine Haare, während ich zum Sofa gehe und mich darauf fallen lasse. Ich nehme mein Handy zur Hand. Ich entsperre es und öffne den Messenger. Ich seufze, als ich, wie so oft in den letzten Monaten, auf Finns Namen drücke und unseren Chat durchlese. Dieser besteht seit mehreren Wochen aus einem Monolog aus meinen Nachrichten.

„Finn."

„Bitte, wir müssen reden."

„Du kannst mich nicht ignorieren."

„Bitte!"

„*weinender Emoji*"

Ich kneife meine Lippen zusammen und setze mich richtig hin. Dann rufe ich Jack an. „Ja?", meldet dieser sich nach einigen Sekunden. „Jack? Hast du Zeit?", frage ich. „Ähm, also... Gerade nicht." „Wieso?", seufze ich und lehne mich zurück. „Ähm, also... Finn ist hier.", sagt er kleinlaut. „Oh." Ich nicke. „Okay. Dann nicht." Ich lege auf, ohne eine Antwort von Jack abzuwarten. Dann lege ich mein Handy auf den Sofatisch. „Scheiße." Gerade hatte ich meine Gedanken an ihn verdrängt. Jetzt kommt alles wieder hoch. Mir wird übel. Da klingelt es an der Tür. Ich weiß nicht wieso, aber ich gehe hoffnungsvoll zur Tür. Hoffnungsvoll, dass er vor der Tür steht. Mich umarmt. Mich küsst. Mir sagt, dass er mich liebt. Ich weiß, dass er es nicht sein kann. Er ist bei Jack. Und davon abgesehen will er nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich drücke den Türsummer.

„Was tust du hier?", frage ich verwundert. „Ich dachte, du brauchst eventuell mentalen Beistand.", grinst Sophia und umarmt mich kurz, bevor sie an mir vorbei in die Wohnung geht. „Kannst du Gedanken lesen?", seufze ich und schließe die Tür. Dann geselle ich mich zu Sophia, die sich mittlerweile auf der Couch niedergelassen hat. „Eigentlich bin ich aus einem anderen Grund hier.", sagt sie leise und ich bemerke, dass ihre Augen geschwollen sind. „Soph! Was ist passiert?", frage ich besorgt. „Jaeden.", sagt sie einfach nur. „Was? Er hat doch nicht etwa...?", rufe ich entsetzt. „Schluss gemacht? Nein. Zumindest nicht so ganz." „Wie meinst du das?", frage ich. „Pause.", seufzt sie. „Pause?", wiederhole ich. „Das ist so gut wie getrennt!", rufe ich vollkommen entgeistert. „Ich weiß, erwähn das bitte nie wieder!" Nun bricht Sophia in Tränen aus. „Tut mir leid- was ist denn passiert?", frage ich in einem ruhigeren Ton. Sophia schnieft und wischt sich die Tränen von den Wangen.

„Er meinte, er... Würde es nicht aushalten, wenn ich in einem anderen Land bin... Weil ich ja nach England gehe. In zwei Wochen. Und er hält es für das Beste, wenn... wir eine Pause machen und, wenn ich wieder da bin, schauen, ob es noch funktioniert.", erzählt sie, ohne einmal Luft zu holen. „Oh. Mein. Gott. Sophia. Du, ich sage dir das wirklich nicht gerne, aber..." Ich breche ab. „Eure Beziehung ist so gut wie tot.", sage ich leise. „Ich weiß. Ich will es doch nur nicht wahr haben.", seufzt Sophia und umarmt mich. „Soll ich mit ihm reden?", frage ich. Sophia schüttelt den Kopf. „Nein." „Wieso nicht?", hake ich nach. „Nimm es mir nicht übel, aber... Dein Liebesleben ist gerade auch nicht so. Und ihr kriegt es ja auch nicht wieder hin.", sagt sie kleinlaut. Ich reiße die Augenbrauen hoch. „Was? Im Ernst?" Ich lehne mich zurück. „Wegen wem seid ihr denn bitte zusammen gekommen?", frage ich und werfe meine Arme in die Luft. „Wegen dir. Aber das ist nicht die Sache." „Jaja. Schon gut.", sage ich trocken. „Dann nicht. Dann hab weiter Liebeskummer und sei traurig. Lass mich dir nicht helfen. Schon gut. Ist ja nicht so, dass ich mich besser fühlen würde, wenn wenigstens eine von uns sich wieder mit ihrem Freund versöhnt.", sage ich. „Mira.", seufzt Sophia. „Okay, dann... rede mit ihm!", ruft sie. „Gut, danke. Aber ich könnte wirklich mentalen Beistand brauchen..." „Was?" „Deine Worte beim Reinkommen.", erinnere ich sie. „Oh ja. Okay. Schieß los.", seufzt sie und dreht ihren Kopf zu mir.

„Jaeden Lieberher!", rufe ich ermahnend durch den Pausenraum. Der Angesprochene fährt herum und starrt mich fragend an. Genau wie alle anderen in diesem Raum, inklusive Finn. Ich spüre seinen Blick auf mir. Und dennoch fixiere ich mit meinem nur Jaeden. „Kommst du bitte mal kurz?", grinse ich unschuldig und zeige auf die Tür. Zögernd steht Jaeden auf und folgt mir nach draußen. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, drehe ich mich zu ihm um. „Das ist nicht dein verdammter Ernst!", schreie ich. Es tut gut, meine Aggressionen an jemandem auszulassen. „Was denn?" Jaeden tut unschuldig. Guter Versuch, denke ich mir. „Pause?", brülle ich ihm ins Gesicht. Er zuckt zusammen. „Hat Sophia es dir erzählt?", fragt er mich leise. Ich nicke. „Sie ist komplett fertig. Was fällt dir eigentlich ein?", schreie ich wütend. „Mira, beruhig dich bitte!", ruft Jaeden und versucht, mich an den Armen festzuhalten. „Lass mich los! Es macht mich mindestens genauso fertig wie deine Ex!", brülle ich uns reiße mich los. „Okay, Mira, beruhig dich, dann kann ich auch endlich mal erklären, verdammt!", brüllt Jaeden mir ins Gesicht. Unsere Gesichter sind weniger Zentimeter voneinander entfernt.

„Ich. Liebe. Sophia. Aber ich kann nicht mit ihr zusammen sein, wenn sie nicht in meiner Nähe sein kann. Wenn ich sie nicht jeden Tag sehen und küssen kann. Ich kann es einfach nicht.", sagt Jaeden leise. Unsere Gesichter sind immer noch nur wenige Zentimeter entfernt. Ich nicke. In dem Moment geht die Tür auf und ein gewisser Lockenkopf kommt zur Tür hinaus. Jaeden und ich fahren auseinander. Finn starrt mich an. Mit einer Mischung aus Abscheu, Trauer und Verwirrung. Mir wird schlecht. „Finn.", sage ich leise. Er schüttelt nur den Kopf. „Bitch.", murmelt er und geht schnellen Schrittes davon. „Scheiße.", rufe ich und mir steigen Tränen in die Augen. „Er dachte wirklich, wir..." Mir läuft ein Schauer über den Rücken und ich zittere. „Oh Mann Jaeden!", schluchze ich und lasse mich in seine Arme fallen. „Ich habe alles kaputt gemacht!", schniefe ich. „Nein, es ist meine Schuld.", seufzt Jaeden und drückt mich fest. Da öffnet sich ein weiteres Mal die Tür und Sophia kommt heraus. „Was?", fragt sie und schaut uns erst böse, dann besorgt an, als sie sieht, wie mir Tränen über die Wangen laufen. Ich hole tief Luft.

„Meine Fresse. Ihr liebt euch noch. Beide. Dann kommt wieder zusammen! Nur weil Sophia nach England geht... Jae, hast du nie darüber nachgedacht, mitzugehen?", rufe ich aufgebracht und löse mich aus Jaedens Armen. „Nein.", gibt Jaeden zu. „Wieso nicht?", rufe ich. „Du liebst sie doch, oder nicht?", rufe ich aufgebracht. „Ja.", sagt er nun leise in Richtung Sophia, die nun selig anfängt, zu lächeln. „Meine Güte, jetzt vertragt euch wieder! Küsst euch! Seid glücklich!", rufe ich und schiebe die beiden zusammen. Sie schauen sich an. Dann mich. Mitleidig. Oder warnend? Ich weiß es nicht. Ich nicke. Dann küssen sie sich. Mein Auftrag ist erfüllt. Ich gehe hinein. Doch dann kommen die Tränen zurück. Finn würde mir jetzt erst recht nicht verzeihen.

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