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Nach ewig langer Busfahrt kamen wir endlich an und ich war wirklich kaputt. Ich wollte mich nur noch ins Bett legen und schlafen, doch mir war natürlich klar, dass das nicht so ablaufen würde. Olivia, Sandra sowie auch die anderen Schüler warteten in der Lobby bis die Lehrer alles an der Rezeption abgeklärt hatten.
Dann nacheinander gaben sie uns die Schüssel. Schon in der Schule hatten wir damals ausgemacht wer mit wem ins Zimmer gehen würde. Es war sofort klar, dass Sandra, Olivia und ich in ein Zimmer gehen würde.

Wir warteten somit bis wir an der Reihe waren und niemand anderer als Joachim verteilte die Schüssel. Ich lief mit den anderen beiden auf Joachim zu, jedoch beachteten meine Freunde ihn überhaupt nicht und unterhielten sich stattdessen. Er reichte mir den Schlüssel. Ich nahm ihn ohne ihn jedoch anzusehen und lief an ihm vorbei zu unserem Gang. Ich wollte sein Gesichtsausdruck, seine Mimik nicht sehen, ich wollte Abstand zu ihm entwickeln.
Während wir in den Gang liefen, drehte ich mich nochmal um und sah Joachim an, wie er die restlichen Schlüssel verteilte. Kurz kreuzten sich unsere Blicke, doch ich senkte meinen Blick wieder.

Spät am Abend saßen wir im Speisesaal und aßen zusammen. Zuvor hatten wir beschlossen wer welches Bett bekommt und packten zusätzlich aus. Ich nahm einen Schluck von meinem Wasser während ich Olivia und Sandra mit einem Ohr zuhörte. "Laber nicht, Olivia!" Sandra's Stimme ging in die Höhe und sofort sah ich sie an. "Laber du nicht, du weißt dass ich recht habe" lachte Olivia sie an. Genervt sah Sandra sie an und ich musste automatisch grinsen. "Was grinst du jetzt so blöd?" Sandra schnaubte mich an und biss von ihrer Gabel ab, während sie mich weiterhin ansah. Ich jedoch schüttelte nur den Kopf. "Ihr seid diejenigen, die durch den ganzen Saal schreit" lächelte ich und sah mich um. Einige sahen uns komisch an, sowie auch Gelato und ihre Bitches, doch mich interessierte es wenig.
Olivia, Sandra und ich verzogen unser Gesicht synchron zu einem hässlichem Gesicht. Gelato hob ihre Augenbrauen und sah wieder genervt auf ihr Essen. Sandra, Olivia und ich fingen sofort an zu lachen und genossen die Zeit zusammen.

Nach dem Essen machten wir uns bettfertig. Ich ging als letzte noch duschen, weil ich so meine Ruhe hatte. Ich musste besonders aufpassen, dass die beiden meinen kleinen Babybauch nicht sehen würde. Ich machte das warme Wasser an und es prasselte angenehm auf meine Haut. Sofort entspannte ich mich und spürte wie meine Füße eigentlich weh taten. Langsam schloss ich die Augen und genoss die Wärme. Ich umfuhr meine Arme und meine Gedanken schweiften ab und zwar zu ihm. Ich wollte nicht mehr an ihn denken, doch er tanzte mir wieder auf der Nase rum. Ich öffnete sofort meine Augen und erwischte mich wie ich dabei war Joachim zu vermissen. Ich vermisste seine Berührungen, seine Nähe, seine Wärme. Wieder schüttelte ich meine Gedanken ab und schob ihn zur Seite. Wieder hatte er mich verletzt und diesmal würde er mich nicht so nervlich fertig machen können. Ich war reifer geworden und selbstständiger. Ob wir noch einmal zueinander finden würde, wusste keiner und ich wollte daran erstmal überhaupt nicht denken.

Nach einer ausgiebigen Dusche legte ich mich kaputt ins Bett. Ich wickelte mich in meine Decke ein und spürte wie es angenehm kühl war. Ich liebte dieses Gefühl frisch geduscht ins kalte Bett zu liegen. Sofort schloss ich meine Augen und wollte schon schlafen, doch Sandra's Stimme unterbrach mein Vorhaben.

"Du warst echt lange da drunter, hast du eine Schaumparty gemacht?" Sandra hob eine Augenbraue und sah mich an. Ich lachte auf und sah sie an. "Klar doch, nächstes Mal darfst du vielleicht auch reingehen, aber nur vielleicht" ich sah sie an und sie sowie auch Olivia fing an zu grinsen. Wieder schloss ich meine Augen und war hundemüde. "Leute ich bin echt am Arsch" gähnte ich und drehte mich auf die andere Seite. "So siehst du auch aus" grinste Olivia, doch mir war es egal. Ich wollte nur endlich schlafen.

"Alles klar?" hauchte er während er sich sanft zu mir legte. Ich sah hoch und nickte. "Ja" murmelte ich während er mich an seine Brust zog. "Ich habe dich vermisst, mein Engel" sanft gab er mir einen Kuss auf den Kopf während angenehme Stille einkehrte. Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln als ich diese Worte aus seinem Mund hörte. "Ich dich auch, Baby".
Ich sah hoch und küsste ihn sanft. Mit einem Lächeln erwiderte er den Kuss und zog mich am Nacken zu sich.

Sanft löste er sich von mir und sah mich einfach nur an. Vorsichtig strich er mit einem Finger über meine Wange während er mich verträumt ansah. So sehr wünschte ich mir, dass dieser Moment nicht enden würde. Dann zog er mich wieder zu sich und küsste mich intensiv, so als würde er mich für immer verlieren. Nach einer kurzen Weile löste ich mich von ihm und sah ihn traurig an. Sofort änderte er seinen Gesichtsausdruck in Sorge.
"Wieso hast du mich betrogen?" verheult sah ich ihn an. Er wusste nicht was er erwidern sollte, er sah mich einfach schockiert an. "Ich weiß es nicht" sagte er dann doch schließlich leise. "Wie kannst du das nicht wissen, Joachim?" weitere Tränen rollten meine Wange herunter während ich ihn ansah. Wieder wischte er mir die Tränen von den Wange mit seinem Daumen.

Mit einem Mal fuhr ich hoch und schaltete den Wecker aus. Völlig übermüdet legte ich mich wieder hin und fuhr mir übers Gesicht um wach zu werden. "Gott, bei dem Alarm bekommt man ja einen Anfall" murrte Sandra während sie aufrecht im Bett saß und ihre gold-blonden Haare in alle Richtungen standen.

Ich hatte von Joachim geträumt..
Das war ein Zeichen, dass ich ihn vermisste. Stöhnend wälzte ich mich zur Seite. "Ja, das kannst du laut sagen. Wir haben erst sechs Uhr" murrte wieder Sandra und legte sich wieder hin. "Leute kommt, steht auf". Müde gähnte Olivia und stand als erste auf.
Sie war die Vernünftigste von uns, obwohl sie auch einen Schaden wie wir hatte. Sie suchte ihre Sachen zusammen und tapste ins Bad. "Ich versteh nicht wie sie jetzt aufstehen kann" murmelte Sandra müde gegen ihre Bettdecke, die sie an sich geklammert hatte. Ich antwortete ihr jedoch nicht und war wieder dabei einzuschlafen.

"Emily! Sandra! Kommt jetzt, wir sind so schon zu spät!" maulte Olivia gefühlte fünf Minuten später. Sie entriss Sandra ihre Bettdecke während Sandra sie anschnauzte. "Jaja, komm jetzt" sagte Olivia nur und kam zu mir. Ich öffnete ein Auge und sah, dass sie gleich bei mir sein würde. Sofort machte ich die Augen auf und setzte mich ein wenig auf. "Okay, okay. Ich steh ja schon auf" ich steckte meinen Arm aus um sie so von meinem Leib zuhalten. "Das will ich ja hoffen" sie stemmte ihre Hände in ihre Hüften und ging dann. Kurz schloss ich nochmal die Augen, bevor ich dann immer noch müde aufstand und ins Bad schlenderte.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt