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„Es tut mit leid Ihnen das mitzuteilen, aber ihr ungeborenes Kind hat es leider nicht überlebt..". Mit völlig leeren Blick sah ich ins nichts. Mein Kopf war blank, einfach leer. Ich realisierte alles nicht, ich konnte es nicht glauben. Ich war so sehr in mich gekehrt und bekam nicht mal mehr mit wie die Menschen um mich herum handelten. Ich war nicht mehr ganz, all die Hoffnung war umsonst. Mein Kind war.. einfach fort. Ich konnte es nicht fassen, mein ein und alles war nicht mehr am Leben. Ich erstickte an diesen Wörtern. Ich hatte das Kind verloren, mir wurde schlecht..

„Emily! Komm!" Joachim öffnete die Beifahrertür und ich erwachte aus meiner Starre. Ich hörte seine Stimme nicht genau, meine Ohren waren wie in Watte gehüllt. Es herrschte Hektik um mich und ich sah alles wie ein Stummfilm, welcher ohne Ton vor mir her lief. Joachim sagte irgendetwas zu mir und sah mich voller Sorge an. Im Hintergrund war es stockdunkel und Menschen eilten in dunkelblauen Klamotten in unsere Richtung. Ich war völlig in Gedanken versunken während der Autofahrt und malte mir das Schlimmste aus was einer Mutter passieren konnte. Joachim riss mich aus dem furchtbaren Traum, der leider noch nicht ganz zu Ende war. Wieder überkam mich eine Wehe und ich kniff die Augen zu. Joachim sagte wieder irgendetwas was ich aber auch diesmal nicht verstand. Er hob mich hoch und setzte mich auf einen Rollstuhl, welcher im Krankenhaus immer bereitstanden.
Bevor ich alles realisieren konnte, schoben sie mich schon ins große sterile Gebäude und durch die milchige Tür, die nun offen stand. Schnell drehte ich mich um und sah wie eine Schwester Joachim erklärte, dass er nicht mit durfte. Joachim's Blick traf meinen und ich wünschte so sehr, dass er bei mir sein könnte.
Ab hier wurden wir getrennt.

Voller Angst sah ich mich um während mich das Personal eilig durch die Gänge schob.

Sie brachten mich in einen Raum und legten mich auf eine gepolsterte Liege. Ich bekam alles nicht wirklich mit, weil ich völlig alleine auf mich gestellt war und meine einzige Stützte nicht mich begleiten konnte. Ich wünschte mir in diesem Moment so sehr Joachim her. Sie stellten mir Fragen welche ich völlig verwirrt beantwortete während sie irgendwelche Untersuchungen durchführten.
Alle anwesenden Menschen untersuchten mich, aber ich lag einfach wie eine Statue auf der Liege während mir die Tränen runterflossen. Die Minuten fühlten sich wie Stunden an und ließen mir keine Ruhe. Mir kamen tausend Gedanken in den Sinn und meine Angst stieg mit jeder Minute. Was wenn ich das Kind verlieren würde? Ich durfte nicht. Ich kniff meine Augen zu und weitere dicke Tränen rollten mir über die Wangen.

Dann auf einmal nahm jemand meine Hand und ich öffnete meine Augen. Es war eine etwas ältere Frau mit blonden Haaren und ebenso einem dunkelblauen Kittel. „Ich bin Schwester Sabine" lächelte sie mich an und versuchte mich somit zu beruhigen. „Ihr Muttermund ist ein wenig verkürzt, in der wievielten Woche sind Sie?". Ihre Hand hielt meine fest und gab mir einen gewissen Halt, doch ich wollte nur meinen Joachim bei mir haben. Ich hatte sogar solch eine Angst, dass ich mir sogar meine Mutter herwünschte obwohl sie mich erstmal erschlagen würde, weil ich schwanger bin und ihr nichts erzählt habe. „In der 17. Woche". Meine Stimme zitterte wie nie zuvor. Die Schwester nickte.
„Das gute ist, dass sie weder helle Blutungen haben noch die Fruchtblase geplatzt oder gerissen ist". Ein wenig Erleichterung breitete sich in meinem Körper aus. Gott sei Dank ist die Fruchtblase nicht geplatzt. Zitternd schloss ich meine Augenlider. „Doch wir müssen Ihnen Kortison verabreichen". Sofort öffnete ich die Augen. „Es besteht weiterhin das Risiko, dass das Kind zu Welt kommen kann und wenn dieser Fall eintritt, dann ist das Risiko ziemlich hoch, dass das Kind stirbt, da die Lungenreifung erst richtig mit der 35. oder 36. Woche, je nachdem, richtig abgeschlossen ist. Und das Kortison beschleunigt die Lungenreifung des Kindes und unterstützt die Reifung falls es doch zur Welt kommen sollte. Außerdem kann es die Wehen hemmen, beziehungsweise herauszögern". Ich sah sie schockiert an. „Das Risiko ist zu hoch für eine Fehlgeburt, vor allem in der 17. Woche". Ich realisierte nichts mehr, ich war nur noch eine leere Hülle. „Wir verabreichen das Kortison, ja?" sie versuchte mir ins Gesicht zu sehen. Ich hob meinen Blick und sah sie an, anschließend nickte ich.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt