26

486 21 3
                                    

„Und genau deswegen dachten wir, dass diese Veranstaltung gut für die Schule wäre" vollendete jemand den Satz. Sofort schoss mein Kopf in die Höhe. „Ähm" ich versuchte nachzudenken was das Mädchen nochmal gesagt hatte, dennoch hatte ich ihr nicht wirklich zugehört. Mich hatte Monty, ein Mitschüler, darum geben bei der Schülerkonferenz einzuspringen, für seinen Posten. In seiner Familie gab es wohl einen Vorfall, weswegen er nicht kommen konnte und mich deswegen bat für ihn einzuspringen. Er war der erste Schülersprecher und Klassensprecher unserer Klasse, der zweite Klassensprecher war Jennifer, die ebenso in meine Klasse war. „Ich denke wir werden diesen Gedanken aufschreiben und überdenken. Diese Veranstaltung ist schon ein größeres Stück Arbeit" setzte Jenni ein und schrieb die Idee des Mädchens in ihrem Notizheft nieder.

„Was ist mit dir?" zischte sie mir leise zu während sie es aufschrieb. Meine Gedanken waren komplett zerstreut, vielleicht hatte sich Monty doch jemand falsches dafür ausgesucht. „So weitere Vorschläge?" freundlichen sah sie auf und blickte in die Runde als sie fertig geschrieben hatte. Ich schloss meine Augen und seufzte innerlich auf.

Nach der Sitzung gingen wir aus dem Schülerkonferenzraum, doch Jenni griff nach meinem Arm. „Ist alles in Ordnung? Du warst gar nicht bei der Sache" sie sah mich besorgt an. Ich jedoch schüttelte meinen Kopf. „Nein, es geht mir gut. Vielleicht war Monty's Entscheidung doch falsch und er sollte jemand anderes einsetzten". Ich wollte gerade gehen und nach jemand anderen suchen der die Stelle übernehmen möchte, sie zog mich aber wieder zu sich. „Monty trifft immer die richtige Entscheidung und du bist die Richtige" sie packte währenddessen ihren Block wieder in ihre Tasche. „Und das was mit Kopp war, das war nicht ohne" lächelte sie und überkreuzte die Arme vor der Brust. Unbewusst musste ich auch lächeln als ich daran dachte. Er ist ein Arschloch.

„Das war das richtige damals. Gelato und ihre Gang sind gräßliche Gören und der Kopp sieht vielleicht etwas anderes als wir es sehen" lachte sie kurz auf.

Nachmittags, als ich die Schule endlich überstanden hatte, räumte ich ein wenig auf. Die Möbel waren ein wenig verstaubt und ich entschied mich meinem Kummer für ein paar Minuten, wenn nicht für Stunden, zu vergessen. Joachim lag nach wie vor im Krankenhaus und kämpfte um sein Leben. Ich konnte nicht mehr richtig abschalten und brauchte irgendwie eine Ablenkung. Es war ja nicht selbstverständlich, dass der eigene Freund im Krankenhaus lag.

Ich nahm den Staubwedel und machte mich an die Arbeit, irgendwie musste ja das Haus sauber gehalten werden. Ich fing mit den Ablagen an, bis zu dem Bücherregal. Es waren viele Bücher dort, auch Studienbücher, Joachim's Studienbücher. Mein Blick flog kurz darüber und dann wieder zu den anderen. Auf einmal sah ich eine kleine rote Schachtel mit einer goldenen Schrift darauf. Die Schrift war geschwungen und ein Schmucklabel französischer Art stand drauf. Vorsichtig nahm ich sie und war mir unsicher, ob ich sie öffnen sollte. Sie gehörte mir nicht, dennoch reizte es mich sie zu öffnen.

Langsam setzte ich mich neben dem Regal auf den Boden und ließ den Staubwedel ebenso sinken. Mit einem kleinen Rück öffnete ich sie und sah zwei Zettel zusammengefaltet dort liegen. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Ich nahm einen heraus und öffnete diesen, sofort wusste ich was das für Zettel waren. Es waren die Briefe an uns, welche wir an den jeweils anderen geschrieben hatten, die wir nach 3 Jahren öffnen wollten. Eigentlich wollten wir sie zusammen öffnen und lesen, aber da die Chance bestand, dass dies vielleicht nicht mehr der Fall sein könnte, brach mir das Herz und somit entschloss ich mich ihn allein zu lesen.

Emily,
Wo sehe ich mich in 3 Jahren?
Ich sehe mich mit dir an meiner Seite, zusammen hier, vielleicht in diesem Haus oder auch in einem anderen zu leben. Wer weiß was uns die Zukunft bringt, schlechtes oder gutes. Eins weiß ich jedoch auf alle Fälle; Ich werde dich immer mit offenen Armen empfangen und mich um dich kümmern. Es mag jetzt zwar kitschig klingen, aber du bist die wirklich Einzige, bei der ich weiß, dass meine Reise vorbei ist. Die Reise auf der Suche nach einem zu Hause endete bei dir. Ich weiß nicht wem ich dafür danken soll, dir, Gott, meinem Instinkt, meinen Mentoren von früher oder einfach jemand anderem? Ich hatte früher diese Unruhe verspürt, dass eines Tages sich alles ändern würde und ich kann es immer noch nicht genau sagen was es ist, aber ich denke, dass du das bist, was endlich meine Suche ein Ende bereitete. Also danke ich dir für alles und für jedes kleines bisschen Zeit, was du in mich investierst und wer weiß was die Zukunft sonst noch so mit sich bringt. In 3 Jahren möchte ich dich für immer bei mir sehen können und stolz sagen können: Das ist meine Frau.

Ich liebe dich so unfassbar sehr, mein Engel

Immer mehr Tränen flossen über meine Wangen, mit jedem Wort was er vor 3 Jahren runterschrieb, berührt er mich zu tiefst. Wir hatten dunkle und helle Zeiten, ups und downs, jedoch sind wir steht's eins gewesen. Und mit diesem leeren Gefühl was mich nun umgibt, fühle ich mich so weit weg von ihm. Wer weiß was noch alles passieren wird, ob er zu mir zurück kommt oder ob er für immer fort bleiben würde. 

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt