71: "Lass uns fahren."

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„Ich verzeihe dir." Mehr bringt er nicht heraus. Ich schnappe nach Luft und meine Mundwinkel ziehen sich automatisch nach oben. Dann schlingt er seine Arme um mich und zieht mich an sich. Wie ich das vermisst habe. Ich atme seinen Duft ein, meine Tränen nässen sein Shirt. Meine Arme schlingen sich um seinen Körper und ziehen ich immer näher. „Ich verzeihe dir.", wiederholt Finn und löst sich aus der Umarmung. Er nimmt meine Hände. „Ich verzeihe dir. Ich liebe dich viel zu sehr, um dir nicht verzeihen zu können. Es tut mir leid, dass ich gestern nichts gesagt habe, aber..." Weiter kommt er nicht. Ich lege meine Hände in seinen Nacken und ziehe ihn zu mir herunter. Zum ersten Mal seit fast fünf Monaten treffen seine warmen Lippen meine. Ich habe es so vermisst, denke ich mir und versenke meine Hände in seinen Locken. „Bitte tu mir das nie wieder an.", sagt Finn leise, als wir uns lösen. Ich schüttele den Kopf. „Nie wieder." „Letzter Aufruf für den Flug DH2312 nach Hamburg, Deutschland. Letzter Aufruf. Alle Passagiere bitte zu Gate 2.", fordert die Computerstimme. Ich schlucke. Auch Finn sieht mich traurig an. Er kneift die Lippen zusammen. „Miss, ist das nicht ihr Flug?", spricht mich die Security an. Ich atme tief ein. Dann greife ich in meine Hosentasche und nehme mein Ticket heraus.

Ich betrachte es einen Moment. Dann schüttele ich den Kopf. „Nein. Nicht mehr.", sage ich bestimmt und zerreiße das Stück Papier in zwei Stücke. Die Security nickt einfach nur. „Wenn Sie das sagen." Ich nicke. „Ja. Ich möchte hier nicht weg.", sage ich bestimmt. Finns Mundwinkel ziehen sich nach oben. „Du bleibst hier?", fragt er atemlos. Ich nicke. „Ich will nur bei dir sein.", sage ich heiser und schniefe erneut. Dann ziehe ich den erleichterten Finn in meine Arme. Ich sehe, wie die Anderen uns beobachten. Mit einer Mischung aus Erleichterung, Verwirrung, Trauer und Freude. Erleichterung, weil ich bleibe. Verwirrung, was Finn hier macht. Trauer, weil sie immer noch nicht über den Gedanken hinweg sind, dass ich gehe. Und Freude, weil Finn und ich uns wieder versöhnt haben. Ich atme tief ein und aus. Ich will meinen Finnieboy nie wieder gehen lassen.

„Ich will diese romantische Szene nicht zerstören, aber...", unterbricht die Security. Ich blicke auf. „Sie nehmen den Flug nicht mehr?" Ich schüttele den Kopf. „Okay.", nickt sie. Ich schaue Finn wieder an. „Mira?", fragt er leise. Ich nicke. „Ich liebe dich.",, flüstert er. „Ich liebe dich auch.", erwidere ich. „Aber...", fängt er zögernd an. Ich schaue ihn erwartend an. „Ich kann dir nicht gleich wieder so vetrauen wie früher.", erklärt er unsicher. Ich nicke. „Ich weiß. Das ist mir bewusst.", sage ich bestimmt. „Wir werden an unserer Beziehung arbeiten müssen." „Das weiß ich auch. Aber ich würde alles für dich tun.", stelle ich klar. „Okay.", nickt Finn lächelnd. „Bis du ne Wohnung hast, kannst du bei uns wohnen.", schlägt er vor. Wieder nicke ich. „Das ist eine tolle Idee.", sage ich.

Ich nehme seine Hand. Er schultert meinen Rucksack und zieht meinen Koffer zurück zu den Anderen. „Ich kann es nicht glauben.", ruft Jack. „Ich auch nicht.", gebe ich zu. „Ich gehe hier nicht weg. Nicht jetzt. Nicht so.", stelle ich dann klar. „Ich glaube, das findet keiner schlecht.", grinst Wyatt. Sophia und Jaeden verschränken ihre Finger. Ich sehe hoch zu Finn. Er lächelt mich an. „Du hast mich gestern einfach überzeugt.", sagt er. Ich grinse. Jack meldet sich zu Wort. „Wenn ich nicht gewesen wäre..." Ich muss wieder grinsen. „Ja, schon gut. Danke, Jack.", sage ich. „Was haben wir verpasst?", fragt Sophia verwirrt. „Ich habe Mira gestern dazu gezwungen, zu Finn zu fahren und mit ihm zu reden." „Es war mehr ein Monolog.", schmunzele ich. „Es tut mir leid.", entschuldigt Finn sich. „Schon okay." „Ich habe geweint, nachdem du weg bist.", gibt er dann zu. „Was?", frage ich nach. „Mir ist dann klar geworden, wie viel du mir bedeutest. Und dann bin ich heute hier zum Flughafen.", erzählt er. „Euer Leben könnte ein kitschiger Liebesfilm sein." „Lass uns fahren.", sagt Wyatt und wir gehen zum Ausgang.

„Alter Verwalter. Endlich!", ruft Nick froh, als Finn und ich durch die Tür kommen. „Sie wird erst mal hier wohnen, bis sie eine neue Wohnung hat.", erklärt Finn und Nick nickt grinsend. Dann umarmt er mich. „Ich bin so froh, dass ihr euch wieder vertragen habt! Finn war kaum mehr auszuhalten.", lacht er. „Kann ich mir vorstellen.", lächele ich und setze mich müde aufs Sofa. „Wie kommst du wieder an deine Sachen?", fragt Nick interessiert. „Ich rufe später noch meine Familie an, damit sie sie zurückschicken. Ein paar Sachen habe ich ja zum Glück hier." Ich deute auf mein Gepäck. Nick nickt. „Und dann werde ich hier wohnen bleiben.", sage ich verträumt. „Ich bleibe in Vancouver. Vielleicht kann ich meine Schauspielkarriere ausbauen.", schwärme ich. „Das ist eine super Idee.", stimmt Finn mir zu.

Am nächsten Tag sitzen Finn, Nick und ich beim Frühstück, als auf einmal mein Handy klingelt. „Jack?", frage ich in den Hörer. „Gute Nachrichten, Stanford. Komm schnell zu mir nach Hause. Bring Finn mit, wenn du willst." Er klingt fröhlich. Also informiere ich meine Gastgeber und wir essen schnell auf, bevor Nick uns zu Jack nach Hause fährt.

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