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Aufgeregt gingen wir ins Zimmer und warteten auf den Arzt bis dieser dann schließlich kam.

„So, hallo" er gab mir zuerst die Hand und dann Joachim. „Wie sieht's aus, alles gut?" er sah mich an und ich nickte. „Schön, dann schauen wir mal nach dem Kind" lächelte er uns warm an. Somit gingen wir in einen dunkleren Raum, wo das Ultraschallgerät stand. Ich legte mich auf die Liege und machte meinen Bauch frei. Er tat etwas Gel auf den Bauch und suchte schon das kleine Leben in mir.

„Da haben wir's ja" sagte er und zeigte auf einen kleinen Fleck auf dem Monitor. Ich war immer noch sprachlos. Joachim hielt meine Hand und sah mit freudigen Augen auf den Bildschirm. „Es ist so klein" sagte ich auf einmal. Beide sahen mich an, mein Blick galt jedoch dem Monitor. Mein Frauenarzt lächelte und druckte uns ein Bild aus, welches ich stolz in der Hand hielt.

„Ich würde sagen, Sie kommen in vier Wochen wieder und dann schauen wir wie es sich entwickelt hat" beschloss der Mann im weißen Kittel. Zufrieden nickte ich.

Als wir beide im Auto saßen, sah ich mir durchgehend das Bild an. Ich fuhr mit meinem Daumen über den kleinen Fleck, wo sich das Baby langsam entwickelte. Ich spürte dabei ein warmes Gefühl in mir. „Alles in Ordnung?" hörte ich Joachim's Stimme. „Ja" hauchte ich ohne vom Bild aufzuschauen. Ich sah das Bild verträumt an und konnte es immer noch nicht fassen, dass ein kleiner Mensch in mir heran wuchs. Dann war eine kurze Stille, bis ich sie wieder unterbrach. „Es wird sich einiges ändern, nicht?". „Natürlich wird sich einiges ändern, wenn nicht alles" er lächelte mich an und nahm meine Hand. Ich grinste ihn an.

Als wir zu Hause, bei ihm, ankamen, legte ich mich erstmal auf die Couch. Ich war irgendwie platt, obwohl ich heute nichts gemacht habe. Es war ja auch schon abends, also relativ spät. „Hast du vor morgen zur Schule zu gehen?" er setzte sich zu mir und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. „Ich denke schon" gähnte ich vor mich hin. Er lächelte. „Komm, ich lass dir ein Bad ein" er hielt mir seine Hand hin, aber ich lag immer noch wie ein umgefallener Sack auf dem Sofa. Erneut lachte er, woraufhin er mich auch ansteckte.
Schließlich nahm ich seine Hand und er zog mich auf die Beine.

Joachim versuchte so gut es ging mir alles abzunehmen. Das musste er eigentlich nicht machen, da ich ja noch nicht hochschwanger bin und noch alles machen kann. Er bemühte sich wirklich sehr und natürlich bemerkte ich es, ich liebe ihn dafür, dass er mich so unterstützt und für mich da war.

Ein wenig später stand ich im Bad und zog mich aus. Ich betrachtete mich wie vorher im Spiegel und dachte nach. Bin ich wirklich schon bereit für ein Kind? Bald würde ich 20 werden. Ich schüttelte meine Gedanken ab und ging langsam in die warme Wanne hinein, die sonst noch kalt wird. Es roch angenehm nach Rosenblüten, was vom Schaum kam. Die Kerzen flackerten angenehm in der Dunkelheit und ich schloss sanft meine Augen. Es war angenehm so da zu liegen, mit den Gedanken bei ihm.

Nach dem Bad zog ich mich an und putzte mir meine Zähne. Als dies auch erledigt war, tapste ich müde ins Schlafzimmer, wo Joachim schon lag und irgendwas las. „Und hast du deine Seele baumeln lassen?" grinste er mich breit an als er mich bemerkte. „Und wie" lachte ich und legte mich zu ihm. Ich schloss meine Augen und hörte nur Joachim's regelmäßiges Atmen. Er kraulte mir sanft durch die Haare.

Irgendwann schlief ich dann auch tief und fest ein, die Gedanken bei ihm und unserem kleinen Schatz.

„Man Emily komm schon! Frau Wörle bringt uns um!" maulte mich Olivia an, als wir ins zweite Stockwerk maschierten. Die Treppen machten mir jeden Tag zu schaffen. Oben angekommen atmeten wir erstmal durch. „Ich sag's dir meine Lunge kollabiert gleich" sagte ich außer Atem. „Komm.. schnell" keuchte Olivia und zog mich zu unserem Klassenzimmer. Doch es war kein Lehrer zu sehen. „Wir haben uns um sonst abgehetzt" motzte ich und bekam wieder etwas mehr Luft.

Wir setzten uns beide auf unserem Platz und genau in diesem Moment ging die Tür auf und Frau Wörle kam hereinspaziert. Mit ihren Absätzen ging sie vor und keuchte nicht so wie wir. „Ich sag's dir, die benutzt den Aufzug, das weiß ich" flüsterte ich Olivia zu, die daraufhin lachte.

„So! Wer will?". Sie legte ihre Sachen ab und sah in die Klasse. Sie meinte natürlich die morgendliche Abfrage. Keiner meldete sich. „Guuuut, dann machen wir's so" grinste sie und zog ihr Handy heraus, wie bei jeder Abfrage. Irgendein Schüler drehte an dem digitalen Rad des Teufels. „Olivia!" rief sie energisch und setzte sich auf ihren Platz. „Wir haben Diabetes Mellitus Typ 2 letztes Mal besprochen. Erklären Sie doch mal". Somit fing Olivia auch an zu erklären.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt