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Schon so lange fuhren Joachim und ich auf der Autobahn und ich dachte, dass er mich jetzt kidnappen würde und wir irgendwo ein neues Leben anfangen würden. Doch als ich ihn gerade fragen wollte wann wir endlich da wären, unterbrach er mich.
„Wir sind gleich da" lächelte er und fuhr von der Autobahn runter. Verwirrt runzelte ich die Stirn und sah aus dem Fenster. Es war schon dunkel draußen und die Sterne schienen am dunklen Himmel. Ich versuchte aus der Gegend schlau zu werden, vielleicht würde ich irgendetwas sehen was mir endlich Gewissheit brachte, doch so sehr ich mich auch bemühte hatte ich keinen Plan.

Joachim fuhr langsam in ein großes Nichts und schien genau zu wissen wo wir gerade waren. Ich sah erneut aus dem Fenster und sah dann endlich etwas. Ein paar Lichter brannten auf einer großen Wiese auf der lauter Leute waren. Noch verwirrter sah ich genauer auf die Wiese vor uns. Doch dann auf einmal stoppte das Auto und Joachim drehte seinen Kopf zu mir.
„Bereit?" er lächelte mich leicht an. Ich hingegen sah ihn nur an. Doch bevor ich meinen Senf dazugeben konnte, öffnete er seinen Mund. „Schau es dir erst an". Er lächelte mich noch ein letztes Mal an bevor er ausstieg. Auch ich öffnete die Tür und sah weiterhin auf die große Wiese. Als ich ausstieg merkte ich, dass auch ich nun auf der Wiese stand. Man ist die riesig...

Lauter kleine und große Lichter waren in der Ferne zu sehen. Sie flackerten gemütlich vor sich hin. In mir waren immer noch tausend Fragezeichen. Was hatte sich Joachim nun wieder einfallen lassen?

„Kleines" sagte er sanft und nun sah ich seine Hand, die er vor mir ausgestreckt hatte. Ich sah sie an, die schon auf meine sehnsüchtig wartete. Dann sah ich in sein Gesicht und es war völlig entspannt und gelassen, das hieß dass wir wirklich hier unsere Ruhe in der Öffentlichkeit hatten. Ich legte meine Hand in seine und er verschränkte unsere Finger miteinander, so als würde er mich nie wieder loslassen wollen.
Zusammen liefen wir auf die Lichter zu und ich konnte meinen Blick nicht von ihnen abwenden. Je näher wir kamen, desto heller wurden sie. Lauter Menschen standen auf einem Fleck und hatten irgendetwas in der Hand, ein paar andere saßen auf dem Boden und machten irgendetwas was ich aber nicht erkennen konnte. Wenige Meter vor der Menschenmenge erkannte ich dann die Lichter die sich als Laternen herausstellten. Joachim führte mich durch die Menge während ich mir alles beim Vorbeigehen ansah. Es waren hier viele Menschen auf einem Platz, überwiegend Paare. Einige malten etwas auf die Laterne oder schrieben etwas drauf, andere standen schon bereit und hielten die fertige Papierlaterne in den Händen und sahen in den dunklen Nachthimmel.

„Sollen wir anfangen?" ertönte Joachim's Stimme. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und merkte erst jetzt, dass wir wieder standen und er einige Materialien in seiner Hand hielt.

Zusammen saßen wir auf der Wiese und ich sah ihm zu wie er eine Farbe öffnete. „Joachim, das ist..." wieder sah ich mich um und betrachtete die wunderschönen Laternen, die gleich in den kalten Himmel steigen würden. „..einfach unbeschreiblich" lächelte ich vor mich hin und sah dann erneut zu ihm. Er sah mich verträumt an. „Ich wusste doch, dass es dir gefallen würde" lächelte er leicht auf. Auch ich lächelte ihn an und er sah einfach unbeschreiblich süß in dem flackerten Licht aus. „Hier" er reichte mir den Pinsel und stellte die Farbe neben mich auf die Wiese. „Schreib auf was du dir von Herzen wünschst" Joachim's weicher Gesichtsausdruck ließ mein Herz hüpfen und schneller schlagen. „Aber ich hab doch schon alles was ich wollte" lächelte ich ihn an. Joachim's Lächeln wurde breiter, sodass man seine weißen Zähne sehen konnte. „Irgendein keyword hast du doch".
Ich dachte nach und tatsächlich, ich hatte ein Wort welches ich für die Zukunft und in aller Zeit für uns wünschte, sogar hatte ich zwei.

Ich malte mein Gedanke auf und Joachim sah mir dabei genau zu. Als ich fertig war sah ich ihn an. Auch er hob seinen Blick, doch er war ein Stück verwirrt. „Ich hatte eher an Wörter gedacht, aber das ist auch sehr deutlich" lächelte er und sah wieder auf die Laterne. Auch ich lächelte und sah sie mir nochmal an. Ich hatte ein Unendlichzeichen und ein Herz gemalt. Ich wünschte für Joachim und für mich, dass wir uns bis in alle Ewigkeit lieben würden und zusammenblieben, das war alles was ich wollte. Ich wollte ihn, nur ihn lieben bis in alle Zeit, aus ganzem Herzen. „Ich kann mich dir anschließen" er hob seinen Blick und sah mich wieder an. Ich sah wieder auf die Laterne und sah, dass er noch einen Schnuller hinzugefügt hatte. Ein Lächeln war sofort auf meinem Gesicht sichtbar und ich schluchzte kurz auf vor Glück. Joachim traf mich mitten ins Herz mit seiner Liebe. Er hatte den Schnuller hinzugefügt, weil er an das Kleine dachte und er würde es bis in alle Ewigkeit ebenso lieben wie ich. Eine angenehme Stille kehrte ein und wir sahen uns nur an. In meinen Augen waren leichte Tränen sichtbar. Wie konnte ein Mann nur so viel Gefühl zeigen und zwar nur für mich? Ich war überglücklich ihn an meiner Seite zu haben und ihn den Vater unseres Kindes nennen zu dürfen.

„Danke, für alles" hauchte ich sanft ihm entgegen. „Ich hab zu danken" Joachim kam mir näher und küsste mich sanft während er mein Gesicht in seine großen Hände nahm. „Ich liebe dich so, Joachim" hauchte ich leise gegen seine Lippen mit geschlossenen Augen. „Ich liebe dich so unfassbar sehr, Emily" hauchte auch er gegen meine Lippen bevor er sie wieder küsste.

Wir standen da und hielten die Laterne, welche schon in der Luft schwebte, fest an den Spitzen. Es sah alles so wunderschön aus und die Atmosphäre war atemberaubend. Jemand zählte laut runter und dann steigen alle mit ein. Ich und Joachim sahen uns mit einem Lächeln an und auf eins ließen alle sie los sowie auch wir und die bunten Laternen flogen sofort in den Nachthimmel zu den Sternen hinauf.

Joachim legte seinen Arm um mich und zog mich näher zu sich. Ich legte meinen rechten Arm um seine Hüfte und meine linke Hand auf seine Brust während wir strahlend in den Himmel sahen. Das ganze Bild welches sich vor uns abbildete erinnerte mich so sehr an den Disney Film Rapunzel. Schon damals als er rauskam und ich ihn mit meiner Mutter im Kino angesehen hatte, wollte ich sowas auch unbedingt miterleben und heute war der Tag. Joachim hatte es ermöglicht obwohl er von meiner Träumerei noch nie etwas gehört hatte. Er wusste, was mir gefällt und deswegen konnte ich ihn meinen Seelenverwandten nennen. Ich konnte es kaum erwarten unser Kind endlich bei uns zu haben und neue Erinnerungen zu dritt zu erschaffen, ohne den ganzen Stress mit der Schule und dem Gesetz.
Joachim wird ein super Vater sein, das wusste ich einfach. Unterbewusst umarmte ich ihn fester und legte meinen Kopf auf seine Brust während ich in Gedanken versunken war.
Nur er, ich und unser kleines...
Ich freute mich schon so sehr.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt