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Es herrschte ein kaltes stürmisches Wetter draußen. Das Wetter hatte sich kaum verändert, es war kalt und regnerisch. Ich kuschelte mich tiefer in meinen Schal um den kalten Wind abzustoßen. Heute durfte ich wieder in die Schule, zwar war heute Freitag und somit standen die letzten Stunden vor dem Wochenende an, doch trotz alle dem musste ich heute zur Schule gehen. Ich meine es war Freitag und bald Wochenende, aber egal. Die Intelligenz der Ärzte ließ zu wünschen übrig.
Ich marschierte durch den Vorhof der Schule und sah auf meine Armbanduhr. Es war kurz vor acht. Ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich war weder zu früh, noch zu spät.
Mit einem Ruck öffnete ich die große Glastüre und trat ein. Sofort überkam mich die Hitze. Oh wie hatte ich sie vermisst.. Sarkasmus ließ grüßen. Als ich die große Treppe hinauf wollte und mich in den zweiten und somit auch den letzten Stock quälen wollte, rief jemand laut meinen Namen durchs ganze Schulhaus. Sofort musste ich grinsen. Ich sah zu meiner linken und erkannte Olivia, die sich gerade eben beim Bäcker etwas gekauft hatte und auf mich zuschritt.
„Endlich hat mein Leben wieder einen Sinn" lachte sie und ging mit mir die ersten Stufen hinauf.

„Weine nicht mein Kind, ich bin ja wieder da" sagte ich übertrieben und legte meine Hand auf meinen Brustkorb. Wir beide lachten lauthals auf. Ein grobes Husten entfuhr meiner Kehle. „Gehts dir immer noch nicht so gut?" sie sah mich besorgt an. Ich lächelte sie an. „Doch, doch es geht schon. Meine Krankmeldung gilt nur bis gestern noch, deswegen muss ich heute, an einem Freitag, in die Schule kommen wegen sechs Stunden". „Ist ja unnötig" Olivia sah mich an. „Sowas von". Wir liefen nach links um zur nächsten Treppe zu kommen. „Genauso wie diese fucking Treppen" keuchte Olivia schon und ich lachte laut los. Sofort litt ich auch an Luftmangel und keuchte wie sie. Wir hatten einfach keine Ausdauer und jedes Mal machten wir uns über uns selber lustig. „Weißt du noch? Der Typ damals der uns so komisch angeschaut hat als wir auch so gekeucht haben?" lachte Olivia. Wieder lachte ich auf. „Wie kann ich diesen Blick vergessen". Wir zogen uns wie zwei Omas am Geländer hoch.
„Wusste ich's doch, dass ich euch lachen gehört habe". Sandra stand oben vor den Treppen und somit vor uns mit den Händen an die Hüfte gestemmt während sie breit grinste. „Dein Lebenssinn ist eingetroffen" ich öffnete meine Arme und Sandra sah weg, doch auch sie lachte.

Während des Unterrichts schrieb ich meine Ideensammlung für mein Fachreferat zusammen. Ich nahm mir vor mein Fachreferat im 1er Bereich abschließen zu wollen, ich brauchte die gute Note. Falls irgendwas im Abi schief laufen sollte, hätte ich noch diese Note die mir helfen sollte. Am meisten Angst hatte ich vor Mathe, danach kam Englisch, Deutsch und zum Schluss GW. Mit 20 hätte ich mein Abitur und wäre endlich mit Joachim glücklich. Achja, Joachim..
Ich sah nach links zum Fenster und betrachtete das große Gebäude, welches mit diesem Gebäude verbunden war. Ich schaute ob Joachim dort irgendwo Unterricht hatte, doch ich sah ihn nirgends. Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass ich unterbewusst anfing zu lächeln. Egal wo ich war, immer wieder schweiften meine Gedanken zu ihm. Dieses Verliebtsein war wirklich eine Droge, doch ich hatte Angst, dass sie vergehen würde. Man hört es ja bei vielen Pärchen. Irgendwann gelangen sie aus der Phase und gingen fremd oder sie sahen einen als selbstverständlich an, so wie die Luft zum Atmen oder sie empfanden keine Gefühle mehr für den jeweils anderen. Doch bei Joachim und mir würde das nicht geschehen, nein. Dafür würde ich sorgen. Wir gehörten zusammen und ich wollte, dass unser Kind bei uns aufwächst, als Eltern. Ich seufzte auf. Jedes Mal machte ich mir über die belanglosesten Dinge Gedanken und sie fraßen mich auf, wenn dies nicht endete. Einmal dachte ich an eine Situation zurück in der ich etwas anders hätte machen können. Doch ich tat es bewusste nicht, da mir mein Verstand etwas anderes sagte. So lange konnte ich Nächte nicht durchschlafen und machte mich selber fertig, obwohl es nur eine scheiß Entscheidung um Recht oder Unrecht ging. Ich schüttelte meine Gedanken ab. Wieder dachte ich über solch belangloses Zeug nach.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt