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Mit einem törichten Geräusch ertönte der Wecker von Olivia und beide schellten sofort in die Höhe. "Man Olivia! Mach deinen scheiß Wecker aus!" fauchte Sandra Olivia an als sie sich ihr Kissen wieder ins Gesicht drückte und sich erneut ins Bett sinken ließ. "Wir müssen aufstehen, Madam! Nicht umsonst stell ich den Wecker!" sagte Olivia und schaltete ihren Wecker aus während sie sich noch mit Sandra unterhielt.
Ich hingegen lag mit dem Rücken zu ihnen, auf meiner Seite während ich seit Stunden die blanke Wand vor mir anstarrte. Immer wieder wenn ich die Augen schloss, musste ich an Joachim denken. Meine Tränen von heute Nacht sind schon lange getrocknet, nur meine Gedanken blieben. Ich vermisste ihn immer mehr und wünschte, dass das alles nie passiert wäre, doch ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Außerdem würde er es höchstwahrscheinlich wieder tun, mich betrügen, mit ihr schlafen, sie anfassen, an sie denken.

Mein Herz zog sich zusammen als ich daran dachte wie seine Hände auf ihrem nackten Körper lagen, er sie ansah und sie ihn, und er schließlich mit ihr schlief. Diese Bilder brannten sich so sehr in meinen Kopf, dass jeder Gedanke einfach nur weh tat. Ich war zwar nicht dabei gewesen, doch ich malte mir alles genauestens aus. Vielleicht hatte sie ihn noch zusätzlich verwöhnt? Die Hand an meinen Mann angelegt.

Schmerzhaft schloss ich die Augen.
Reichte ich ihm nicht mehr?

"Em, bist du wach?" gähnend stand Sandra hinter mir während sie sich die Augen rieb. Ich konnte sie zwar nicht sehen, doch sie kannte ich sehr gut. Wieder öffnete ich meine Augen und sah erneut die blanke Wand an. "Ja, bin ich" sagte ich nur knapp. "Okay, ich geh dann zuerst ins Bad, ja?" gähnte Sandra noch einmal müde und lief ohne auf eine Antwort zu warten ins Bad. Man konnte nur noch die Badtür hören wie sie ins Schloss fiel.

Anschließend richtete ich mich auf und genoss die Ruhe von außen, doch die Ruhe in meinem Kopf war noch lang nicht eingekehrt. "Alles klar?". Ich hob verwirrt meinen Blick und sah in ein besorgtes Gesicht von Olivia. "Ja, klar" nickte ich lächelnd, doch Olivia's Mimik änderte sich kein Stück. "Du lügst" sagte sie dann gerade raus. Unsere Blicke fixierten den jeweils anderen, doch dann sah ich weg und stand auf. "Sollen wir darüber reden?" Olivia kam einen Schritt näher während ich ein paar Klamotten zusammen suchte. "Nein" sagte ich nur knapp ohne auf ihre Frage weiter einzugehen. "Bist du sicher?" hakte sie noch einmal nach, doch sie bekam ebenso nur eine Abfuhr von mir.

"Vielleicht geht es dir dann besser?" versuchte sie weiter auf mich einzureden, doch mein Geduldsfaden war gerissen. Schlagartig hielt ich in meiner Bewegung inne und ließ meinen ganzen Ärger und Frust los. "Nein!" schrie ich laut auf.
Eine bedrückte Stille kehrte ein und mir wurde bewusst, dass ich meinen Frust nicht an Olivia auslassen durfte, nein nicht an ihr. Sie konnte nichts dafür, Joachim allein war an allem schuld, wie immer.
"Es tut mir leid, Olivia. Ich wollte dich nicht blöd anmachen" seufzte ich auf und sah sie an. Sie winkte jedoch ab. "Nein, es ist alles gut. Ich wollte dich nur ein wenig aufmuntern, aber ich denke das ist nicht der beste Zeitpunkt" lächelte sie leicht auf. Auch auf mein Gesicht bildete sich ein kleines Lächeln als ich sie ansah. Schließlich kam Sandra aus dem Bad und sah und verwirrt an. "Ist alles klar?" fragte sie mit halb nassen Haaren als sie uns ansah. Ich lächelte noch einmal Olivia dankend an und lief dann ins Bad.

Nach dem Frühstück machten wir eine Bootstour auf dem Main und sahen uns alle Häuser und Sehenswürdigkeiten an. Es war ein angenehmes warmes Wetter, es war weder zu kalt noch zu warm. Zusammen redeten wir, sahen uns alles genau an und machten Fotos. Auf dem Schiff konnte man sich sogar Essen und Getränke bestellen, doch da wir anschließen Essen gehen würden, sollten wir nur etwas zum Trinken bestellen, wenn überhaupt. Auch waren ein paar Schirme aufgestellt, welche uns ein wenig vor der Sonne schützen sollten.
Olivia, Sandra und ich machten uns auf den kleinen Sofas bequem. Es waren nicht mal Sofas, eher eine Art von Gartenmöbeln, die wie keine Sofas aussahen. Einige andere Mitschüler saßen an den Tischen mit den Schirmen und redeten miteinander. Auch die Lehrer saßen an Tischen und unterhielten sich. Es schien als würde ein schöner Tag herrschen. Das war er auch, doch die Tatsache, dass Joachim mir mein Herz gebrochen hatte und ebenso hier saß, so als wäre nichts passiert, zog mich runter. Immer wieder glitt mein Blick zu dem Braunhaarigen, welcher sich gerade mit ein paar anderen Lehrern unterhielt. Es schien sogar so, als hätte er Spaß.
Er lachte, genoss den Tag und dachte an nichts anderes. Je länger ich ihn ansah, desto mehr spürte ich wie mein Herz schwerer wurde. Wie sehr wünschte ich mir, dass er mich wieder so anlächeln würde. Doch dies konnte ich mir aus dem Kopf schlagen.
Ich dachte an den Tag zurück als die AIDS-Hilfe bei uns an der Schule war und wir helfen sollten Kondome, Heftchen und etc. zu verteilen. Selbstverständlich sind die Kondome am Schnellsten leer gewesen, und selbstverständlich hatte sich auch jeder von meiner Klasse eins eingesteckt, sogar ich. Erst in diesem Augenblick wurde mir klar wie sehr das Thema Sex präsent war. Jeden einzelnen den ich beobachtet hatte, der ein Kondom, oder auch mehrere nahm, sah ich etwas mit anderen Augen. Ich hätte nicht gedacht, dass alle so das Thema offen darlegen und offen mit ihrer Gestik verdeutlichen; Ja, ich habe Sex.

Nachdem wir den Stand später abgebaut hatten und die restlichen Kondome Herr Kopp zugeschoben hatten, gingen wir wieder ins Klassenzimmer. Ich erinnerte mich noch ganz genau an den Tag. In den letzten beiden Stunden hatten wir Joachim. Nach wie vor wusste keiner was mit unserer alten Mathelehrerin war und auch keiner sagte uns irgendetwas, naja wir waren sowieso immer die Letzten die etwas erfahren.
Während des gesamten Unterrichts beobachtete ich Joachim und wie er sich bewegte, redete oder auch auf und ab lief. Ich war froh darüber ihn wieder zu haben, ja ich WAR froh. Endlich konnte ich ihn wieder in seiner vollen Lehrerposition beobachten und wie attraktiv er eigentlich war in seiner weit entfernten Rolle.
Am Ende des Unterrichts lief ich zu ihm vor als sich alle schon verabschiedet hatten. Joachim schrieb in das Klassentagebuch noch was er in diesen Stunden für Themen durchgenommen hatte.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du nur mit zwei Themen heute durchkommst" zog ich ihn ein wenig auf. Joachim hasste es, wenn er mit seinem Stoff, den er geplant hatte, nicht durchkam. "Und ich hätte nicht gedacht, dass mich jemand so anstarren kann" Joachim legte den Rotstift weg und sah mich mit einem schelmischen Grinsen an. Lächelnd verdrehte ich die Augen. "Nein, ernsthaft. Du ziehst mich mit deinen Augen förmlich aus, und das noch vor allen anderen. Ich fühl mich als hätt ich meine Klamotten verloren". Joachim sah mich fasziniert an während er sich über mich lustig machte. Das tat er schon immer gerne. "Sei still" grinste ich nur und sah seine Materialen an, die quer über den Tisch verstreut waren. Joachim fing an Ordnung zu schaffen, um alles dann in seine Tasche zu packen, doch dann schmiss ich das Kondom, welche ich unten am Stand eingesteckt hatte, auf seinen Tisch, direkt unter seine Nase.
Ein paar Sekunden hielt er inne und sah dann mich an. Joachim wusste nicht genau was er sagen solle, lächelte nur ein wenig verwirrt. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn an. Joachim ließ seine Blätter wieder los und nahm das verpackte Kondom in die Hand. "Was soll ich damit?" fragte er lächelnd als er sich die Packung ansah. "Du weißt nicht was man damit macht?" wieder zog ich meine Augenbraue hoch, doch Joachim sah mich nur genervt an. "Emily, was willst du mir damit sagen" auch er zog die Augenbrauen hoch und fing dann wieder an einzupacken.

Ich lief einmal um den Tisch und hinter Joachim. Dann legte ich meine Hände auf seine Schultern und fuhr seine Brust entlang während ich seinem Ohr immer näher kam. "Du weißt was ich damit sagen will" hauchte ich ihm ins Ohr und fing an seinen Hals mit Küssen zu überseen. "Emily" lächelte er wieder auf, doch ich machte weiter. Meine rechte Hand fuhr immer weiter runter, seine Brust entlang, bis zu seinem Bauch. Kurz vor seinem Schritt stoppt ich und öffnete ihm den oberen Knopf seines dunklen Hemdes. Ein kleines Stöhnen entfuhr Joachim, doch sofort fing er sich wieder. "Emily, nicht hier". Joachim wurde ein wenig nervös und wollte meine Hände von sich drücken, doch zu sehr genoss er es und seine Kompetenz als Lehrer rückte immer weiter in den Hintergrund.

Ich fing an seine Hose zu öffnen und fuhr über seine Mitte. Auch er war nur ein Mann und reagierte dem entsprechend. Ein Grinsen huschte mir übers Gesicht als ich merkte, dass es ihm immer mehr gefiel. "Wir sollte das nicht-" hauchte er angestrengt, doch ich unterbrach ihn. "Shhh" flüsterte ich ihm nur ins Ohr und fuhr mit meiner Arbeit fort. Meine Lippen lagen wieder auf seinem Hals und hinterließen sanfte Küsse.
"Willst du mehr?" fragte ich ihn während ich seine Mimik genau beobachtete. Sofort erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. "Du reizt es aus, meine Liebe". Auch mir huschte ein Grinsen übers Gesicht. "Ich warte nur auf dich, die ganze Zeit" hauchte ich ihm noch zu. Doch dann auf einmal stand er auf, packte mich, zog mir meine Hose samt Unterhose runter und drückte mich aufs Pult. Das alles ging so schnell, dass ich zuerst gar nicht realisierte was abging. "Deine Masche kommt nicht mehr bei mir an, das ist das letzte Mal" raunte er als er das Kondom vom Pult nahm, welches gerade noch in meinem Sichtfeld lag. Ein dickes Grinsen schlich sich wieder auf mein Gesicht. "Aber es funktioniert" grinste ich breit.
Mit einem Ruck drang er von hinten in mich ein und ich stöhnte erstmal auf. "Das hast du davon, dass du mich ständig in der Öffentlichkeit anmachen musst", wieder stieß Joachim zu und ich stöhnte ebenso wieder auf. Immer fester und schneller wurden seine Stöße, dass ich halt am Pult suchte, doch dann fiel der Stapel mit seinen Skripten herunter, welches Joachim für diese Stunde eigentlich vorbereitet hatte und nicht nutzen konnte. "Tollpatschiges kleines Ding". Joachim's Hand landete auf meinem blanken Hintern und ich stöhnte noch mehr auf. Ich war erstaunt, dass Joachim auch diese Seite in sich hatte und es sofort in der Öffentlichkeit tat, obwohl Menschen jeden Moment kommen könnten. Es überraschte mich immer mehr, doch umso mehr machte er mich damit an.

Joachim's Blick glitt zu mir und sofort riss er mich aus der Vergangenheit. Rasch sah ich weg und beobachtete das stahlende blau des Wassers, welches immer wieder vor sich hin glitzerte. Joachim's Blick ließ mein Herz höher schlagen, obwohl ich immer noch verletzt war und diese eine Erinnerung, an die ich gerade eben gedacht hatte, half mir ebenso nicht besonders.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt