27: "Da fragst du noch?"

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Der Abspann läuft über die Leinwand und ich nehme meine Hand aus Finns, um meine Tasche zu nehmen. „Wir haben Jaeden und Sophia total vergessen...", stellt Finn fest. Ich kneife meine Lippen zusammen. „Scheiße, stimmt.", fluche ich und halte im Saal Ausschau nach den beiden. „Komm, wir suchen sie!", fordere ich meinen besten Freund auf und will loslaufen. „Warte mal.", hält Finn mich auf, indem er mich am Arm hält. Gänsehaut überzieht meinen Arm. „Wieso?", frage ich. „Wir haben sie verloren, ist doch egal. Wenn wir sie jetzt suchen, riskieren wir, dass sie uns zuerst finden.", erklärt er. Ich überlege kurz. Finn zieht seine Hand zurück. „Trotzdem müssen wir hier raus, oder?", frage ich und ziehe ihn hinter mir her, Richtung Ausgang. Vor dem Saal hält er mich auf. „Da vorne.", flüstert er und nickt Richtung Kinoausgang. Ich fahre mit meinem Blick die vielen Leute ab, die das Kino verlassen und es betreten. „Da, neben dem Mülleimer." Er deutet auf die linke Flügeltür. Ich folge seinem Finger und entdecke Jaeden und Sophia. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, wodurch ich nun beinahe so groß bin wie Finn, der nun seinen Arm herunternimmt. „Sie halten Händchen!", freue ich mich. „Mission Teil zwei geglückt, würde ich sagen. Fehlt nur noch Teil drei."

„Hey, es tut mir so unfassbar leid...", beginne ich das Telefonat. „Hey, kein Problem.", unterbricht mich Sophia vom anderen Ende der Leitung. Ich höre förmlich, wie sie lächelt. „Du bist nicht sauer?", hake ich nach. „Nein.", versichert sie mir. „Gut. Wart Jaeden und du trotzdem im Kino?", frage ich scheinheilig. „Ja.", antwortet sie mit einem hörbaren Grinsen. „Ist er noch da?", frage ich und zeige Finn einen Daumen hoch. „Auch wieder ja." „Wo seid ihr?" „Essen?", antwortet Sophia zögernd. „Ist aber ganz schön ruhig im Restaurant...", bemerke ich grinsend. „Ähm, ja... ist etwas kleiner hier.", versucht Sophia, die Lage zu erklären. „Ah ja. Okay, dann... viel Spaß noch.", sage ich. „Danke." „Hallo Mira!", höre ich Jaedens gedämpfte Stimme. „Klappe!", zischt Sophia lachend. „Hallo Jaeden.", lache ich. „So, ich muss jetzt aufhören. Wir sehen uns morgen." Ich lege auf. „Und?" Finn kommt aus dem Schlafzimmer, in dem er sich gerade eine Jogginghose angezogen hat. „Sie sind wohl essen oder so." „Oder so?" „Ich weiß nicht, ob das stimmt, es war so ruhig im Hintergrund...", überlege ich. „Wir werden es wohl früher oder später erfahren." Er setzt sich neben mich. „Ja, da hast du wohl Recht. Vielleicht kann ich Soph morgen ausquetschen." „Tu, was du nicht lassen kannst.", grinst Finn. „Lust auf Pizza?" „Da fragst du noch?", lache ich und Finn öffnet die Website des Pizzalieferanten auf seinem Handy.

       

Die Türklingel ertönt und Finn sprintet zur Tür. „Pizza!", trällert er und betätigt den Türsummer. Ich widme mich weiter Supernatural, das auf unserem Fernseher läuft. „Hallo.", höre ich Finn sagen. „Finn Wolhard?", höre ich eine verwirrte Frauenstimme. Schmunzelnd verdrehe ich die Augen. Schon wieder. „Ja, der bin ich. Und Sie sind die Pizzalieferantin." Gekicher. „Ja, das ist wahr. Hier, Ihre Bestellung. Zwei Medium Salami Supreme. Das macht dann 25 Dollar 90." „Stimmt so." Münzen klirren. „Ähm, könnten wir ein Foto machen?", fragt die Frau. Ich grinse. „Klar doch." „So, vielen Dank." „Ich muss danken. Schönen Tag noch. Und danke für die Pizza!" Die Wohnungstür schließt sich. Finn kommt mit zwei Pizzakartons ins Wohnzimmer. „Hast du gerade mit der Pizzalieferantin geflirtet?", grinse ich. „Die ist mindestens zehn Jahre älter als ich, Mira."

„Die war süß." „Die war safe mindestens 10 Jahre älter als du!", lacht Jack und schnappt sich seine Pizza. „Ach, du weißt, ich stehe auf ältere Frauen.", grinst Finn und reicht mir meinen Karton. Ich öffne ihn und nehme ein Stück. „Du bist ekelhaft." „Es ist nur die Wahrheit- guck dich an!" Ich gucke ihn schief an. „Finn, ich bin drei Jahre älter als du und nicht zehn oder so." Ich beiße in meine Pizza. „Trotzdem."

„Mira, willst keine Pizza?" Er hält mir einen Karton unter die Nase. Der himmlische Geruch von Pizza reißt mich aus meinen Erinnerungen. „Doch." Ich nehme die Pizza an mich. „Zehn Jahre halten dich doch nicht auf.", nehme ich das Gesprächsthema von gerade eben wieder auf. „Hast du ne Ahnung..." Er beißt genüsslich ab. „Angelst du dir keine 25- jährige?", frage ich und beiße nun ebenfalls ab. „Na hör mal.", sagt Finn mit vollem Mund. „Nischt mehr alsch... schagen wir... vier Jahre." „Schluck erst mal runter, bevor du mir was erzählen willst; man versteht ja kein Wort.", beschwere ich mich. „Vier Jahre?", frage ich dann. „Ja, nicht viel älter halt. Zehn Jahre sind ja schon ekelig." Ich nicke. „Hast Recht.", stimme ich zu und beiße erneut ab. Dann schauen wir weiter auf unseren Fernseher.

       

„Ich bin schon so gespannt." Ich liege auf dem Bett und starre gegen die Decke. „Worauf?" „Sophia.", sage ich kurz. „Oh ja, ich auch. Du musst mir dann alles erzählen, okay?" Ich nicke. „Ich erzähle dir sowieso immer alles." Lüge, Mira, Lüge. Finn weiß nichts von den Stichen in meinem Herzen, der Gänsehaut, den Schauern. Ich wälze mich auf die Seite. Finn legt sich neben mich. „Gute Nacht, Stannie.", sagt er sanft. „Nacht.", antworte ich knapp und versinke in meinen Gedanken, während Finn das Licht ausknipst. Ich schließe meine Augen.

Einschlafen kann ich dennoch nicht. Meine Gedanken schweifen ab. Sollte ich Finn davon erzählen? Ich schüttele leicht den Kopf. Nein, ganz sicher nicht. Ich vertraue ihm zwar blind, aber dennoch... Langsam dämmere ich weg. Ich erinnere mich an alle Momente, in denen ich Gänsehaut bekam. Schnell fällt mir eine Gemeinsamkeit auf. Ich schlafe nun vollständig ein und mein letzter Gedanke, bevor ich in einen traumlosen Schlaf falle, ist schlicht und einfach ein einziges Wort.

Finn.

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