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Morgens lief ich ins Schulgebäude und wollte gerade die Treppe hinauf, doch jemand sagte meinen Namen. Verwirrt sah ich mich um und sah dann eine mir sehr bekannte Person. Es war die Rektorin. „Würden Sie bitte mit in mein Büro kommen?" fragte sie nett und ich nickte schließlich. Was wird jetzt passieren? Ich glaube noch nie hatte ein Schüler so viel mit der Schulleitung zu tun gehabt wie ich. Leise folgte ich ihr und viele Schüler sahen mich an als hätte ich etwas verbrochen.

„Setzten Sie sich" sagte sie und schloss die Tür. Als ich die beiden Stühle sah, kam mir eine Erinnerung in den Sinn. Der Tag an dem Tim zu weit ging. Hätte ich gewusst was danach noch folgen würde, hätte ich anders reagiert. Ich setzte mich auf einen der beiden Stühle, auf den wo ich schon damals saß.

„Emily, es ist so dass sich Frau Stöhle bei der Notengebung während sie die Zahlen in den Computer eingab, dieser sich jedoch irgendwie verrechnet hatte und somit die falschen Ergebnisse ausspuckte. Ich habe mit Ihren Lehrern, die Sie auch hatten noch geredet und sie wussten auch nichts von den schlechten Noten, sie sagten eher dass Sie gute Leistung erbringen" erklärte mein Gegenüber mir und legte ihren Bleistift bei Seite.

„Heißt das, dass ich mein Abi machen kann?" ich sah auf ihre Finger, die ineinander verhakt waren. Sie nickte. „Genau so sieht es auch" lächelte sie. „Oh Gott, ich dacht schon" lachte ich kurz erleichtert auf und sah auf das Bücherregal.

„Ja und sie meinte, dass ein Fehler unterlaufen sei" genervt sah ich an die Tafel. „Das war so klar. Die bekommt eh nichts auf die Reihe" Olivia schüttelte entsetzt ihren Kopf. „Ja, vor allem kriegt sie nicht mal hin die Gliederung zu erklären in einer Schulstunde hin. Andere Lehrer hätten diese schon nach 20 Minuten erklärt" sagte Sandra. „Die ist die schlechteste Lehrerin, die es gibt" ich verdrehte genervt meine Augen. „Ja" stimmten beide zu und somit herrschte Stille. „Was hättest du eigentlich gemacht, wenn der Fehler jetzt von deinen Noten nicht behoben wurde?" Sandra sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.. Vor allem, wegen dem ganzen Shit hätte ich mein Abi nicht mal machen können. Diese Schule kriegt auch nichts auf die Reihe" als ich meinen Satz beendet hatte, kam auch schon Frau Wörle rein und somit war unser Gespräch vom Tisch.

Als ich nach Hause kam, beziehungsweise zu Joachim, freute ich mich schon, zwar nicht auf ihn, okay ein bisschen schon hehe..., aber eher darauf auf meine Nudeln, die ich gestern extra gemacht hatte und heute aufessen konnte. Eigentlich wollte ich sie mit in die Schule nehmen, entschied mich aber doch dagegen. Meine Gedanken waren den ganzen Heimweg bei den Nudeln. Stattdessen sollte ich mich freuen, dass alles mit meinem Abi jetzt stimmte.

Sofort zog ich meine Schuhe aus und ging fröhlich In die Küche. „Hey Baby" sagte Joachim und hielt mich an der Taille fest als er mich sah. „Hey" grinste ich und küsste ihn. „Wie geht's dir?" er legte seine Hände auf meinen Bauch und lächelte. „Gut soweit, die Rektorin hat mich zu sich gerufen". Sein Gesichtsausdruck wurde ernst und er sah mir ernst ins Gesicht. „Was? Was wollte sie?". Ich lachte kurz und erklärte ihm dann alles. „Der Computer hat deine Leistungen falsch berechnet? Hm..?" er sah mich nachdenklich an. „Ja, aber es ist mir jetzt egal, Hauptsache alles hat sich geklärt. Weißt du an meiner alten Schule ist das auch mal passiert, nur gab's da irgendein Problem weswegen so Technikfreaks kommen mussten" ich nahm meine Hände von seinem Nacken. „Zum Glück hat sich alles ergeben" sagte er und ich ging zum Kühlschrank.

Als ich ihn aufmachte änderte sich schlagartig mein Gesichtsausdruck. „Joachim?! Wo sind meine Nudeln von gestern?!" ich scannte jede einzelne Ecke des Kühlschranks ab, doch ich fand nichts. „Wolltest du sie noch? Ich hab sie gegessen" sagte er und kam zu mir. „Maaaaaan Joachim!" schrie ich richtig laut und schlug die Kühlschranktür zu. Ich war so sauer und traurig zu gleich. Als er meine Tränen sah, bereute er es sofort sie gegessen zu haben. Ich fing sofort an zu weinen. Normalerweise weine ich nicht wegen sowas, vor allem wegen Essen. Ich hatte noch nie wegen Essen geweint, weswegen Joachim auch verwirrt war. „E-Es tut mir leid" sagte er als ich mich aufs Sofa plumpsen ließ. Ich weinte Wasserfälle und meine Schluchzer wurden heftiger. Er setzte sich zu mir. „Ich mache dir neue, okay? Aber bitte weine nicht, das wollte ich nicht" er war selbst vollkommen überrascht von meiner Reaktion. Wir waren jetzt schon Jahre zusammen, doch solch eine Reaktion hatte er noch nie von mir gesehen. Seine Worte prallten dennoch an mir ab. „Du isst sie eh wieder auf!" schrie ich ihn an.

„Es tut mir leid, wirklich" er nahm mich in den Arm und versuchte mich irgendwie zu trösten. Ich wusste selbst nicht was mit mir los war, vielleicht die Hormone, weil sich mein Körper umstellte. „Bitte hör auf, ich mach dir neue oder ich geh und kauf dir irgendwo neue". So saßen wir locker eine halbe Stunde und ich heulte wie ein Häufchen Elend. In dieser halben Stunde entschuldigte er sich ca. 1000x.

Langsam aber sich wurde ich müde. Er merkte es natürlich auch. „Bist du müde?" murmelte er mir ins Ohr. Ich schloss meine Augen und hörte seinem regelmäßigen Herzschlag zu. „Du machst mich fertig, weißt du das?" lachte er leise auf und strich mir sanft über die Wange, bevor er mir einen Kuss auf diese hauchte.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt