23: "Caleb, können wir reden?"

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Wir gehen am Türsteher vorbei, in eine große Halle, dessen Decke mit vielen Luftballons und Girlanden geschmückt ist. „Wow, schön!", schwärmt Sadie. Ich nicke zustimmend. Auch die Anderen schauen sich neugierig um. Viele Menschen sind auf der Tanzfläche, die leicht erhöht in der Mitte des Raumes liegt, an einem Ende ein DJ-Pult. „Da hinten ist noch ein Tisch frei!", stellt Sadie fest und zieht Millie an der Hand hinter sich her. Wir folgen den beiden. Der DJ spielt „Should I stay or should I go" von TheClash. „Euer Lied!", lacht Jack und schaut der Reihe nach Sadie, Millie, Finn und Caleb an. Ich muss ebenfalls lachen. „Stimmt!", stelle ich fest. „Gehen wir tanzen?", fragt Millie. Ich nicke und folge Sadie, Millie und Jack auf die Tanzfläche, während mein Freund und mein bester Freund am Tisch zurückbleiben.

„Wieso habt ihr keinen 'plus eins' mitgebracht?", frage ich, während wir die Tanzfläche betreten. „Wir haben keinen Freund, den wir mitbringen könnten, und die anderen hatten keine Zeit.", erklärt mir Millie. „Und ich keine Freundin!", fügt Jack hinzu. „Ja, schon kapiert!", lache ich und klopfe ihm auf die Schulter. Dann stürzen wir uns ins Getümmel der Tanzfläche.

„But girls they wanna have fun

Oh girls just want to have

That's all they really want

Some fun

When the working day is done

Oh girls, they wanna have fun

Oh girls just wanna have fun"

Singen wir lautstark mit. Ich vergesse alle meine Sorgen, meine Probleme, für ein paar Minuten. Ich lache aus vollem Herzen und vergesse die Menschen um mich herum. Dann macht der DJ eine Durchsage. „So, jetzt schnappt euch alle einen Partner, jetzt wird's langsam!" Jack hält Sadie die Hand hin. „Darf ich bitten?", fragt er grinsend. Sadie legt ihre Hand in seine und kichert übertrieben mädchenhaft. „Okay.", lacht sie und legt ihre Hände in Jacks Nacken. Das Ganze sieht sehr lustig aus, denn Jack ist kleiner als sie. Ich muss grinsen, als mir jemand auf die Schulter tippt. Ich fahre herum. „Wollen wir?", fragt mich mein Freund lächelnd. Ich lege wortlos meine Arme um seinen Hals. Er legt seine Hände liebevoll an meine Hüfte. Dann schunkeln wir so vor uns hin, als der DJ „Time after Time" von Cyndi Lauper auflegt. Millie steht leicht verloren in der Menge von Pärchen, bis Finn sich zu ihr hindrängelt und ihre Hand nimmt. Dann tanzen sie. Wieder ist da dieser Stich in meinem Herzen. „Mileven reloaded.", grinst Caleb mich an. Ich muss ebenfalls lächeln. „Ja." Er zieht mich enger an sich und schlingt seine Arme um meine Hüfte, während ich meinen Kopf an seine Schulter lehne. „Ich liebe dich.", flüstert er mir ins Ohr. Meine Nackenhaare stellen sich auf.

Ich sitze am Tisch und drehe mein Colaglas in meinen Händen. „Mira, alles gut?", fragt Millie und legt ihre Hand auf meinen Arm. Ich nicke schnell. „Klar." „Sicher?", hakt sie nach. „Ja, Mills. Alles bestens." „Ich glaube dir das eher weniger. Kommst du mal eben mit?" Sie nickt mit dem Kopf Richtung Toiletten. Ich nicke wieder und stelle mein Glas hin. Dann folge ich Millie zur Toilette. „Du erzählst mir jetzt, was los ist." Sie hält mich an den Schultern fest. „Was meinst du?" „Du kannst mir nicht verklickern, dass alles okay ist.", fängt sie an. „Ich... In letzter Zeit habe ich öfter diese Stiche." „Stiche?" „Im Brustkorb." „Aha...", sagt sie schelmisch grinsend. „Und die Gänsehaut, Schauer, die mir über den Rücken laufen..." „Alles, wenn du Caleb siehst?" Ich schüttele den Kopf. „Nur die Stiche. Denkst du, es ist, weil ich nervös bin, ihn zu sehen?" Millie muss lachen. „Was denn?" „Stiche im Herzen? Das zeigt genau das Gegenteil von Liebe, mein Schätzchen.", klärt sie mich auf. Ich lege den Kopf in den Nacken. „Aber ich liebe ihn doch..." Ich breche ab. Tue ich das?" „Tust du das?", wiederholt Millie meine Gedanken. „Ich, ... denke schon." „Wenn du einen Stich im Herzen spürst, sobald du ihn siehst, dann ist das definitiv keine Liebe.", erklärt Millie. Ich lege den Kopf schief. „Okay, kleiner Test." Ich nicke. „Wenn du sagst 'Ich liebe dich', also zu Caleb, spürt es sich richtig an? Kommt es leicht über deine Lippen?" Ich atme tief durch, dann schüttele ich langsam meinen Kopf. „Mira, du liebst ihn nicht. Du fühlst dich unwohl bei ihm, wärst lieber woanders... Ich bin zwar jetzt nicht die Mega-Expertin in Sachen Beziehung oder Liebe, aber... Das versteht jedes Kind." Sie lächelt leicht. „Du... hast Recht.", stelle ich fest. „Und was ist mit der Gänsehaut und den Schauern?", frage ich nach. „Weiß nicht, wann hast du die denn?" Da öffnet sich die Tür und Sadie kommt herein. „Ach, hier seid ihr." Somit ist Millies und mein Gespräch unterbrochen. Ich weiß nur eins: Ich liebe Caleb nicht. Und auch wenn es mir im Herzen wehtut, muss ich... Schluss machen.

„Caleb, können wir reden?" Ich zittere am ganzen Körper, als ich ihn zur Seite ziehe, in eine ruhige Ecke, abseits von der Menschenmenge. „Ja, klar, Schatz, was ist los?" Ich atme schwer. „Nenn mich bitte nicht so." „Wie?" „Schatz.", sage ich zögernd. „Wie bitte?" „Caleb, ich...", fange ich an. „Mira, was ist los?", fragt er ernst. „Ich... Ich... liebe dich nicht." Der Satz kommt mir nur schwer über meine Lippen, genauso schwer, wie wenn ich ihm das Gegenteil sagen wollen würde. „Was?", fragt er entgeistert. „Es... tut mir so leid." Die erste Träne rollt über meine Wange. „Machst du Schluss?", fragt Caleb leise. Ich nicke und schiefe. „Caleb, ich mag dich wirklich... Aber mir ist klar geworden, dass... es nicht mehr als Freundschaft ist.", erkläre ich und wische meine Tränen weg. Ohne ein weiteres Wort umarmt er mich. Er drückt mich fest an sich. Ich schluchze. „Mira, hör mir zu." Er löst sich aus meiner Umarmung und schaut mich direkt an. „Ich liebe dich. Das weißt du. Aber wenn es für dich nicht mehr ist, ist das so. Es verletzt mich sehr, aber ich muss nun mal damit leben." Ich schaue ihn verwundert an. „Du... bist nicht sauer?", frage ich zögernd. Er schüttelt den Kopf. „Nein. Du kannst genauso wenig für deine Gefühle wie ich. Und ich muss wohl oder übel damit klar kommen." Ich schaue traurig auf den Boden. Auf einmal hält er mir seine Hand entgegen. „Freunde?" Ich blicke auf. Dann schlage ich zögernd ein. „A-Aber.", fange ich an, „die nächste Zeit brauche ich Abstand. Okay?" Er nickt verständnisvoll. „Ich auch, mach dir keine Sorgen. Ich... gehe dann wohl mal besser." Er dreht sich um und geht. Ich bleibe zurück. Die Tränen reißen die Mascara von meinen Wimpern und bilden dunkle Ringe unter meinen Augen. „Verdammt.", schluchze ich und setze mich weinend auf den Boden.

„Mira!"

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