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Als ich morgens in der Klasse ankam, war es verdammt früh. Zur Zeit kam ich auch früher an und erledigte noch wichtige Sachen für den Unterricht wie zum Beispiel Einträge, ordnete meine Materialien ein, die ich am Vorabend noch am PC geschrieben hatte oder sonstiges. Ich unterhielt mich mit einer Mitschülerin über die Mathe Hausaufgabe und wie man sie rechnet während ich vor ihrem Tisch in der Hocke war, da kein Stuhl mehr frei war. Sie erzählte mir wie sie dabei vorgegangen war und auf welche Ergebnisse sie kam. Ich holte meinen Matheordner und holte das Arbeitsblatt heraus, welches uns Joachim vor zwei Tagen ausgeteilt hatte. Zusammen redeten wir über die gestellten Aufgaben und ich bekam nicht mal mit, dass es schon geklingelt hatte und Joachim herein kam. "Ich denke so würde es aber auch gehen" sagte sie und zeigte mir ihr Blatt. "Ich denke schon" sagte ich als ich aufstand und wieder an meinen Platz gehen wollte. Joachim gab uns in letzter Zeit so viel Hausaufgaben auf, das war der Wahnsinn. Und natürlich verlangte er von mir, dass ich sie ebenso erledigte, auch wenn ich bei ihm war.

"So, guten Morgen. Ich hoffe Sie haben alle die Hausaufgabe gemacht" er rieb sich die Hände und sah in die Klasse. Wie jeden Morgen kontrollierte er die Hausaufgaben und suchte sich die perfekte Lösung raus. Er lief durch die Reihen und sah bei jedem Einzelnen auf's Blatt bis er schließlich eine angemessene Lösung gefunden hatte.

Somit verbesserten wir die Hausaufgabe und anschließend gab er uns noch ein Blatt, welches wir bearbeiten sollten, währenddessen lief Joachim rum und half den Schülern. Wir hatten gerade wieder Stochastik und ich wusste nicht ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Bei dem Blatt ging es um Eiskugeln in Becher oder Waffel und mit oder ohne Sahne. Die Aufgabe an sich war ja einfach, man sollte ein Baumdiagramm aufstellen und dies dann beschriften, doch diese verdammten Eiskugeln brachten mich so raus, dass ich mit Sandra die ganze Zeit am Diskutieren war wie der Ast jetzt nun bei der Person 1 aussehe. "Aber schau mal, wenn Person 1 und Person 2 kein Eis mit Sahne bekommen, müssen dann da zwei Äste weggehen oder kommt zuerst Eis und dann ohne Sahne?" ich sah Sandra an. Sie las sich das Blatt durch und überlegte. "Entweder so oder man macht drei Äste weg" sagte sie. Ich sah wieder auf das Arbeitsblatt. "Schau mal, hier steht, dass die 3. und die 4. Person das selber entscheiden können ob sie Sahne dazu haben wollen, deswegen dachte ich jetzt, dass die ersten beiden Personen keine Äste mit Sahne bekommen würden" ich zeigte Sandra mein Baumdiagramm und sie hörte mir aufmerksam zu. Ich war zwar nicht die Beste in Mathe, doch ich versuchte wenigstens es ein wenig zu verstehen. "Ja, aber was ist dann-" doch bevor Sandra zu Ende reden konnte hörten wir einen lauten Knall und sahen sofort in die Richtung. Eine meiner Mitschülerinnen ist gestürzt und versuchte sich wieder aufzustehen, doch sie fiel wieder hin. Ich und ich denke die ganze Klasse war ebenso so geschockt was sich innerhalb von Sekunden abspielte, dass wir es gar nicht realisieren konnten. Erneut versuchte sie aufzustehen, doch sie kam wieder nicht hoch. Sie wollte glaube ich zur Toilette gehen.

Endlich konnte ich mich bewegen und ging schnell zu ihr. Natürlich kam Joachim auch zu ihr und war ein wenig schneller als ich. "Bleiben Sie mal sitzen" sagte er mit ruhiger Stimme und sah sie an. Ich kniete mich auch vor sie hin und sah sie an. Eine weitere Mitschülerin, Sophie, holte ihre Wasserflasche und gab sie ihr. Sie war beim Schülersanitätsdienst, was wirklich von Vorteil für unsere Klasse war. Joachim redete beruhigt auf sie ein, was ich aber nicht so ganz mitbekam. Ich betrachtete Hannah. Sie war vorher richtig auf den Kopf geknallt, als sie kurz umkippte. Ich holte aus meiner Jackentasche einen Traubenzucker und ging wieder zu ihr in die Knie. Ich holte es aus der Verpackung und wurde von Joachim beobachtet. "Hier" ich gab ihn Hannah und sie nahm es. "Ich habe auch öfters Kreislaufprobleme, deswegen habe ich immer etwas dabei" sagte ich nun ebenso mit ruhiger Stimme ihr. Sie sah mich an und nickte. Joachim's Blick spürte ich weiterhin auf mir.

"Sollen wir sie ins Krankenzimmer bringen?" fragte Sophie nun Joachim, der sie ansah. Dann nickte er. Wir standen alle auf und Sophie und ich halfen Hannah auf, damit sie nicht nochmal hinflog. "Geht's?" fragte ich sie und sah sie an. Langsam nickte sie und somit gingen wir aus dem Klassenzimmer, zum Aufzug und dann ins Krankenzimmer. Sophie gab schnell im Sekretariat noch bescheid, dass der Schulsanitätsdienst schnellstmöglich ins Krankenzimmer kommen sollte.

Als wir im Krankenzimmer waren, kamen sie auch sofort an. "Schaffen Sie das? Ich muss zu den anderen wieder hoch, aber ich gebe noch einer Lehrkraft bescheid" Joachim sah mich und Sophie an. Ich nickte. "Wir schaffen das schon". Joachim lächelte kurz und ging dann auch aus der Tür.

Der Sanitätsdienst maß ihren Blutzucker, Blutdruck und Puls. Alles war im Keller, weswegen sie ihr ein paar Gummibärchen gaben und ein zuckerhaltiges Getränk, so wie mir damals. Hannah rief ebenso ihre Mutter an, dass sie sie abholen kann. Ich war immer noch richtig schockiert was gerade passiert war und konnte es immer noch nicht realisieren. Ich war noch völlig in meinen Eiskugel mit und ohne Sahne vertieft gewesen. So etwas hatte ich noch nie mitbekommen, außer einmal im Krankenhaus, damals als ich noch dort gearbeitet hatte. Sie hatten eine Patientin aus dem Bett geholt um mit ihr ein wenig zu laufen, da sie lange Bettruhe hatte. Und dann auf einmal ist es passiert und sie ist umgekippt. Ich war damals genauso schockiert und war überfordert mit der Situation, obwohl ich nur hinten stand und zu sah. Die Krankenschwestern waren da, weil sie wussten dass sowas passieren konnte.

"Emily". Ich sah auf. "Wir können wieder hochgehen" sagte Sophie und sah mich an. Ich blickte an ihr vorbei und sah, dass der Lehrer, der den Schülersanitätsdienst leitete da war und uns ablöste. Ich nickte und somit gingen wir wieder hoch ins Klassenzimmer.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt