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„Hast du gut geschlafen?" flüsterte ich als Joachim langsam die Augen öffnete und mich anlächelte. „Und wie" grummelte er als er mich zu sich runter zog und mich küsste. „Komm jetzt" hauchte ich gegen seine Lippen und richtete mich auf. Ich tapste wieder in die Küche und servierte Frühstück für ihn, da er heute zur Polizei noch musste, um eine Aussage zu machen wegen dem Unfall. Deswegen ging er auch später erst zur Schule. Die Polizei hatte ihn ebenfalls per Telefon kontaktiert und ihn gebeten, dass er bei ihnen vorbeikommen sollte. Natürlich hatte ich immer noch Angst um ihn, da er ja angefahren wurde und der Typ noch da draußen war. Dennoch war er ja alt genug. Joachim sagte mir jedes Mal, dass sowas schon öfter vorkommt und er hatte ja recht. In den Nachrichten passierte so viel was mit Fahrerflucht zu tun hatte, meiner Ansicht nach ist die Welt in der wir leben einfach nur verkorkst und krank.

„Du machst Frühstück?" hörte ich seine Stimme fröhlich durch die Küche hallen. Ich drehte mich um und sah ihn strahlend an. „Ich mach für dich Frühstück" korrigierte ich ihn während ich ihn grinsend ansah. „Du isst nicht mit?". Joachim setzte sich und sah mich an wie ich mit der Pfanne zu ihm kam. „Ich muss los, Schule" ich tat ihm die Spiegeleier auf den Teller und streckte ihm die Zunge beim Wort Schule heraus. Als ich die Pfanne wieder in die Küche stellte und aus der Küche gehen wollte, griff er nach meinen Hüften und zog mich auf seinen Schoß. „Ich komm später nach, keine Sorge" lachte er und küsste meine Wange kurz. Seine Hand lag auf meinem Bauch und sein Daumen strich ihn sanft. „Ich liebe dich so sehr" sanft küsste er meine Schulter. Ich legte meine Hand auf seine Wange und küsste ihn. „Ich liebe dich mehr" lächelte ich ihn an und stand dann schließlich auf.

Als ich meine Schuhe angezogen hatte, stand ich wieder gerade und sah ihn an. „Pass auf dich auf, okay?" ich legte meine Hände auf seine Schultern als er auch aufgestanden war. „Werde ich" er gab mir einen letzten Kuss auf die Lippen. „Du wirst Anzeige erstatten, so wie wir es beredet haben, oder?" besorgt sah ich ihn an. Er nickte. „Werde ich und jetzt los, sonst kommst du noch zu spät" lächelte er mir hinterher.

Endlich würde ich wieder aufatmen können und die Zeit mit ihm und unserem Kind genießen können. Auf den Weg zur Schule traf ich auf Olivia, die mich freudig empfing. Wir redeten ein wenig bis wir auch die Schule erreichten und mir lauter Tische auffielen, die in den Gängen standen, wie kleine Stände. Da ich die letzten Tage nicht zur Schule kam und das Wochenende noch dazwischen lag, dachte ich es wäre alles geklärt wegen der Veranstaltung. „Wollen die jetzt eine größere Veranstaltung machen oder was?" lachte ich kurz auf und betrachtete die Tische, die in der Aula standen. Ein paar Schüler mit denen ich gearbeitet hatte, an dem letzten Tag als ich hier war, halfen bei den letzten Schritten. Wie auf Knopfdruck kam Monty auf mich zu und lächelte breit. „Emily! Schön dich wiederzusehen!". „Ganz meiner seits, aber ich dachte ihr macht nur eine Veranstaltung für die Eltern?". „Ja, also es wird doch ein wenig größer als gedacht und die Rektorin möchte, dass mehrere auf die Schule aufmerksam werden und somit veranstalten wir eine Art Infotag und Schnüffeltag" er hob die Hände und fuchtelte ein wenig mit ihnen rum. Kurz lachte ich wieder auf und ließ meinen Blick erneut durch die Aula wandern. „Ganz spontan". „Ja vor allem werden viele Lehrer hier auch sein so wie ich's mitbekommen habe" Olivia sah mich an. „Das Dacht ich mir schon" grinsend sah ich sie an. „Könnte einer von euch mir kurz helfen?" lächelte Jenni ein wenig überfordert. „Ja, ich komme schon" schnell drehte sich Olivia zu Jenni und half ihr mit der Deko, die an den Wände halb hing. „Ouh" sofort drehte ich mich zu Monty. „Wie geht's dir eigentlich? Ich meine mit dem Vorfall?". „Es wird, danke der Nachfrage. Es ist hart, aber ich denke ich komme klar" kurz kehrte Monty in sich und dachte nach. Er war immer noch ein wenig geknickt. „Ich weiß was du durchmachst, mir ging es ebenso" nun wurde ich nachdenklich und dachte zurück. „Du hast auch deinen Großvater verloren?". Sofort sah ich ihn an. „Oh nein, aber seinen Bruder. Man verliert schnell, wenn man nicht das wertschätzt was man hat. Erst wenn es fort ist, lernt man es zu schätzen.." diese Worte rutschten mir quasi aus dem Mund, ich dachte laut. „Ja..." murmelte er. „Das Leben geht weiter" er sah wieder auf und lächelte mich an. Ich nickte. „Emily! Komm! Wir kommen noch zu spät!" rief Olivia mir zu. Schnell sahen wir zu ihr. „Du ähm, kann ich helfen? Also beim Stand?" wieder richtete ich meinen Blick auf Monty. „Klar, gerne!" grinste er breit.

Während Frau Stöhle uns mit unsinnigen Deutschunterricht quälte, spielten Olivia und ich Tick-Tack-Toe auf dem Tisch. „Du weißt schon, dass es ständig unentschieden sein wird?" Olivia grinste als sie das hundertste Kästchen wegradierte. „Also entweder passt einer nicht auf und vermasselt so seine Chance oder wir sitzen hier die ganze Stunde noch fest. Obwohl, ich hätte Zeit!" lachte ich und sie tat es mir gleich. In ihrem Unterricht nahm man keine abirelevanten Themen durch, wenn dann waren das vielleicht 1% was sie uns dazu erzählte, mehr nicht. „Können Sie bitte damit aufhören?". Olivia's und mein Blick schweiften zu der Richtung und sahen, dass Frau Stöhle genervt in unsere Richtung sah. Als sie sich wieder der Tafel widmete verdrehte ich meine Augen. „Die hat doch was gegen mich" murrte ich Olivia zu und radierte die letzten Reste des Spiels weg. „Die ist einfach komisch" Olivia sah sie kurz an und blickte dann wieder auf ihr Blatt.

Als wir dann unsere zweite Pause hatten, rief sie mich zu sich nach vorn. Verwirrt sah ich sie an und dann Sandra und Olivia. Ich ging zu ihr vor und sie schien genervt zu sein. „Sie sind an dem Tag früher gegangen und haben sich nicht austragen lassen" ihre Stimme war ziemlich gereizt und obwohl vor uns noch Schüler saßen machte sie sich nicht mal die Mühe leise zu reden, im Gegenteil. Die ganzen Schüler die vorher auf meinem Platz saßen, der vor dem Pult war, hörten zu.

Ich wurde bei jedem Ton ihrer Stimme nur noch abgefuckter. „Wieso soll ich mich austragen lassen, wenn es andere genauso wenig machen?" nun sah ich sie genervt an. „Wer lässt sich denn nicht austragen? Alles ist mit dem Klassentagebuch in Ordnung, nur sie haben es aus der Ordnung gebracht". Die Madam vor mir setzte ihr klimpern auf, die sie unschuldig aussehen ließ. Was ist das bitte für eine Lehrerin? Wo hat die bitte ihr Studium gemacht? „Bitte?" fragte ich nun unglaubwürdig. „Sie hören schon richtig, wenn das wieder vorkommt dann sollten Sie der Rektorin einen Besuch abstatten" sie schlug das Buch wieder auf die erste Seite wo alle Namen drauf standen. Die will mich doch verarschen? „Wenn sich alle austragen lassen haben, dann hab ich mir Geliana Abgang letzte Woche nur eingebildet, oder?". „Ich weiß nicht wovon Sie reden" erneut änderte sich ihr Blick nicht. Man konnte mich seitdem ich schwanger war bis zur Weißglut provozieren und das schlimmste ist, ich ließ mich auch provozieren. „Sie wollen mir also sagen, dass Sie nie bemerkt haben, dass Schüler aus der Klasse einfach nach Hause gehen ohne sich abzumelden? Sie als unsere Klassenlehrerin? Führerin vom Tagebuch?" mein Ton wurde automatisch eine Stufe lauter, unabsichtlich. „Mir ist nichts aufgefallen, nicht das ich wüsste" sie blätterte auf Geliana's Seite und sah sie sich an, eher gesagt sie tat nur so. In mir staute sich solch eine Wut auf, dass ich jemand schlagen wollte. Ich erkannte mich selbst nicht wieder.
Meine Fingernägel bohrten sich schon förmlich in den Holztisch, doch gerade als die Tür aufging und meine GW Lehrerin eintrat und überrascht fragte, ob sie rein könnte, ließ ich vom Tisch ab. „Ja, wir sind schon fertig" lächelte Frau Stöhle sie an und ich wollte gerade auf meinen Platz gehen, doch ihre Stimme ertönte erneut. „Ich behalte Sie im Auge". Ihr Blick sah mich eindringlich an. Irgendwann würde ich noch meine Beherrschung verlieren. „Die hat gewaltig was gegen mich" zischte ich Olivia und Sandra zu als ich mich auf meinen Platz setzte.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt