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Als es Montagmorgen war und die Uhr 8.00 Uhr anzeigte, kam pünktlich unsere GW Lehrerin herein mit zwei weiteren Menschen im Schlepptau. Sie erzählte uns von zwei Praktikanten, die bei uns ihre Stunden hielte. Ich hasse ja Praktikanten und Referendare, weil sie nie gescheiten Unterricht machen konnten und der Stoff, den sie machten, fragten unsere Lehrer uns trotzdem ab. Sie konnten nie alles genau erklären und das nervte einfach, aber als Frau Wörle sich mit einem der beiden nach hinten gesetzt hatte, schaltete sie der Beamer an und meine Aufmerksamkeit galt der Praktikantin, die vorne stand. Sie legte ein Fallbeispiel auf und fragte uns, ob wir irgendwelche Anzeichen finden können was auf eine Krankheit hinauslaufen kann oder wird. Es ging um das Pankreas, also Bauchspeicheldrüse, die das Insulin für uns produziert. Zu meinem Erstaunen, machte sie alles gut und erklärte auch alles verständlich. Auch in der zweiten Stunde war dies der Fall. Die beiden Praktikanten wechselten die Plätze und ein jüngerer Mann unterrichtete dann die zweite GW Stunde. Auch er war nett und gestaltete den Unterricht gut, nur als wir das Arbeitsblatt ausfüllen sollten, raubte das Olivia's und meine Zeit. Bis wir die richtigen Begriffe aus den Fachbüchern rausgefiltert hatten, vergingen locker 30 Minuten.

Gegen Ende der GW Stunden bat ich Frau Wörle meine Diagramme anzuschauen und zu korrigieren. Gestern Abend saß ich noch spät dran, als Joachim und ich nach Hause gekommen waren, und erledigte mein Schreiben. Ich schrieb zu zwei Diagrammen zwei Ausformulierungen damit ich im Abi weiß, ob es so in Ordnung ist wie ich es ausarbeitet hatte. „Ja klar! Mach ich" lächelte sie und nahm beide Blätter mir aus der Hand und überflog sie kurz.

Später hatten wir Bio und ich verfluchte immer noch Herr Kopp. Mein Puls stieg schon automatisch an wenn ich ihn sah oder an ihn dachte. Er hatte jedoch nicht seine Brille wie gewohnt auf, nein. Er hatte sie verloren. Wie kann man seine Brille verlieren, wenn man sie ständig auf der Nase trägt? Ich schüttelte meinen Kopf und musste feststellen was für es Durchgeknallte in meiner Klasse gab. Gelato lachte ständig hinter mir mit ihren zwei Blutsaugern, was mein Puls noch mehr hochbrachte.

So viele Schüler mochten ihn und fanden ihn so toll. Sogar die Schüler von der Berufsschule. Sie waren diejenigen, die nach der Berufsausbildung das Abi nachholen wollten. Ein Mädchen erzählte mir sogar, dass die Weiber von der Berufsschule ihn immer fragten, ob er noch einen Kaffee haben möchte oder ob man seine Kaffeetasse wegräumen soll. Ich gab mir den heftigsten Facepalm. Olivia meinte sogar vor kurzem, dass ein Lehrer gesagt hatte, dass alle Mädchen Herr Kopp mit großen Augen ansahen. Ich könnte kotzen. Was finden die alle an dem? Er ist ein widerlicher Mistkerl, der Schüler nach dem Aussehen und nach seinen Belieben benotete. Wenn nicht, dann kann ich mir sogar vorstellen, er würde es mit ihnen treiben. Seitdem Vorfall was mit Jana passiert war, ist diese Person bei mir unten durch, genauso wie Gelato und ihre Arschkriecher.

„Emily? Was denken Sie?". Sofort sah ich auf und blickte zu ihm. Der Beamer war an und ein Arbeitsblatt lag drunter. Er füllte dies wohl gerade mit der Klasse aus. „Ich weiß es nicht" seufzte ich. „Sie wissen schon, dass Ihre mündliche Note auch noch bewertet wird" sagte er ohne es wie eine Frage aussehen zu lassen. Mir doch egal, ich würde Bio und Chemie sowieso für dieses Jahr streichen. Er sah mich kurz an und rief jemand anderes auf. Bastard.

Am Ende vom Unterrichtstag hatten wir noch Sport. Wir zogen uns um, da unsere Sportlehrerin vorhatte mit uns Volleyball zu spielen und somit die Note für die Sportart festzulegen. Ich war die Einzigste, die sich auf Volleyball freute, das konnte ich von meinen Mitschülern nicht behaupten.

Als wir alles aufgebaut hatten, fingen wir an uns in Teams zu teilen mit jeweils sechs Spielern. Es verlief alles ganz gut, doch mir standen wie immer meine Mitspieler im Weg und behinderten mich. Hätte ich das Feld für mich alleine, wäre dies etwas anderes. Als der Ball auf mich zugeschossen kam, hörte ich plötzlich eine mir sehr, zu bekannte, Stimme. Reflexhaft nahm ich den Ball an und schoss diesen so weit hinauf, dass er gegen die Decke knallte und oben im Basketballnetz hängen blieb. „Ohhh Emily!" stöhnte jeder genervt auf, ich jedoch sah nach hinten. Ich sah wie Joachim sich mit meiner Sportlehrerin unterhielt. Was macht er hier?
Als sie hörte, dass wir nicht mehr spielten kam sie sofort zu uns.

„Wieso spielt ihr nicht weiter?! Und wo ist der Ball überhaupt?!" fragte sie energisch. Alle zeigten hinauf auf den eingefahrenen Basketballkorb. „Wie kommt der denn da hoch?" sie kratzte sich am Kopf und betrachtete den Ball. „Emily hat ihn hochgeschossen" Gelato überkreuzte ihre Arme vor der Brust und tippte mit ihrem Fuß genervt auf den Boden. Meine Sportlehrerin sah mich erstaunt an bevor sie ging und versuchte den Ball irgendwie runter zu bekommen. 

Ich blickte hinauf und sah mir den Volleyball an. 

„Ich bin beeindruckt" hörte ich eine tiefe Stimme neben mir reden. Ich drehte meinen Kopf zu meiner Linken und sah wie Joachim zum Ball hinauf sah.
„Nicht jeder schafft es einen Ball dort hinauf zu schießen, vor allem als Mädchen" grinste er, doch bevor ich antworten konnte, holte meine Sportlehrerin einen Neuen und befahl uns weiterzuspielen.

Somit war meine Chance vertan ihn zu fragen was er hier machte. Er ging mit ihr wieder zur Tür. „Diesmal fliegt er nicht da hoch, verstanden" Gelato runzelte ihre Nase und sah mich an. „Pass auf was du sagst, sonst schieß ich dich da hoch" grinste ich sie an und ging in Position.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt