91: "Einen Dreier?"

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Eine Woche später reißt mich mein Wecker aus meinem Schlaf. Finn sitzt an meiner Bettkante. „Wow, also dich würde ich jetzt nicht von der Bettkante stoßen.", witzele ich. Er verdreht die Augen. „Willst du jetzt dein Geschenk oder nicht?", grinst er breit. „Doch.", lächele ich. Er holt seine Hände hinter seinem Rücken hervor. In seinen Händen hält er eine kleine Box. „Happy Birthday.", grinst er. Ich nehme die kleine, rechteckige Box, um die eine rote Schleife gebunden ist. „Danke.", sage ich und fange vorsichtig an, die Schleife zu öffnen. Dann hebe ich langsam den Deckel hoch. „Also spannender kannst du es ja gar nicht machen...", seufzt Finn und trommelt nervös auf seinem Knie herum. „Nun mach schon auf!" Ich schaue ihn intensiv an und hebe den Deckel extra langsam. „Ich hasse dich." „Tust du nicht.", grinse ich und nehme den Deckel ab. „Nein, tue ich nicht.", bestätigt Finn und spielt somit unser kleines Spiel weiter. „Klappe, Wolfhard.", grinse ich und schlage das Seidenpapier zur Seite. Zum Vorschein kommt eine Kette, die im Licht leicht golden schimmert. Meine Kinnlade klappt hinunter. „Wow." Mehr bekomme ich nicht heraus. „Gefällt sie dir?", fragt Finn hoffnungsvoll. „Machst du Witze?", frage ich breit grinsend. Ich nehme die filigrane Kette von dem Schaumstoffkissen und halte sie vor mich. Mir fällt ein kleiner Anhänger auf. Ich lege meine Finger unter diesen und schaue ihn mir genauer an. Es ist ein schlichter Anhänger aus Gold, der das Licht, welches durch die Jalousien fällt, leicht reflektiert. Ein eingraviertes F ziert ihn. Ich lächele und wende meinen Blick schweren Herzens von der Kette ab. „Ich liebe sie." Finn nimmt sie mir ab. „Nicht zu kitschig?", fragt er etwas unsicher. Ich grinse. „Nein.", schüttele ich den Kopf. „Okay, gut." Finn ist sichtlich erleichtert. „Darf ich?", fragt er leise und hält die Kette hoch. Ich nicke und hebe meine Haare im Nacken hoch. Dann drehe ich mich um und Finn legt mir die Kette um den Hals. „Bitte sehr.", signalisiert er mir, dass er fertig ist. Ich lasse meine Haare wieder fallen und drehe mich wieder zu ihm. „Danke. Ich liebe dich.", flüstere ich und lege meine Arme um ihn, um ihn zu mir zu ziehen. „Ich liebe dich auch.", erwidert Finn und legt seine Lippen auf meine.

Es klingelt an der Tür und ich sperre mein Handy, an dem ich gerade sämtliche Geburtstagsglückwünsche beantwortet habe. Finn sprintet förmlich an mir vorbei, um die Tür vor mir zu öffnen. Er drückt den Türsummer. „Was ist denn mit dir? Wieso so aufgedreht?", lache ich. „Ich habe einfach gute Laune.", grinst Finn und öffnet die Wohnungstür. Die Türen des Fahrstuhls öffnen sich und zum Vorschein kommen Jack, Sadie, Millie und Gaten. „Hey!", begrüße ich die vier und umarme sie. „Alles Gute zum Geburtstag.", gratulieren mir alle. „Danke danke.", freue ich mich, als sie mir ihre Geschenke in die Hand drücken. Ich lege diese schnell auf der Couch ab, da es erneut klingelt. Finn läuft wieder hin und öffnet. „Hast du den Eistee schon hingestellt?", frage ich meinen Freund. Der schüttelt den Kopf und ohne dass ich was sagen muss, verzieht er sich in die Küche. Die vier Gäste sitzen auf dem Sofa und haben die Geschenke auf den Couchtisch gelegt. Die Türen des Fahrstuhls öffnen sich wieder. „Hey!", freue ich mich und umarme Wyatt und Chosen, die extra für meinen Geburtstag hergekommen sind. „Schön, euch wieder zu sehen." „Happy Birthday.", grinsen die beiden und drücken mir einen Karton in die Hand. „Kommt rein.", lächele ich und schließe die Tür hinter uns.

Ich sitze auf der Couch, zwischen Wyatt und Finn, und nippe an meinem Eistee. Mein Bein zittert. Finn tippt mich an. „Hm?" Ich wende mich ihm zu. „Alles okay?", fragt er. Ich nicke. Dann wende ich mich wieder zu den anderen. „Leute?", melde ich mich etwas lauter zu Wort. Die Gespräche verstummen und alle Köpfe drehen sich zu mir. „Was gibt's?", grinst Jack. „Ähm... Also.", beginne ich und suche Worte, um zu erklären, dass Finn und ich tatsächlich ein Jahr weggehen werden. Gestern kam der Anruf- ich habe den Job. Ich räuspere mich. „Rück schon raus mit der Sprache!", beschwert sich Wyatt neben mir und schaut mich erwartungsvoll an. „Bist du schwanger?", witzelt Chosen. Ich zeige ihm meinen Mittelfinger. „Nein, du Genie.", sage ich trocken. „Dann sag schon!" „Finn und ich..." „Sind verlobt! Ich wusste es!", ruft Jack lachend. „Klappe, Grazer!", rufe ich. „Wir gehen nach Boston.", komme ich auf den Punkt. „Was?", fragt Wyatt dezent entgeistert. „Wirklich?" Ich nicke. „Für ein Jahr.", füge ich hinzu. „Wieso das?" „Hast du den Job bekommen?", fragt Jack grinsend. Ich nicke wieder. „Jep. Also Finn geht dort für ein Filmprojekt hin und ich habe zum Glück dort auch einen Job bekommen.", erkläre ich es den anderen. „Glückwunsch!", freuen sich alle. Ich trinke wieder etwas. „Packst du jetzt die Geschenke aus?", fragt Gaten voller Vorfreude. Ich muss lachen. „Ja, kann ich machen." „Will ich wissen, was Finn dir geschenkt hat?", fragt Jack mit einem Hauch von Ekel in der Stimme. „Eine Kette.", beantworte ich die nur halb gestellte Frage. Ich hole sie aus dem Kragen meines Pullovers heraus und halte sie hoch. „Wow.", sagt Sadie beeindruckt. „Die ist echt Hammer.", sagt Wyatt. Ich grinse. „Nicht wahr?" Ich stecke sie wieder zurück und schaue in die Runde. „Wessen Geschenk soll ich als erstes aufmachen?" Wyatt zeigt sofort auf das von Chosen und sich. „Unsers natürlich.", bestimmt er. „Gut.", gebe ich mich geschlagen und nehme den Karton mit der riesigen Glitzerschleife.

Ich bekomme eine Bluetooth-Lautsprecherbox, einen Hoodie mit einem Foto vom gesamten It's the Loser's Club Cast an unserem letzten Tag, ein Brillenetui mit Flamingos darauf, eine riesige Decke- mit Ärmeln- und meine Lieblingsschokokekse. Bald darauf sitze ich einfach in einem riesen Berg von Geschenkpapier und Schleifen. Nun bin ich gerade dabei, aufzuräumen. Alle sind gegangen, bis auf Jack, Sadie und Wyatt. Finn wuselt zwischen dem Abstellraum neben der Wohnungstür und dem WLAN-Router herum, der schon wieder nicht funktioniert. „Das war echt ein toller Geburtstag.", seufze ich und stopfe den gesamten Papiermüll in den Mülleimer in der Küche. „Das ist wahr. Die Torte war echt gut.", schwärmt Sadie. Sie sitzt neben Jack auf dem Sofa und die beiden halten Händchen. Bei dem Anblick muss ich schmunzeln. Wyatt stapelt freundlicher Weise die Becher und Teller zusammen und legt sich danach auf den Teppich, sodass seine Haare ihn wie einen Heiligenschein umgeben. „Nudelkopf, was ist?", frage ich und trage das Geschirr in die Küche. „Das bisschen Hausarbeit hat ihn mit Sicherheit voll aus der Reserve gelockt.", scherzt Jack und versucht, Wyatts Haare mit dem Fuß zu verwuscheln. „Jack!", beschwert dieser sich und setzt sich wieder hin. „Du bist doch echt ekelhaft.", seufzt er kopfschüttelnd. Ich muss schmunzeln. „Bloß keine negativen Schwingungen.", kommentiere ich das Ganze und setze mich auf die Couch. Draußen ist es bereits dunkel. „Ich denke, wir werden so langsam gehen.", meldet sich Jack und Sadie nickt. „Okay.", nicke ich und verabschiede die beiden, bevor Finn sie zur Tür bringt. „Wyatt?", frage ich. Er liegt immer noch auf dem Teppich, mit geschlossenen Augen, und atmet langsam. „Hm?", brummt er. „Schläfst du?", grinse ich. „So halb.", gibt er zu. „Du kannst gerne hier übernachten.", schlage ich vor und drehe mich zu Finn, der gerade wieder ins Wohnzimmer kommt. Ich sehe nur seine hochgezogenen Augenbrauen. „Ne, ich ruf mir gleich ein Taxi ins Hotel, ich will hier ja nicht überflüssig sein." Wyatt grinst über beide Backen und richtet sich nun langsam auf, um sein Handy hervorzuholen. Ich verdrehe die Augen. „Also das wäre jetzt nicht das Problem gewesen.", sage ich schulterzuckend. „Mira?" Wyatt kann sich sein Lachen kaum verkneifen und hält sich die Hand vor den Mund. „Was denn?" „Das hörte sich dezent so an, als würdest du mir gerade einen Dreier anbieten.", erklärt Wyatt und lacht nun ungehalten los. Auch ich muss lachen. „Einen Dreier? Gut, so meinte ich das natürlich nicht!", erkläre ich mich und auch Finn lacht. „Schade.", sagt Wyatt mit gespielter Aufrichtigkeit, die ich ihm beinahe abgekauft hätte. „Ich gehe dann mal.", sagt er dann und umarmt uns, bevor er nach Hause fährt.

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