77: "Bedien' dich."

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„Hälst du eine Woche überhaupt ohne ihn aus?", grinst Jack am nächsten Tag, als wir nebeneinander auf meinem Sofa sitzen und The Greatest Showman schauen. „Ist ja nicht ganz ohne ihn. Wir telefonieren, schreiben..." „So meinte ich das nicht.", grinst Jack und unterbricht mich somit. „Du bist ekelhaft, Grazer.", seufze ich und will mich wieder dem Film widmen. „Stets zu Diensten, Miss.", nickt er mir zu. „Du bist blöd." „Pf.", schnaubt er. „Konzentriere dich lieber auf den Film.", schmunzele ich und verfolge das Geschehen auf dem Fernseher. Keiner von uns sagt mehr etwas.

Ich sitze alleine auf meinem Bett und starre zum Fenster. Langsam lege ich den Kopf schief. Ich bin kurz davor, in meinen Gedanken zu versinken, als es an der Tür klingelt. Widerwillig schlurfe ich zur Wohnungstür und drücke auf den Türsummer. Ich öffne die Tür und lehne mich gegen den Rahmen. Erwartungsvoll schaue ich auf die Türen des Fahrstuhls und frage mich, wer es sein könnte. Da öffnen sie sich und geben einen Lockenkopf frei, den ich gerade am wenigsten erwartet hätte. „Was machst du hier?", frage ich verwirrt. Da sehe ich seine verheulten Augen. „Wyatt! Alles in Ordnung?", frage ich besorgt und umarme ihn fest. Wenn er weint, muss es echt schlimm sein. „Können wir bitte reingehen.", sagt er ermattet und geht ins Innere der Wohnung. Ich beiße nervös auf meiner Unterlippe herum und schließe die Tür, bevor ich Wyatt ins Wohnzimmer folge, wo er sich gerade auf die Couch fallen lässt. „Was zur Hölle ist passiert?", frage ich und setze mich zu ihm. „Nudelkopf?", frage ich nach einiger Zeit. Dieser schnieft nur einmal. „Wieso bist du hier?", frage ich anders. „Weißt du noch, an Silvester?", beginnt er. Ich nicke.

„Du bist vollkommen bescheuert.", grinse ich und wende mich dann wieder Wyatt zu. „Wo ist eigentlich Miranda?", frage ich. Wyatt kneift die Lippen zusammen. „Nicht hier.", antwortet er knapp und dreht sich weg. Ich wende mich wieder Finn zu und schaue ihn etwas mitleidig an. Er zuckt nur mit den Schultern.

„Ist es wegen Miranda?", frage ich vorsichtig. Wyatt sieht mich an und nickt langsam. „Was ist passiert? Hat sie Schluss gemacht?" Meine Stimme wird immer leiser, da ich die Befürchtung habe, zu indiskret zu sein. Wieder nickt er. „Vor einer Woche.", präzisiert er. Ich lege ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. „Scheiße.", fluche ich. „Kannst du laut sagen. Ich habe die Woche kaum geschlafen.", seufzt er und stützt seinen Kopf in die Hände. „Immer wenn ich meine Augen schließe, sehe ich sie vor mir." „Sie war dir echt wichtig.", sage ich verstehend. „Mehr als das.", seufzt er. „Das tut mir echt leid, Wyatt.", sage ich aufrichtig und umarme ihn von der Seite. „Willst du was essen?", frage ich dann. „Wieso nicht.", fragt er trocken und wir stehen auf, um uns was zu essen zu machen.

„Ist es okay, wenn Jack rüber kommt?", frage ich und sehe von meinem Handy auf. Wyatt sieht mich an. Er hat tiefe Augenringe unter den Augen und seine dunkelblonden Locken sind verknotet. Er sieht echt fertig aus. Dann nickt er. „Ich könnte Ablenkung gebrauchen.", seufzt er und lässt sich gegen die Sofalehne fallen. Ich nicke und bestätige Jack, dass er herkommen darf.

Zehn Minuten später ist Wyatt im Sitzen eingeschlafen. Ich beobachte ihn eine Weile, bis ich mich dazu entschließe, ihn richtig hinzulegen und zuzudecken, was ich auch kurzerhand mache. Da klingelt es an der Tür. Wyatt seufzt, schläft aber weiter. Ich husche schnell zur Tür und lasse Jack herein. „Pscht.", mache ich und lege mir einen Finger vor die Lippen. Jack legt den Kopf schief. „Wyatt schläft. Lass uns in die Küche gehen.", schlage ich vor und ziehe meinen besten Freund hinter mir in die Küche, wo wir uns an den Tresen setzen. Ich schließe die große Flügeltür, die vom Wohnzimmer in die Küche führt, und setze mich wieder zu Jack. „Wie läuft's mit Sadie?", frage ich grinsend, woraufhin mein Gegenüber seine Augen verdreht. „Hast du noch ein anderes Gesprächsthema? Ist ja echt nervig.", bittet er mich dann. „Tut mir leid.", lächele ich verlegen. „Ich bin halt..." „Neugierig.", beendet er meinen Satz. Ich nicke. „Worüber willst du denn reden?", frage ich ihn dann. „Keine Ahnung.", seufzt er und stützt seinen Kopf in die Hände. „Sag mal, was willst du jetzt machen?", fragt er dann nach einigem Schweigen. Ich seufze auf. „Ich... dachte, ich kann mal meine Schauspielkarriere ausbauen..." „Also sendest du Auditiontapes ein?", fragt Jack nach. „Ja, mein Manager hat mir eine Liste gemailt. Mal schauen.", erzähle ich und stehe auf, um mir etwas zu trinken zu holen.

„Nächsten Monat ist die Premiere.", wechselt Jack das Thema, als ich wieder neben ihm sitze und an meinem Glas Cola nippe. „Oh ja, da freue ich mich drauf.", lächele ich. „Sophia und Jaeden kommen extra und die Anderen sehen wir dann auch endlich mal richtig wieder.", schwärme ich. „Oh ja, das wird spaßig.", freut Jack sich und reibt seine Hände aneinander. „Du siehst aus wie ein kleiner, verrückter Wissenschaftler, der den Weltuntergang plant.", kichere ich. „Fehlt nur die böse Lache." Jack zieht seine Augenbrauen hoch und nimmt seine Hände herunter. „War das ein Kompliment?", fragt er mich etwas verwirrt. „Fass es auf, wie du willst.", grinse ich. Da kommt Wyatt in die Küche. „Ich hab Durst." „Wir alt bist du noch gleich?", frage ich grinsend und gebe ihm ein Glas. Dann deute ich auf den Wasserhahn. „Bedien' dich.", schmunzele ich. Wyatt streift seine Haare aus dem Gesicht und gähnt ausgiebig. Dann geht er zum Waschbecken und füllt sein Glas.

Wyatt ist gegangen. Nach Hause. Ich habe ihm gesagt, er soll Miranda vergessen, so schwer es auch scheint. Ich sitze auf der Anrichte und starre auf meine Füße. „Ist alles in Ordnung?", fragt Jack etwas besorgt. Ich nicke einfach, ohne aufzublicken. „Also nein." Jack steht vom Küchentresen auf und geht zu mir. „Sag mir, was los ist, Mira.", bittet er mich. „Ich weiß es nicht.", gebe ich zu. „Schwanger oder was?", grinst Jack. Ich schaue ihn skeptisch an. „Genau wie du.", erwidere ich. „Du bist doof.", grinst Jack und nimmt mich in den Arm. Ich erwidere die Umarmung und drücke ihn an mich. „Ich hab dich lieb.", nuschele ich gegen sein Shirt. „Ich dich auch.", sagt Jack sanft. „Hat Finn angerufen?", fragt er dann. Ich nicke. „Er ist gut angekommen und hat gesagt, wenn wir die Preisverleihung nicht ansehen, bringt er uns um.", lächele ich. Jacks Mundwinkel ziehen sich nach oben. „Als ob er das gesagt hat.", grinst er. „Logisch. Du kennst doch Finn." Ich muss lachen. Jack verdreht schmunzelnd seine Augen. „Die ist morgen, oder?" „Die Verleihung? Ja.", antworte ich. „Da kann ich nicht.", sagt Jack etwas enttäuscht. „Sag bloß, du hast ein Date mit Sadie.", grinse ich und löse mich aus seiner Umarmung. Jack wird etwas rot und schüttelt den Kopf. „Was dann?", frage ich. „Ich... ähm...", überlegt er. „Du kannst Sadie doch hierhin mitbringen.", schmunzele ich. „Wirklich?", fragt Jack verblüfft. „Also doch ein Treffen mit Sadie.", grinse ich. „Man, du kennst mich zu gut.", seufzt er. „Ich habe dich ausgetrickst, mehr nicht.", lache ich. „Wollen wir ins Wohnzimmer gehen und einen Film schauen?", schlage ich vor. „Gute Idee.", sagt Jack. Dann nehmen wir uns Cola und Chips und gehen zum Sofa. 

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