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Olivia, Sandra und ich liefen den großen Gang entlang um in den nächsten Unterricht zu kommen. Wir hatten gerade Spanisch im anliegenden Gebäude und uns rauchte immer noch der Kopf, wie ich dieses Fach hasste. Wir standen kurz vor dem Abi und ich konnte immer noch keinen Satz auf Spanisch bilden. Irgendwie hatte ich es geschafft mich in diesem Fach auf irgendeine Art durchzumogeln. Ich verstand es einfach nicht, alle aus meiner Klasse konnten Spanisch und jeder von ihnen war im Einser oder Zweier Bereich, alle nur ich nicht. Jeder schaffte es mit Leichtigkeit, doch ich blieb außen vor und blieb auf meiner drei sitzen.

Gerade als wir uns auf unsere Stühle im Klassenzimmer gesetzt hatten, kam die Referendarin herein stolziert. „Seien Sie bitte ruhig, ich habe Neuigkeiten" rief sie durch die Klasse und langsam herrschte Ruhe. Auch ich drehte mich nach vorne und sah sie an. „Ich habe noch eine weitere männliche Begleitperson gefunden, die sich erklärt hat mitzukommen" sie lächelte durch die Klasse. Ich hingegen sah sie nur an. Ich konnte sie wirklich abgrundtief nicht leiden und dass sie noch meine Klassenleitung war, reichte mir schon. „Herr Feihl hatte unsere Suche mitbekommen und würde mit uns mitkommen, was ich wirklich perfektes Timing nenne, denn Herr Kopp kann mit uns nicht fahren" sie sah sich ein paar Dokumente an und hob ihren Kopf wieder.

Von einigen kam eine Enttäuschung entgegen, da Herr Kopp nicht mit uns fuhr. „Gott sei Dank fährt der Typ nicht mit!" Olivia lächelte uns erleichtert an. Gelato's Gesichtsausdruck war niedergeschlagen. Pech für sie, Glück für mich. Siegessicher sah ich auf. Wenn sie alle nur wüssten woher Joachim die Info hatte.

Am selben Tag als wir die Diskussion über die Klassenfahrt gestartet hatten, erzählte ich Joachim über das kleine Problem welches wir hatten. Normalerweise fuhr Joachim nur in seltenen Fällen mit, doch zu meinem Erfreuen kam er mit und war somit in meiner Nähe. Ich war wirklich erleichtert, da ich Herr Kopp nicht sehen musste und eine Begegnung mit ihm nicht zustande kommen würde. Außerdem hatte ich Joachim in meiner Nähe falls irgendetwas sein sollte.

„Ich bin froh, dass alles doch noch geklappt hat und wir nun fahren können" Frau Stöhle sah wieder auf ihre Dokumente und lächelte ein wenig. Verwirrt sah ich Sandra und dann Olivia an, doch sie sahen mich auch nur verwirrt an. Sie lächelte weiter und es sah schon ein wenig gruselig aus. Doch dann auf einmal sah sie auf und scannte die Klasse. „Ich würde Ihnen, dann schon mal die Elternbriefe austeilen wo auch alles weiter drauf stand. Mit dem Geld werde ich dann auch schon anfangen und es die nächsten Tage einsammeln, damit das schon mal erledigt ist" sie rieb sich die Hände kurz an ihrer Hose ab und las irgendwas noch auf dem Elternbrief. Dann meldete sich Gelato und Frau Stöhle sah reflexhaft auf. „Wieso fährt Herr Kopp nicht mit?" fragte sie. Einige Mitschüler stöhnten genervt auf, sowie auch Sandra, Olivia und ich. Gelato sah uns nur mit einem kurzen genervten Blick an.

„Achja stimmt, er fährt mit unserer Parallelklasse".
Wie auf einen Schlag lief alles in Zeitlupe bei mir ab. Meine verschränkten Arme vor der Brust verloren ihren Halt und ich setzte mich langsam auf. Geschockt drehte ich meinen Kopf nach rechts zu Olivia und Sandra. Die beiden sahen ebenso schockiert zu der Referendarin vor und konnten alles nicht fassen. „Er fährt mit?" lächelte Julia glücklich, welche neben Gelato saß. „Wenn man's so sagen will, dann ja" lächelte die braunhaarige vor dem Lehrerpult sie an.

Wieder sah ich zu meinen Freunden.

„Freddie fährt mit?" hakte ich nochmal nach. Olivia's Gesicht drehte sich langsam zu mir. „Ich denke schon..". „Bruder neeeeein" Sandra sah uns genervt an und stöhnte qualvoll auf. Da hatte uns das Schicksal wohl doch bekommen.
Wir fuhren mit Frederik Kopp nach Frankfurt.
„Wisst ihr wie wenig Bock ich jetzt darauf hab?" Olivia sah uns ebenso genervt an. „Ja frag mich mal" ich verdrehte die Augen und sah wieder nach vorne.
Somit ist die Klassenfahrt auch für uns gelaufen.
Wenigstens hatte ich einen kleinen Lichtblick, ich hatte Joachim bei mir. Dennoch schwebte diese düstere Wolke über mir und sie hieß Freddie. Wenn er schon in der Schule so ekelhaft war, dann will ich nicht wissen wie es sein wird mit ihm einige Tage zu verbringen. Wieder verdrehte ich meine Augen.

Mit schlechter Laune kam ich bei Joachim's Haus an. Ich schloss auf und zog deprimiert meine Schuhe sowie meine Jacke aus.
Ich schleifte meine Tasche irgendwie hinter mir her als ich den Gang entlang lief und ich schließlich im Wohnzimmer ankam, wo ich schon von Joachim freudig begrüßt wurde.
Wie kann er ständig so gut gelaunt sein?

„Hey Baby". Er kam auf mich zu und legte seine Hände auf meine Wangen bevor er mich zur Begrüßung küsste. Ich war jedoch überhaupt nicht in Stimmung, was er natürlich auch merkte, da ich den Kuss nicht erwiderte.
Dann ließ er von mir ab und sah mich verwirrt an.
„Was ist los?". Noch genervter sah ich ihn an. „Freddie fährt mit" sagte ich nur knapp und lief ein paar Schritte weiter um meine Tasche aufs Sofa abzulegen. Er zog mich an der Hand wieder zu sich und sah mich noch verwirrter an. „Wer?". „Kopp, Herr Kopp". Joachim dachte kurz nach und dann ging ihm ein Licht auf wen ich meinte. „Ahhhh und wo fährt er mit?" wieder sah er mich verwirrt an. „Klassenfahrt" Gott, Joachim!
„Ach jetzt ergibt das Sinn, rede doch in ganzen Sätzen" lachte er, doch mir war gar nicht nach lachen zu mute. „Bist du fertig?" genervt sah ich ihn an und wollte wieder an ihm vorbei, doch er zog mich wieder an der Hand zu sich.
„Ist doch egal, vergiss ihn. Ich bin doch da" er sah mich an. „Ich weiß, aber ich will nicht, dass er mitkommt" ich sah hoch zu Joachim. „Du weißt wie er ist, das hab ich dir damals doch erzählt".

Joachim lächelte mich leicht an.

„Ja, aber er ist nicht eure Begleitperson und denk jetzt nicht daran, du lässt dich von ihm viel zu sehr runterziehen". „Ich weiß, aber er ist so eklig" ich verzog mein Gesicht. Joachim legte seine Hände auf meine Schultern. „Hey, ich werde in deiner Nähe sein und ihn im Auge behalten" Joachim lächelte mich warm an und meine Mundwinkel fanden ihren Weg wieder nach oben. „Ich bin froh, dass du da bist". Ich lächelte ihn nun auch an und fiel ihm in die Armen.
Auch Joachim legte seine Arme um mich und gab mir einen kleinen Kuss auf den Kopf. „Ich werde immer da sein" hauchte er mir sanft zu.

Nach einer kurzen Zeit löste er sich wieder von mir und griff nach meinen Schultern.
„Und jetzt komm mit, ich hab etwas für dich, das wird dir gefallen" er sah kurz nachdenklich hoch um danach mich wieder anzulächeln. „Was hast du denn?" fragte ich vorsichtig während ich ihn ansah.
„Lass dich überraschen". Joachim's Lächeln wurde größer sowie auch meine Aufregung. Was hatte er jetzt schon wieder vor?
Ich versuchte aus seinem Blick schlauer zu werden, aber ich bekam nichts aus ihm raus.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt