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Joachim und ich machten den Abwasch, damit die Anderen Teller haben für ihren Stand. Immer mehr fragten nach Tellern und somit musste jemand für den Putzjob einspringen. „Danke, dass du mit hilfst" ich sah zu Joachim der gerade die Teller abtrocknete. „Nicht doch, das mache ich doch gerne" lächelte er mich an. Ich konnte mich immer wieder in seinen blauen Augen verlieren. Wie sehr ich in ihnen versunken bin und mich an ihrer Farbe sonnte.

„Hey" unterbrach jemand meine Gedankengänge. Joachim grinste mich breit an. „Ich habe keine mehr" sagte er und ich sah auf seine Hände. Er hatte recht, er hatte keine Teller mehr zum Abtrocknen. „Oh" murmelte ich und wusch weiter ab. Ich konnte sein Grinsen hören und wie aus dem Nichts war sein Mund an meinem Ohr. „Ich merk doch wie du mich anstarrst" hauchte er mit heißem Atem gegen meine Haut was mir sofort eine Gänsehaut verpasste. Seine Hand fuhr zu meiner Taille und hielt sie fest im Griff. Kurz stockte ich und konzentrierte mich auf seine Berührungen. „Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich dich liebe" sein heißer Atem streifte erneut meine Haut bis er mir einen Kuss auf den Hals hinterließ.

„Ich helfe dir" hauchte er mir wieder ins Ohr bevor er anfing die Teller abzuwaschen und mich somit steuerte. Sein gesamter Körper war an meinen gedrückt. Ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren. „Wartest du auf etwas bestimmtes?". Erneut riss er mich aus meiner Starre.
„D-du machst das mit Absicht" stotterte ich ein wenig peinlich berührt von mir, natürlich versuchte ich so fest wie möglich zu klingen, aber er bemerkte es sofort. Ein sanftes Schmunzeln entwich seinen Lippen. „Ich wasche nur mit dir ab". Sehr witzig, Joachim. „Selbstverständlich" schmunzelte nun ich.

„Ich begrüße Sie alle herzlichst hier an unserer Schule und hoffe Sie haben einen guten Eindruck von ihr bekommen" die Rektorin sprach ins Mikrofon voller Euphorie als sie die Gesichter der Eltern von der Bühne aus betrachtete. 

„Viele scheinen begeistert zu sein" flüsterte Joachim mir unauffällig zu. Die ganze Aula war ein wenig verdunkelt, nicht nur weil es draußen schon dunkler wurde, sondern weil man sich so besser auf die Bühne konzentrieren konnte. Einige Lehrer standen an der Seite oder auch hinten herum und sahen zur Rektorin hoch. Für die Eltern waren lauter Stühle aufgebaut, die wie ein großer Block mitten in der Aula standen.

„Ob es an mir liegt" ich sah zu ihm nach oben mit einem breiten Grinsen. Natürlich war es Sarkasmus, doch Joachim bestätigte eher meine Aussage, als mich zu ärgern. „Natürlich liegt es an dir, du hast über 90% der Eltern empfangen". Seine Augen sahen auf mich hinab mit einem lieblichen Blick. Sein sanftes Lächeln schmückte die Atmosphäre mit Liebe und Wertschätzung. Mit roten Wangen sah ich ihn an und wollte ihn küssen, doch war es gerade unmöglich. „Hör auf.." murmelte ich und sah wieder nach vorne.
Weiterhin spürte ich wie er mich liebevoll ansah.

Nach einer Weile als ich der Rektorin zugehört hatte, kam eine weitere Lehrerin auf die Bühne und erzählte den Eltern über die verschiedenen Kurse der Schule. „Meinst du es wird noch lange dauern?" fragte ich als ich auf die Uhr sah und es schon ziemlich spät geworden ist. Ich hob meinen Kopf und sah zu Joachim hoch, der aber nicht wie ich nach vorne sah. Er sah stattdessen auf die linke Seite der Aula und es schien so als würde er jemanden beobachten. Verwirrt musterte ich ihn, da er mir nicht mal zugehört hatte. „Joachim?" flüsterte ich so leise es ging und sah nun ebenso in die Richtung. Sofort lagen seine Augen wieder auf mir. „Entschuldige, was hast du gesagt?" er sah in meine Augen. Er schien, ein wenig aus seiner liebevollen Wolke von vorher gestoßen zu sein. „Wen hast du angestarrt?" ich sah erneut in die Richtung, doch ich sah niemanden auffälliges, nur ein paar Eltern und ein paar Lehrer, die standen und gespannt nach vorne sahen. „Niemand, wen sollte ich anstarren?" lachte er und sah wieder nach vorne als wäre nichts gewesen. Noch einmal blickte ich in die Richtung nur um festzustellen, dass dort niemand war.

Nach der Rede der Rektorin und nachdem wir das Meiste aufgeräumt hatten, waren viele schon gegangen. Auch ich hatte jetzt vor mit Joachim zu gehen. Deswegen drehte ich mich um und sah ihn wie er die dreckigen Tischdenken gerade wegbringen wollte. Sofort schnappte ich mir eine von dem letzten Tisch und lief auf ihn zu als er den Gang entlang gehen wollte. „Hey, sollen wir dann auch mal aufbrechen und gehen? Es ist schon spät und wir könnten noch etwas bestellen oder wir kochen noch etwas schönes" ich dachte nach was wir heute Abend noch alles machen können. Er sah jedoch nach vorne und schien ein wenig nervös, was ich aber nicht so sehr wahrnahm. Ich meine wir reden über privates in der Schule.

„Ich glaube es wäre besser, wenn ich dich für heute nach Hause fahre. Es ist schon spät" erneut sah er mich an und mein Lächeln verschwand ein kleines Stück. Was? Er nahm mir die Tischdecke aus der Hand, „Ich bring die noch schnell weg und dann fahre ich dich nach Hause. Hast du das Nötigste oder müssen wir es noch holen?". Etwas perplexd sah ich ein wenig runter. „Ich denke ich hab alles.." murmelte ich nachdenklich. „Okay gut, dann geh schon mal vor. Ich komme gleich" sagte er noch bevor er an mir vorbei lief und mich somit stehen ließ. Immer noch verwirrt blieb ich mitten im Gang stehen. Was ist gerade passiert?
„Oh Emily, Sie sind ja noch da! Gehen Sie doch nach Hause" Frau Wörle kam mir entgegen und lächelte mich an. Ich mochte sie so sehr, sie ist so ein guter Mensch und so eine gute Lehrerin. „Äh ja, wollte ich gerade sowieso" lächelte ich sie an. „Dann bis Montag und schönen Abend noch" lächelte sie noch einmal bis sie dann auch an mir vorbei lief. „Ja, schönen Abend".

Somit lief ich mit überkreuzten Armen über den Parkplatz der Schule bis ich an Joachim's Auto angekommen war. Der Parkplatz war relativ leer, nur ein paar Autos standen noch herum und warteten darauf, dass man sie aufschloss und mit ihnen Heim fuhr.
Es war ein wenig kühl, doch es war nicht schlimm. Ich sah nach oben in den Sternenhimmel und beobachtete die kleinen Sterne am Himmel. Sie funkelten wie kleine Diamanten vor sich hin, der dunkle Himmel ließ ihre Schönheit nur noch mehr zur Geltung kommen.

Leise hörte ich Schritte hinter mir. Vorsichtig drehte ich mich um und sah Joachim wie er gerade seinen Autoschlüssel heraus holte. „Okay, dann fahren wir" sagte er und schloss auf. „Ja" hauchte ich kaum hörbar und stieg wie er auch ein.

Die ganze Autofahrt über war es still und dunkel, nur das leise Radio hörte man spielen. Es war schon nachts und die Autobahn war relativ leer. Es war so leise, dass man sogar mich schlucken hören konnte. Ich beschloss das Schweigen zu brechen. 

„Ist etwas passiert?" langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm und beobachtete ihn. Er sah konzentriert auf die Straße. „Was meinst du?" sagte er ohne den Blick von der Autobahn zu nehmen. „Ich weiß nicht, du bist so.. verändert, ein wenig". Weiterhin betrachtete ich ihn ausführlich. „Was?" lachte er kurz auf und sah mich dann an. Meine Miene änderte sich jedoch nicht.
„Emily, es ist nichts" lächelte er immer noch als er zur Straße sah. Wieder war es leise, doch eine Frage schwirrte mir noch im Kopf herum.

„Und.. hat es einen Grund warum du mich nach Hause fahren willst? Oder..?" murmelte ich leise. Er war weiterhin leise und konzentriert als er abbog und wir die Autobahn verließen. „Ich denke nur, dass du mal wieder zu Hause schlafen solltest. Heute war ein langer Tag" er sah wieder zu mir, doch diesmal setzte er einen liebevollen Blick auf. „Okay" sagte ich und sah wieder nach vorne. Er hatte mir nun seine Antwort gegeben, doch das wesentliche ist, dass ich ihm das erste Mal nicht glaube. Dennoch wollte ich das Thema ruhen lassen, vielleicht ist etwas bei seiner Familie passiert und möchte das erstmal klären.

Als wir ankamen, öffnete ich meinen Gurt. „Also dann" sagte ich und öffnete die Autotür. Ich sah ihn an. „Danke fürs fahren" gab ich von mir und wollte langsam aussteigen. „Gute Nacht und schlaf gut" lächelte er leicht und drückte mir einen Kuss auf. Ich nickte. „Du auch" hauchte ich mit einem kleinen Lächeln und steig aus. Ich machte die Autotür zu und lief ins Haus. Als ich in der Wohnung ankam, lief ich in mein Zimmer und legte meine Tasche auf den Boden ab. Anschließend setzte ich mich auf mein Bett und starrte meinen weißen Kleiderschrank an. „Gute Nacht..".

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt