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Olivia, Sandra und ich liefen den Gang entlang, welcher zum Ausgang des Hotels führte. Wir schalteten komplett ab, eher gesagt ich. Joachim hatte mir mein kleines bisschen Herz was noch übrig war gebrochen. Er konnte mir nichts mehr nehmen. Ich hatte es leid, ich hatte ihn leid.

Während wir wie den Gang entlang liefen sah ich zu meiner linken und sah Sandra, welche mich bereits breit angrinste. Anschließend sah ich zu meiner rechten und erblickten Olivia's Lächeln. Endlich machten wir mal wieder etwas alleine ohne Rücksicht auf jemanden zu nehmen.

Wir liefen aus dem Hotel und die bunt beleuchteten Straßen Frankfurts entlang während wir zusammen lachten und die Zeit genossen. Zusammen amüsierten wir uns und blöderen rum. Natürlich wollten wir unser Ausgang feiern, weswegen wir auf einen Club zuschritten.
Eine kleine Schlange war vor einem der angesagtesten Clubs wo wir uns sofort anstellten. Einige aus meiner Klasse waren dort gestern schon und hatten von diesem und mehreren Clubs berichtet ohne sich komplett abzufüllen.
"Und ihr seid sicher, dass wir feiern gehen sollten?" versicherte sich nochmal Olivia genau bei Sandra und mir. Ich sah Sandra an und sie mich. Wie auf Knopfdruck fingen wir beide an zu grinsen. "Olivia, das ist unser letztes Jahr als Dreierkonstelation in der Schule, natürlich werden wir feiern gehen" grinste ich. "Außerdem waren wir noch nie zusammen feiern" grinste ebenso Sandra und sah Olivia an. Währenddessen wurde die Schlange immer kleiner bis wir kurz vor den Bodyguards standen.

"Also Leute, ich hoffe ihr habt eure Ausweise dabei. Auch wenn wir 20 sind, kontrollieren die überall" sagte ich meinen Freundinnen als ich meinen Haargummi aus meinen Haaren zog und meine Haare somit über meine Schultern flogen. Schnell fuhr ich mir noch einmal durch die Haare um sie besser dazustellen. "Wirklich? Ich meine wir sehen doch schon älter aus" sagte Olivia und suchte nach ihrem Ausweis in ihrer Tasche. "Kein Stress, Leute. Wir kommen sowieso rein" lächelte ich Olivia an und drehte mich dann um. Nun waren wir ganz vorne in der Schlange und sahen die Bodyguards direkt vor uns stehen. "Ausweise" sagte einer der beiden breitgebauten Männer zu uns.

Ich hob meinen hoch und er nahm ihn in die Hand. Dann nahm er seinen Blick vom Ausweis und sah mich schließlich an. Nachdem er meinen Ausweis gesehen hatte nickte er und somit kamen wir auch schon rein.

Es herrschte unfassbar laute Musik und stickige Luft, doch mir machte es in diesem Moment nichts aus. Normalerweise hasste ich es feiern zu gehen, aber jetzt hier mit meinen Freundinnen auf der Klassenfahrt feiern zu gehen, nachdem mir Joachim nochmal verdeutlicht hatte, dass er mich nicht liebt, fand ich gefallen daran.

Zusammen liefen wir auf die Bar zu während wir uns umsahen. Sofort hob sich meine Laune und ich vergas alles um mich herum. Dann auf einmal zog mich Sandra am Arm zu sich. "Und? Ist doch besser als im Zimmer zu hocken" rief sie mir ins Ohr, da die Musik alles übertönte.
Meine Mundwinkel hoben sich automatisch und ich nickte.

Lauter verschiedene Menschen waren zu sehen, die quer durcheinander tanzten und sich unterhielten. Ich sah mich nochmal um während ich Sandra zur Bar folgte. Es waren ebenso ein paare Ledersofas aufgestellt wo auch viele entweder Shisha rauchten oder tranken.
Sandra bestellte sich irgendein Getränk beim Barkeeper. "Ich nehm das gleiche" schrie Olivia gegen den Lärm an und er Barkeeper nickte. "Em!" rief nun Sandra mich und schlug mich leicht auf den Arm. Sofort sah ich in ihre Richtung und bemerkte, dass ihre Getränke schon gemixt wurden. "Das gleiche, aber ohne Alkohol" schrie ich nun auch. Daraufhin sah mich Sandra mit einem verdutzten Blick an. "Wieso ohne Alkohol?". Ich sah die Blondhaarige wieder an und neigte mich ein wenig zu Sandra runter. "Wenn ich jetzt Alkohol trinke, dann füll ich mich sowas von ab und das will keiner" grinste ich. Sandra sah mich an und lachte kurz auf als sie sich dann Olivia wieder widmete. In dieser Wahrheit steckte ebenso eine kleine Lüge. Natürlich wollte ich keinen Alkohol trinken, wegen des Kindes. Doch wäre ich in diesem Moment nicht schwanger, hätte ich mich so zulaufen lassen, dass mich die Lehrer am nächsten Tag mit dem Zug sofort zurück nach Hause schicken würden.

Nachdem unsere Getränke uns gereicht wurden, tranken wir erstmal ein wenig bis es uns dann auch zur Tanzfläche zog und wir somit der Musik verfielen. Wir tanzten als gäbe es keinen Morgen. Mal tanzten wir wie Dumme vor uns her, mal wie völlig besoffene und mal so sexy bis wir uns selber gegenseitig hypten.

Wir wurden immer lockerer und vergaßen somit auch die Zeit, doch uns war es egal. Es gab in diesem Moment nur uns und die Musik.

Während wir im Takt tanzten spürte ich immer wieder Blicke auf mir von einem Typen, welcher mich schon seit längerem anstarrte und mich dann ebenso angrinste. "Er starrt schon wieder" sagte ich zu Olivia und Sandra während ich grinsend von meinem Getränk einen Schluck nahm. Auch den beiden entfiel ein breites Grinsen. "Ist es einer von der App?" fragte Sandra. Doch ich schüttelte den Kopf.
"Nein, ich glaube nicht. War dort sowieso nicht mehr drin seit dem Ausflug" sagte ich ihr. "Okay" gab Sandra nur von sich während sie weiter tanzte. Als ich wieder aufsah bemerkte ich, dass der Typ langsam auf mich zukam. "Oh man" grinste ich und sah weg. "Was ist?" schrie Olivia richtig laut was mich sofort zum Lachen brachte. "Er kommt" rief ich nur den beiden zu.

Als ich mich dann umdrehte und einen Schluck von meinem halb leeren Getränk nahm, spürte ich jemand neben mir stehen. Sofort drehte ich mich um und sah in zwei braune Augen. Er war es von eben. "Hey, ich bin Chris" sagte er mir ins Ohr, da die Musik wirklich laut war. Ich fing an zu grinsen und sah ihn nur an. "Emily" sagte ich dann. Sofort fing er an zu lächeln als er meinen Namen hörte. "Lust zu tanzen?". Seine verwuschelten braune Haare standen ihm in diesem Moment wirklich gut. Er sah wirklich nicht schlecht aus und schien sehr nett zu sein. Obwohl ich sowas normal nicht tat, nahm ich sein Angebot an und nickte. Auf seinem Gesicht bildete sich ein noch breiteres Lächeln als zuvor während er mich ein wenig näher zu sich zog.

Zusammen tanzten wir ein wenig und alberten rum, weswegen ich auch mal auflachen musste.

Chris hob meinen rechten Arm ein wenig und drehte mich ein kleines Stück. Anschließend schmiegte er sich von hinten ein wenig an mich an und wir tanzten im Takt zusammen während seine rechte Hand nun auf meiner Hüfte lag. In meinem Körper wurde pures Adrenalin ausgeschüttet und ich fühlte mich von Minute zu Minute immer selbstsicherer und vergaß somit Joachim komplett, er war Vergangenheit.
Ich drehte mich wieder zu Chris um und legte meine rechte Hand um ihn während er seine Hände auf meiner Hüfte platziert hatte. Ich sah ihm in die Augen und ich erkannte deutlich sein Lächeln, sowie dass seine Augen ein wenig angetrunken schienen. Auch wenn ich nichts getrunken hatte, fühlte ich mich schwerelos und frei. Kurz linste ich nach links zu Olivia und Sandra. Sie tanzten zusammen und gaben mir das Zeichen, dass ich mich ihm nähern sollte. Die Beiden wünschten mir all das Glück der Welt sowie ich ihnen und das macht eine gute Freundschaft aus. Ich wünschte dieser Abend würde nie enden.

Chris kam mir langsam immer näher und ich sah währenddessen auf seine Lippen. Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit an dass seine Lippen sich meinen näherten. Doch auch auf einmal fühlte ich mich nicht mehr so selbstbewusst und einige Zweifel kamen auf, die ich verdrängt hatte. Ich hob meinen Blick und sah ihm wieder in die Augen. Doch dann fing ich an zu grinsen uns sah nach rechts. Ich wusste nicht wieso ich anfing zu grinsen. Vielleicht war es die Unsicherheit oder auch weil ich mir zu viel Gedanken machte. Ich hatte in meinen 20 Jahren noch nichts aufregendes erlebt und vielleicht war dies auch die Chance dazu. Sandra hatte mir ebenso helfen wollen und mir diese App installiert, obwohl die Idee immer noch nicht prickelnd ist. Olivia hatte auch versucht mich abzulenken. Beide wollten dass ich nicht mehr trauerte und endlich mein Leben lebe. Ich bin nicht immer jung und auf Joachim konnte ich gut verzichten. Deswegen entschloss ich mich dazu endlich das zu tun was ich in diesem Augenblick geschah und einfach mal abzuschalten, auch wenn dies hieß ich würde einen komplett neuen Pfand gehen.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt