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Als es endlich klingelte, packten wir alle zusammen. "Emily" sagte Herr Kopp monoton und winkte mit seinem Zeigefinger, sodass ich zu ihm kommen sollte. "Viel Glück" flüsterte mir noch Olivia zu bevor alle verschwanden. Ich ging zu ihm vor. "Was sollte das?" fragte er mich angepisst. Ich zuckte mit den Schultern. "Die Wahrheit" sagte ich und sah ihn an. "Die Wahrheit?" er zog die Augenbrauen hoch. "Du weißt schon, dass das Konsequenzen haben wird" sagte er. "Für mich oder Sie?" ich sah ihn weiterhin an. "Für mich?" fragte er unglaubwürdig. "Natürlich! Wieso haben Sie nichts unternommen? Sie hat schon geweint und Sie sitzen nur da und finden das alles amüsant! Was für ein Lehrer sind sie?". "Ich fand das nicht amüsant" rechtfertigte er sich. "Aha". "Wir können das entweder so klären oder wir können zur Schulleiterin gehen und das klären". Er drohte mir. Schon wieder zu der Schulleiterin. "Ich hab kein Problem damit zu ihr zu gehen" sagte ich. "Von mir aus" er stand auf und nahm seine Sachen. 

Somit gingen wir zur Schulleiterin.

Als wir bei ihr dann waren, erzählte ich meine Version und er seine. Ich erwähnte natürlich jedes Detail, auch dass ich ihn beleidigt hatte, woraufhin ich mich auch deswegen entschuldigte. Wir bekamen beide eine Standpauke von ihr. Es fühlte sich dort in dem Raum an wie eine halbe Ewigkeit. Als wir endlich entlassen wurden, ging ich sofort in den Unterricht zurück ohne ihm nochmal etwas zu sagen. Dieser Typ kotzt mich so an. Als ich wieder im Klassenzimmer ankam, sahen mich alle an, es war mir jedoch egal. "Was ist passiert?" fragte mich Olivia leise. "War bei der Rektorin" sagte ich leise. "Was?!" sie sah mich erschrocken an.

Nach der Schule blieben wir noch im Klassenzimmer und warteten dort ein bisschen wegen Sandra's und meinem Zug, naja eigentlich ging ich später zu Joachim, von dem her nur ihr Zug. "Erzähl!" sagte Sandra hektisch. "Ja, wir waren halt bei der Rektorin und haben ihr alles erzählt, sie hat uns beide angeschnauzt" erklärte ich. "Sei froh, dass sie nichts schlimmeres getan hat oder so" Olivia sah mich an. "Ja oder wenn sie dir irgendwas gegeben hätte wie eine Verwarnung oder so" fügte Sandra hinzu. Ich nickte. Mir hat dieser Tag echt gereicht und ich wollte mich nur hinlegen. "Also ich geh, ich muss noch wo hin" sagte ich als ich aufstand. "Ja wir gehen jetzt auch" sagte Olivia. Somit gingen wir aus dem Schulgebäude.

Irgendwann verabschiedete ich mich von den Beiden und ging zu Joachim. Meine Laune war richtig down. Ich kickte einen Stein den ganzen Weg bis zu seinem Zuhause. Mein Blick war die ganze Zeit auf den Boden gerichtet, auch als ich bei ihm ankam. Ich sah die Keramikstufe und blieb stehen. Ich seufzte und klingelte. "Hey" öffnete er mich freudig die Tür. "Hey" murrte ich und trat ein. Ich zog meine Sachen auf und er gab mir einen Kuss auf die Wange zur Begrüßung. "Was ist los?" fragte er mich mit einem besorgten Blick. "Nichts" sagte ich leise und schlenderte in die Stube. "Hast du was gekocht?" fragte ich ohne mich umzudrehen, da er mir folgte. "Nein, ich bin gerade erst gekommen" sagte er. Ich gab einen lauten Ton von mir, der halb geseufzt war und schmiss mich auf die Couch. "Was ist denn los?" er setzte sich zu mir und wollte mir meine Haare aus dem Gesicht streichen, doch ich unterbrach ihn. "Fass mich nicht an" drohte ich ihm. Er hielt mit seiner Bewegung inne und nahm seine Hand zurück. "Sag mir was jetzt los ist" er betonte diesen Satz streng, er wollte Antworten haben. Wieder gab ich einen lauten Ton von mir und schluchzte. "Was ist denn los?" fragte er mich ein drittes Mal als ich anfing zu weinen.

"Ich dachte ich komm jetzt hier her und Essen ist fertig" schluchzte ich. "Deswegen weinst du?" erstaunt sah er mich an. Zur Antwort weinte ich laut. "Okay, okay ich mach schon was" er stand auf und ging schnell in die Küche. Jetzt lässt der Penner mich einfach hier alleine liegen. Ich sah verärgert auf. Meine Hormone gingen mit mir durch.

Nach kurzer Zeit kam er wieder mit etwas frisch gekochten. "Hier" sagte er und reichte es mir. "Danke" murmelte ich als ich mich aufrappelte und pustete, weil das Essen heiß war. Langsam kam ich wieder runter und entspannte mich. Ich nahm den ersten Bissen und immer mehr stumme Tränen flossen mir über die Wangen. "Kannst du mir jetzt bitte erzählen was los ist und wieso du weinst?" er wischte mir die Tränen weg während ich aß. "Ich hab Herr Kopp beleidigt" murrte ich mit vollem Mund leise. "Du hast was?" fragte er unglaubwürdig. Doch ich nickte. "Vor der Klasse" fügte ich noch hinzu als ich einen neuen Bissen nahm. Bevor er was sagen konnte unterbrach ich ihn. "Und ich war bei der Rektorin". Fassungslos sah er mich an. "Weil du ihn beleidigt hast?". Ich nickte. "Emily" sagte er mit einem scharfen Unterton, doch ich ignorierte es.

"Weinst du deswegen?" er sah mich weiterhin an, doch ich schüttelte meinen Kopf. "Er ist ein Bastard" sagte ich noch und nahm erneut einen Bissen. "Hast du ihm das gesagt?". Wieder nickte ich. "Warum?" fragend sah er mich von der Seite an. Doch ich antwortete ihm nicht, da ich aufs Essen konzentriert bin. Als ich ihm nicht antwortete, nahm er mir die Schüssel aus der Hand. Ich sah ihn an und fing wieder an zu weinen wie ein kleines Kind. Er war schockiert wie ich mich heute verhielt und gab mir die Schüssel wieder. "Was ist denn nur los mit dir?". Ich zuckte mit den Schultern. "Fehlt dir was? Soll ich dir was bringen?". "Ich weiß nicht" schluchzte ich. "Emily.." er wusste nicht was er tun konnte. Ich wusste ja selber nicht mal was mit mir los war.

Er legte seine Arme um mich und zog mich zu sich. Ich aß immer noch weiter. Dann seufzte er. "Ich lass dir ein Bad ein und du entspannst dich ein bisschen, ja?", ich nickte. Später als ich fertig mit essen war, ließ mir Joachim ein Bad ein und ließ mir Zeit für mich. Es war angenehm und ich entspannte mich ein wenig.

Als ich fertig war, tapste ich ins Schlafzimmer wo er auf mich wartete. "Und? Bist du ein wenig runtergekommen?. Ich setzte mich aufs Bett. "Passt schon, bin heute nicht so" murmelte ich. Er nickte verständnisvoll. "Joachim?" sagte ich. Er sah mich an. "Sag mal, diese Referendarin von damals" er unterbrach mich aber sofort. "Emily, ich dachte wir haben das geklärt?" er sah mich an. "Sie ist meine neue Klassenleitung" brummte ich ihn an. Er sah mich erstaunt an.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt