1

840 24 0
                                    

Völlig übermüdet, lief ich zur Schule und hatte einfach keine Lust. In der ersten Stunde hatten wir GW bei Frau Wörle. Sie ist die Einzige bei der ich den Unterricht verstehe, der Rest fällt flach. Leider hatten wir Joachim dieses Jahr nicht, was hieß, dass ich ihn nicht mehr so oft sah. Wir hatten eine etwas ältere Frau bekommen, die genauso gut Mathe erklärte, nur war ich zu faul meine Hausaufgaben zu Hause zu erledigen.

Sie erklärte uns vom Diabetes Mellitus Typ 2 worauf hin wir auch ein Fallbeispiel in der Gruppe schreiben sollten. Zudem sollten wird das Corbin-Strauß auch im fall anwenden. Wir entschlossen uns für Herr Simpson. 

Er war 58 Jahre, war leicht übergewichtig und hatte eine Familie. Er unternahm früher viel mit seiner Familie, doch mit der Zeit vernachlässigt er diese. Außerdem musste er öfters aufs Klo um Wasser zu lassen und seine Haut war auch angeschlagen. Daraufhin ging er zu seinem Hausarzt, der diesen komplett durchcheckete. Dabei kam heraus, dass Herr Simpson an Diabetes Mellitus Typ 2 leitet. Er sagte ihm, dass er seine Ernährung umstellen sollte und mehr Sport treiben sollte, Herr Simpson sagte, dass er jetzt alles ändern möchte. Doch zu Hause war er immer noch der Gleiche. Er änderte nichts an seiner Lebenssituation. Seine Frau machte sich um ihm sorgen, doch er sagte sie brauche sich keine zu machen. Eine Zeit lang führte Herr Simpson sein Leben wie gewohnt weiter, doch eines Tages bekam er seinen Schlaganfall, woraufhin er stationär aufgenommen wurde. Er bekam verschiedene Arten von Therapien.

An diesen Punkt konnten wir uns als Gruppe nicht mehr einigen. Olivia und ich wollten, dass es ihm besser geht und ihn leben lassen. Sandra und Melli, eine Mitschülerin, wollten dass er stirbt. Wir diskutieren darüber, doch als Frau Wörle kam und uns sagte wir seien die Letzten und sollten uns beeilen, gaben Olivia und Ich nach. Also starb Herr Simpson nach ein paar Jahren.

Nach Gesundheitswissenschaften hatten wir InKo. Interaktion und Kommunikation. Ich konnte das Fach letztes Jahr schon nicht, musste aber hier mein Fachreferat dieses Jahr erledigen, da mir GW schon weggenommen wurde. Sie erklärte uns von verschiedenen Axiomen. Ich hatte kein Plan von was sie redete. Deswegen drehte ich meinen Kopf nach links und versuchte Joachim zu finden im gegenüberliegendem Gebäude. Leider sah ich ihn nicht, er unterrichtete immer auf der anderen Seite des Gebäudes. Seufzend sah ich wieder auf mein Blatt.

Ich fuhr mit meiner Hand langsam über meinen Bauch. Ich bin wirklich schwanger. Ich kann's echt nicht glauben. In mir wächst ein kleiner Mensch heran, der von mir und Joachim ist. Ein Grinsen huscht über mein Gesicht während ich auf meinen Bauch schaute. „Hast du Bauchschmerzen oder wieso reibst du dir deinen Bauch während du lächelst" fragte mich Olivia aus dem nichts. Ich sah sie an und musste lachen, daraufhin stimmte sie auch mit einem Lachen ein.

Sein und mein Kind. Krass. Nur noch dieses Jahr, dann könnten wir normal leben ohne uns verstecken zu müssen. Dann hätte ich mein Abi, hoffentlich. Wir würden eine Familie werden. Ich hab meine Schwangerschaft noch niemanden erzählt, nur Joachim. „Emily, könnten Sie die Nummer drei machen?" fragte mich meine Lehrerin. „Ich hab sie aber falsch" sagte ich. „Egal, probieren Sie's" lächelte sie mich an. „Ich hab das vierte Axiom". „Nicht ganz" sagte sie und rief jemand anderen auf. „Das alles ist eh komplett falsch, wie soll ich dann in InKo ein Fachreferat machen?" sagte ich genervt zu Olivia. „Das kriegst schon hin" schaute sie zu mir. „Jaja, werden wir sehen".

Nach dem Unterricht packte ich meine Sachen zusammen und bekam eine Nachricht von Joachim.

>Kommst du nach dem Unterricht zu mir?<

Ich lächelte und schrieb ihm, dass ich kommen würde.

Mit einem Lächeln verließ ich das Schulgebäude und ging zu ihm. Der kalte Wind fuhr durch meine Haare. Ich zog mein Reißverschluss weiter hoch. Meine Hände verstaute ich in meinen Jackentaschen. Der Weg dauerte nicht lange und dann sah ich schon sein Haus. Erneut grinste ich über beide Ohren. Mit schnellen Schritten ging ich zu seinem Haus. Ich betätigte die Klingel. Kurze Zeit später machte er mir die Tür auf. Ein Lächeln huschte mir über sein Gesicht. Er ging zur Seite und ließ mich rein. Ich legte meine Hände auf seine Wangen und küsste ihn innig. Er erwiderte und seine Hände lagen an meine Hüften. „Lange nicht mehr gesehen" sagte er schließlich. „Ja" hauchte ich und zog meine Jacke aus, sowie meine Schuhe. Wir gingen hinein. „Wie geht's dir?" fragte er mich. „So wie immer" grinste ich. „Und das Kleine, was macht es?" lächelte er und legte seine Hände auf meinen Bauch. „Nicht viel" lachte ich. Er kniete sich hin und legte sein Ohr an meinen Bauch. Ich legte meine Hände auf seinen Kopf und strich drüber. „Ich glaube ich kann's hören" lächelte er. Ich musste loslachen. „Es ist noch nicht mal gescheid entwickelt, Schatz. Außerdem ist es noch so klein, dass man es mir noch nicht mal ansieht". Er lachte auch und kam wieder zu mir hoch. „Ich weiß" hauchte er gegen meine Lippen und küsste diese.

Als er sich von mir löste sah er mich an. „Ich hab gekocht, du musst was essen" sagte Joachim und zog mich hinter sich zur Küche. „Du musst für mich nicht kochen" sagte ich als ich sah, was er gekocht hatte. „Doch, muss ich" lächelte er und bereitete die Teller zu. Wir aßen zusammen und redeten über den Tag. Ich dachte nach. Irgendwann würden wir hier zu dritt sitzen und gemeinsam essen. Unglaublich. Ich konnte es nicht glauben.

„Willst du noch etwas?" fragte er mich als ich fertig war. Ich schüttelte den Kopf. Er nahm den Teller und stellte ihn auch in die Spülmaschine.

Abends lagen wir im Bett und genossen die Zeit. Wir hatten uns eine Spieluhr fürs Kleine gekauft, was ich mir jeden Abend auf den Bauch legte, damit das Kleine, wenn es auf die Welt kommt, etwas schon kennt. Es ist eine wunderschöne Melodie, die nicht zu laut oder zu leise ist. Ich konnte alles immer noch nicht realisieren. Ich war so glücklich und Joachim machte mich erst glücklich.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt