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Am nächsten Tag saßen alle wieder im Klassenzimmer und redeten. Da Pause war, war es natürlich auch laut im Klassenzimmer. Die verschiedensten Themen schwirrten in der Luft, von anstehenden Schulaufgaben bis zum Wochenendsaufen. Viele meiner Mitschüler hielten sich in Shisha Bars auf und trafen sich dort auch abends. Ich gehörte aber zu denen, die abends gemütlich im Bett lagen und sich einen Film ansahen. Natürlich ging Sandra auch ab und zu in Shisha Bars mit ihren Freunden, wohingegen Olivia wie ich zu Hause blieb.

Wir unterhielten uns gerade über den Muskelkater der beiden, da Joachim sie gestern ganz schön getriezt hatte. Und natürlich kam ich um das Thema mit seiner Jacke auch nicht rum.

„Sag mal, wieso hat er dir eigentlich seine Jacke gegeben, mh?" Sandra lehnte einen Arm an meinem Tisch ab und kam mir mit einem ihrer typischen Grinsen näher. „Genau, das wollte ich dich auch noch fragen" Olivia's Grinsen tauchte ebenso plötzlich auf ihrem Gesicht auf während ihr Blick mir gehörte. „Er wollte nur nett sein". Natürlich konnte auch ich mir kein Lächeln verdrücken. „Jaja, sag das jemand anderen" Sandra hatte nach wie vor ihren Blick drauf, sie durchbohrte mich förmlich mit dem Blick. „Mir war kalt und ich hatte keine Jacke da und außerdem habe ich in letzter Zeit weniger Blut in mir, weswegen mir öfter schwindelig ist wie ihr wisst" ich sah beide an, doch ihre Blicke änderten sich nicht und grinsten mich deswegen weiterhin so dämlich an. Ich verdrehte lachend die Augen. „Ohne Spaß Em, er mag dich wirklich. Er gibt ja wohl kaum jedem seine Trainingsjacke". Ich sah zu Olivia hoch. Beide sahen auf mich starr herab, da ich auf meinem Stuhl saß und kleiner wirkte. „Denkt was ihr wollt". Von außen sah es so aus als würden sie mich in die Mangel nehmen, doch wenn jemand in die Mangel genommen wird, dann eine der beiden, und zwar höchstpersönlich von mir. Bei dem Gedanken musste automatisch lächeln, was natürlich Sandra sowie Olivia auffiel.
„Du denkst an ihn, nicht wahr?" auf einmal kam Sandra immer näher und lehnte sich schon mit dem Oberkörper auf meinen Tisch was ich zuvor nicht gemerkt hatte. Mein Kopf drehte sich zu ihr und ich erschrak minimal von ihrer aufdringlichen Art. Dann verdrehte ich wieder die Augen. „Ihr seid so doof". Natürlich wusste keiner von den beiden, dass ich Joachim mehr mochte als ich ausstrahlte. Joachim mochte mich, schon damals und das sah man. Seitdem zogen mich Sandra und Olivia damit fast ganze drei Jahre auf und ließen nicht locker. Doch sie meinten es nicht ernst, sie wollten mich nur ein wenig ärgern.
Zu dritt fingen wir an zu lachen bis dann auch unsere Madam herein kam. Nur noch ein paar Monate, dann musste ich Frau Stöhle nicht mehr sehen und hätte endlich meine Ruhe vor ihr.

Alle gingen langsam zurück auf ihre Plätze und es kehrte auch Ruhe ein. „So, guten Morgen von mir erstmal. Ich habe einige Klassenleitergeschäfte noch zu tun" sie strich ihre nach vorne gefallenen braune Haare hinters Ohr als sie einen Stapel Blätter hervor nahm. „Zuerst einmal wollte ich Ihnen den Termin Ihrer Klassenfahrt mitteilen, der schon bald anstand" sie sah sich ein Dokument genauer an als sie sprach.

Jetzt fiel es mir ein. Wir würden ja bald auf Abschlussfahrt gehen, die bald anstand. Ich freute mich riesig darauf mit Olivia und Sandra die letzte Zeit zu dritt zu genießen. Der Nachteil war nur, dass die Madam mitgehen würde und ich Joachim nicht sehen konnte. Ich dachte nicht daran, dass er mitkommen würde, da er sowieso schon zu viel zu tun hatte. „Hey!" zischte mir jemand leise von rechts zu. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung und sah Sandra die mich und Olivia ansah. „Das wird so nice" sie wedelte mit ihren Händen herum und machte eine ihrer Grimassen wieder. Lachend schüttelte ich den Kopf und sah wieder nach vorne.
Diese paar Tage würde ich schon ohne Joachim überleben. Ich freute mich richtig darauf mit meinen Freunden endlich abzuschalten und die Zeit einfach zu genießen. „Ich freu mich richtig, Leute" ich sah wieder nach rechts zu Olivia und Sandra und grinste übers ganze Gesicht.

Diese ganzen zwei Schulstunden redeten wir über Städte und ein wenig über die Länder, die zur Auswahl standen, eine von ihnen würde unser Ziel sein. Zur Auswahl standen Stuttgart, Frankfurt, Amsterdam, Österreich und Augsburg. Ich persönlich wollte nach Amsterdam, da in meiner alten Realschule wir kurz davor waren dort hinzufahren. Deswegen kannte ich schon viele Attraktionen und Möglichkeiten zum Besichtigen. Damals stand Italien, Gardasee, und Amsterdam zur Auswahl, schlussendlich fuhren wir ins heiße Italien. Obwohl es viel zu heiß für mich war, war es ganz schön mit meinem alten, großen Freundeskreis dort Spaß zu haben.
Wie ich sie alle vermisste..

Unsere Klasse einigte sich nach gefühlten Stunden dann endlich auf einen Ort. Es war wirklich unmöglich mit der Klasse irgendetwas zu planen oder gar zu bestimmen. Die Hälfte hörte nicht zu, die anderen machten irgendetwas anderes, wiederum andere ließen sich nicht umstimmen und schließlich gab's noch diejenigen die mit jeder Entscheidung einfach nicht zufrieden waren.
Unser Ziel war Frankfurt, was eigentlich gar nicht so schlecht klang. Zwar wollte ich weiterhin nach Amsterdam, doch auch ich war eine der Personen, die nachgab damit wir endlich was zu Stande bekamen.

„Jetzt brauchen wir nur noch eine männliche Begleitperson" Frau Stöhle sah in die Klasse. Mein Herz setzte kurz aus. Sofort wollte ich Joachim vorschlagen, doch Gelato war schneller. „Können wir Herr Kopp mitnehmen?" sie sah die Referendarin fragend an. „Nein!" ertönte es aus unserer Dreierkonstellation. Jeder, nur nicht Herr Kopp...
„Alter, wenn der mitfahrt, nh" zischte Sandra leise, da unsere Reaktion viel zu laut war. „Ich könnt kotzen" zischte nun Olivia. „Dieser Bastard wird nicht unsere Begleitperson", mein Blick war eiskalt und durchbohrte die Madam, welche vor der Tafel stand. „Haben Sie einen besseren Vorschlag?" Frau Stöhle sah uns fragend an. Es war so unnötig, dass wegen drei Jungs aus meiner Klasse unbedingt eine männliche Begleitperson mitkommen muss. Selbstverständlich würde nicht unsere Klasse alleine fahren, irgendeine andere Klasse oder sogar Klassen, Mehrzahl, würden mitgehen, sonst wärs viel zu teuer für uns. Von dem her würden die männlichen Begleitpersonen der anderen Klassen für unsere Jungs auch reichen..
Ich könnte mir bei dieser Logik schon wieder eine runterhauen, diese Schule ist so unlogisch und unstrukturiert.

Ich öffnete schon meinen Mund und wollte Joachim's Namen sagen, aber ich hielt inne. Was wenn er wirklich nicht mitkommen kann oder will? Oder er einfach keine Zeit dafür hat? Langsam schloss ich ihn wieder und dachte nach.
Frau Stöhle zog eine Augenbraue hoch und wartete auf eine Antwort, doch keiner von uns sagte etwas. Nervös linste ich zu Olivia und Sandra. Sagt irgendwas! Bitte! Ich wollte auf keinen Fall, dass Herr Kopp mitkam.
„Na was ist denn jetzt, Emily?" Gelato grinste und zog ebenso eine Augenbraue hoch. Genervt sah ich sie an. Sie sah genauso wie Frau Stöhle aus, nur in blond mit kilometerlangem Ansatz. Da haben sich ja zwei gefunden..
Am Liebsten würde ich Frau Wörle mitnehmen als unsere Klassenleitung, aber leider war sie nicht unsere Klassenlehrerin.

„Also wenn kein weiterer Vorschlag kommt, dann frage ich mal Herr Kopp ob er mit uns mitkommen will" die Referendarin sah sich wieder in der Klasse um und blieb an uns hängen, doch keiner von uns wusste was er sagen sollte. Dann sah sie wieder auf ihren Zettel und schrieb sich wahrscheinlich auf, dass sie Kopp noch fragen musste. „Sagt doch irgendwas!" zischte ich leise Olivia und Sandra zu. „Ja was denn?!" zischte nun Sandra lauter zurück. Ich seufzte kurz auf und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Gott..., Klassenfahrt mit dem Kopp..

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt