88: "Ja, das war ein Fehler."

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„Ich will dich ja nicht noch mehr verletzen, aber..." „Ich weiß... Du hast es mir ja gesagt.", seufze ich und raufe meine Haare. Finn nickt einfach nur. „Schon gut. Du... hast ja Recht.", sage ich und setze mich wieder gerade hin. „Finn?" Er dreht seinen Kopf zu mir. „Es kommt mir so vor, als wenn ich immer nur alles falsch mache... Ich habe andauernd Probleme und du... nicht.", überlege ich. „Das stimmt so nicht.", stellt er klar. „Du machst Fehler- aber die macht jeder. Ich auch. Auch wenn ich so perfekt scheine.", fügt er grinsend hinzu, wofür er einen Boxer in die Seite kassiert. „Du bist doof.", sage ich beleidigt. „Was hast du alles falsch gemacht?", frage ich. „Du willst doch nur, dass ich Fehler zugebe, damit du mich damit aufziehen kannst.", lacht Finn auf. Ich zucke mit den Schultern. „Eigentlich nicht, aber du hast mich auf eine tolle Idee gebracht.", grinse ich. „Wenn du damit anfängst, ziehe ich dich mit deinen Fehlern auf.", droht Finn mir. Ich hebe schützend die Hände. „Bitte nicht. Ich lasse es.", verspreche ich. „Ein Fehler war zum Beispiel, dass ich dich einfach gehen lassen hab, als du zu mir gefahren bist, um dich zu entschuldigen.", sagt Finn nach einigem Schweigen.

Die Worte sprudeln nur so aus mir heraus. Beinahe hätte ich nicht mehr aufgehört. Ich schlucke und warte eine Reaktion ab. Es kommt keine. Reglos sitzt Finn neben mir und starrt in den Garten.  Ich lehne mich etwas vor und sehe ihm ins Gesicht. Sein Blick ist leer. Seine Augen glänzen. In seinem Augenwinkel sammelt sich die erste Träne zusammen. Ich schlucke wieder. Ich habe einen Kloß im Hals. Ich seufze. „Schon gut. Morgen bin ich weg. Dann musst du nie wieder was von mir hören. Geschweige denn sehen. Aber... einen Versuch war es wert.", sage ich heiser und merke die erste Träne auf meiner Wange. Dann gehe ich zur Haustür und rufe Jack. „Lass uns fahren.", sage ich und er kommt auf mich so. „Es bringt sowieso nichts.", schluchze ich und Jack legt einen Arm um mich, während wir langsam zur Straße gehen, wo unser Taxi auf uns wartet. Ich sehe noch einmal zurück. Finns Blick liegt auf mir. Für einen Augenblick treffen sich unsere Blicke. Ich sehe ihn traurig an, sehe jedoch durch meinen Tränenschleier nur schemenhafte Umrisse. Ich blinzele, wodurch die Tränen aus meinen Augen fließen und ich wieder einigermaßen klar sehen kann. Finn starrt mich an. Eine Träne rollt über seine Wange. Schnell wischt er sie weg. Dann steht er langsam auf und geht hinein. Die Tür schließt sich und ich steige ins Taxi. Sollte das das Letzte sein, was ich von Finn Wolfhard sehe?

Nein, sollte es nicht.

„Ja, das war ein Fehler.", bestätige ich. „Ja, weiß ich doch. Klappe.", murmelt Finn. „Ich würde es eigentlich als den größten Fehler meines Lebens bezeichnen.", fügt er hinzu. Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe. „Wieso hast du nichts getan?", frage ich. „Ich... konnte nicht. Ich weiß nicht mal genau wieso.", seufzt Finn. „Immerhin habe ich es ja wieder gutgemacht.", sagt er dann. Ich nicke. „Zum Glück.", seufze ich und lehne mich an Finns Schulter. Er legt einen Arm um mich und zieht mich näher. „Du siehst, nicht nur du hast Probleme.", beendet Finn das Thema. Ich nicke. „Okay.", murmele ich und kuschele mich an ihn. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und legt seinen Kopf auf meinen.

Am nächsten Tag wache ich auf und bleibe einfach liegen. Mein Blick fixiert die Decke. Ob Jack sauer ist? Ist Sadie sauer? Ich beiße nervös auf meiner Unterlippe herum. Vorwürfe machen konnte ich mir schon immer gut. Finn schläft noch. Es ist Sonntag und alle können ausschlafen. Ich drehe mich nach einiger Zeit auf die Seite, um sehen zu können, wie spät es ist. Mitte Januar ist es nicht ungewöhnlich, wenn es früh hell wird, deshalb wundere ich mich, wieso es noch so dunkel durch die Jalousien schimmert. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, als ich sehe, dass es erst halb fünf morgens ist. Ich stöhne müde auf und schlurfe letztendlich in die Küche, um mir einen Kakao zu machen. Ich gähne und schütte etwas Milch in die Tasse. Langsam rühre ich das Kakaopulver hinein und stelle die Tasse in die Mikrowelle. Ich setze mich auf die Anrichte und lehne mich gegen den Kühlschrank neben mir. Die Glühlampe an der Decke flackert etwas. Unverzüglich muss ich grinsen. Da piept die Mikrowelle. Ich habe nicht aufgepasst! Schnell stelle ich es aus und hole die Tasse heraus. Ich rühre noch einmal um, dann probiere ich einen Schluck. Dann setze ich mich zufrieden an den Küchentresen und starre ins Leere. Auf einmal legt sich ein Arm von hinten um mich. Ich zucke zusammen und bin kurz davor, dem vermeintlichen Einbrecher meine Faust zu präsentieren, da kommt ein verwuschelter Lockenkopf in meinem Sichtfeld zum Vorschein. „Ich bin es nur, keine Sorge.", sagt Finn leise und umarmt mich von hinten. „Was ist los?", fragt er dann. Ich nehme einen Schluck Kakao, der mir im nächsten Moment aus der Hand genommen wird. Finn nimmt einige Schlucke. „Ey, mach dir deinen eigenen.", beschwere ich mich. „Erzähl mir erst, wieso du in aller Herrgottsfrühe hier in der Küche sitzt und Kakao schlürfst.", sagt Finn und setzt sich neben mich. Ich seufze.

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