80: "Schleimer."

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Ich sitze im Auto und fahre zum Flughafen, wo ich Noah und Finn abholen soll. Gerade fahre ich über den Highway, als der Verkehr sich verdichtet und ich auf die Bremse treten muss. Stillstand. Ich lehne mich in die kalte Januarluft hinaus und will den Stau überblicken. Doch ein LKW versperrt mir die Sicht. „Was für ein Déjà Vu...", seufze ich und lasse mich zurück auf den Fahrersitz fallen. Dann rolle ich das Fenster hoch und trommele ungeduldig auf dem Lenkrad herum.

„Los, wir sind schon zu spät!" „Das nächste Mal kannst du ja fahren..." Ich trete aufs Gaspedal. Verdammter Stau! Da blinken die Rücklichter des Autos vor uns erneut rot auf. „Och nö." Ich bremse und schon stehen wir wieder still auf dem Highway. „Ist das hier dieser mysteriöse Berufsverkehr, in den wir sonst nie reinkommen?", fragt Finn und stützt seinen Kopf auf die Hände. „Ich fürchte schon..." Ich klopfe ungeduldig auf dem Lenkrad herum.

Stumm nicke ich und strecke mich etwas hoch, in der Hoffnung, den Verkehr besser überblicken zu können. „Na, zu klein?", grinst Finn und macht es mir nach. „Siehst du die Ampel da vorne?" „Nein." „Ha, lustig!" „Was ist denn mit der Ampel?", frage ich. „Du siehst sie nicht!" Finn lässt sich zurück auf den Beifahrersitz fallen und kichert. „Danke.", sage ich trocken und mache mein Fenster runter, um mich hinaus zu lehnen. Vielleicht konnte ich so den Grund für den Stau sehen. Doch auf der Nebenspur steht ein dicker LKW schräg vor uns. „Mist! Verdammter Mist!", fluche ich. „Na, na!" Finn dreht sich zu mir. „Alles wird gut!" „Ja, schon okay. Ich hasse es nur, zu spät zu kommen..." „Wer nicht?" Finn trommelt auf der Armatur herum. Der nächste Song fängt an. Es ist „That's what I like" von Bruno Mars. Wie auf Kommando fangen Finn und ich an, zu singen. Wir haben ja sowieso nichts zu tun.

Ich lächele bei der Erinnerung an unseren Carpool Karaoke Abklatsch letzten März und drehe die gerade beginnende Musik auf. Ich prüfe noch einmal, ob wirklich alle Fenster oben sind- es wäre peinlich, wenn sie es nicht wären und mich alle hören könnten- und fange an, lauthals mitzusingen.

I been reading books of all, the legends and the myths,

Achilles and his gold

Hercules and his gifts

Spiderman's control

And Batman with his fists

And clearly I don't see myself upon that list

Der Verkehr geht langsam wieder vorwärts und ich kann endlich wieder aufs Gaspedal treten. Ich fahre genau 10 Meter, bis ich wieder stehen bleiben muss.

I want something just like this

Doo-doo-doo, doo-doo-doo

Oh, I want something just like this

Doo-doo-doo, doo-doo-doo

Oh, I want something just like this

I want something just like this

Ich hüpfe regelrecht auf meinem Sitz herum. Meine Haare fliegen um meinen Kopf und ich hätte beinahe nicht bemerkt, wie das Auto vor mir sich wieder bewegt und der Verkehr sich wieder auflöst. Ich muss grinsen und wechsele die Spur, um vom Highway abfahren zu können.

„Mira!", ruft eine mir wohlbekannte Stimme und ich hebe meinen Blick von meinem Handy. Finn und Noah kommen beide mit ihrem Koffer auf mich zu, verfolgt von einigen Paparazzi, die immer wieder Fotos schießen. „Hey, ihr beiden!", rufe ich und muss grinsen, als ich Noahs pinkes Nackenkissen sehe. Er bemerkt meinen Blick und verdreht seine Augen. „Ich habe meins vergessen und musste ein neues am Flughafen kaufen...", erklärt er. Ich grinse nur breiter und gebe Finn einen kurzen Begrüßungskuss, woraufhin die Blitzlichter der Kameras aufflackern. „Hatten sie das mit dem Herzchenmuster nicht mehr?", frage ich trocken und umarme Noah zur Begrüßung. „Wo hast du meine Freundin gelassen?", übergeht er meine Frage und schaut sich um. Ich nehme Finns Koffer. „Sie hat einen Termin beim Kieferorthopäden.", informiere ich ihn. „Du kannst sie erst heute Abend wieder in die Arme nehmen.", zwinkere ich ihm zu und wir gehen, verfolgt von den Paparazzi, zu meinem Auto.

Nachdem wir Noah zuhause abgesetzt haben, fahren wir zur Wohnung. „Ich habe dich vermisst.", sagt Finn in die Stille hinein. Das Radio ist ausgeschaltet. „Ich dich auch, glaub mir.", lächele ich und schaue ihn kurz an. Er grinst. „Ich weiß. Komische Träume hast du da." „Du willst nicht wissen, was ich sonst noch so für Träume... okay, warte, das klingt so was von falsch.", lache ich. „Erzähl ruhig weiter.", grinst Finn. „Da gibt es nichts zu erzählen- also nichts in der Richtung, in die du gerade denkst, Finnieboy.", lache ich. „Schade aber auch.", lacht er. „Ich hasse dich." „Tust du nicht.", sagt er lächelnd und schaltet nun doch für den Rest der Fahrt das Radio ein. „Tu ich nicht.", beende ich unser Spiel und fange an, zur Musik mitzusingen.

I'm shoutin' from the rooftop baby,

tell me, will you come and save me,

I'm shoutin' from the rooftop, baby,

Come, pick me up, come, pick me up...

Ich stocke, als ich merke, wie Finn „heimlich" sein Handy auf mich richtet. Ich fange lauthals an zu lachen, um meine Unsicherheit zu verbergen. „Ich hasse dich so, Wolfhard!", rufe ich und versuche, mit meiner rechten Hand sein Handy runterzudrücken. „Stannie, willkommen in meiner Snapchatstory.", grinst er. „Du postest da nie was, und wenn, blamiert es mich immer in irgendeiner Weise.", beschwere ich mich und sehe mir aus dem Augenwinkel das Video an, was Finn mir gerade hinhält. „Du bist doof.", grinse ich. „Ich weiß.", lächelt mein Freund selbstsicher und steckt sein Handy weg. „Irgendwann wirst du dafür bezahlen.", drohe ich. „Ich kann immerhin singen.", zieht er mich auf. „Ich bin halt nicht so perfekt wie du, du Alleskönner.", tue ich beleidigt. „Ach, Mira, nur weil ich so viel kann, heißt es noch lange nicht, dass du nichts kannst." „Was kann ich denn?" „Schauspielern? Kakao machen? Auto fahren? Gut küssen.", grinst mein Beifahrer. Ich kneife lächelnd meine Lippen zusammen, um keinen blöden Kommentar zu machen. „Um nur mal fünf der Dinge zu nennen, die du kannst.", grinst Finn provokant. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Du hast aber nur vier gesagt, Schlaumeier.", bemerke ich trocken und biege in unsere Einfahrt. „Schauspielern zählt für zwei, du Naturtalent.", grinst er. „Schleimer.", schmunzele ich und parke nahe des Fahrstuhls. 

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