Als wir abends wieder Heim zu unserem Hotel fuhren, war es schon dunkel. Olivia saß mit Sandra weiterhin vor mir während sie über die Klamotten redeten, welche sie vorher eingekauft hatten. Ich hingegen war schon ein wenig müde und sah nur still aus dem Fenster. Ich beobachtete all die schönen Lichter Frankfurts, welche immer wieder aufleuchteten. Die Lehrer saßen weiterhin hinter mir und unterhielten sich, nur diesmal etwas leiser, weil auch sie schon müde waren. Es war sowieso schon relativ ruhig im Bus, ebenso waren auch alle anderen ein wenig müde und waren auch ruhig. Einerseits wegen des Ausfluges in die Innenstadt, andererseits wegen des schlechten Wetters. Joachim hatte ich seitdem Mittagessen nicht mehr gesehen, auch nicht als er einstieg. Ich sah ihn nicht an, ich wollte ihn nicht sehen. Und trotzdem saß er wieder hinter mir.
Die Fahrt war angenehm und ich entspannte mich auch ein wenig, obwohl ich schon erschöpft war. Doch dann spürte ich wie jemand von hinten auf meinen Oberschenkel tippte. Verwirrt sah ich runter und durch den linken Spalte, welcher auf der Fensterseite war. Es war Joachims Hand, welche von hinten auf meinen Oberschenkel tippte. Verwirrt sah ich auf seine Finger, die noch einen kleinen Zettel mit sich trugen. Ich hob eine Augenbraue an und nahm den Zettel an, ohne nachzudenken. Vorsichtig faltete ich ihn auf und erkannte seine Schrift sofort.
Nach dem Abendessen? Bitte.
Ohne eine Mimik zu verziehen sah ich mir den Zettel an. Immer wieder wiederholte ich die Worte in meinem Kopf. Doch dann kam mir das Bild wieder in den Sinn als ich auf seinem Handy die Nachrichten von der Madam sah. In meinem Kopf malten sich alle schlimmsten Szenarien ab, welche auftreten könnten. Bis heute weiß ich nicht ob sie auch miteinander geschlafen hatten. Auch wenn es nur ein Gedanke war, verletzte es mich, dass es vielleicht die Realität sein könnte. Langsam zerknüllte ich den Zettel in meiner rechten Hand während ich an unseren Streit dachte. Was ich nicht wusste war, dass Joachim meine Reaktion von hinten beobachtete. Und es versetzte ihm einen Stich ins Herz als er sah wie ich den Zettel zerknüllte.
Bei unserer Ankunft im Hotel schnappte ich mir meinen Sachen und beeilte mich, dass ich eine der ersten war die aus dem Bus kam. Ich wollte Joachim nicht sehen und erst recht nicht mit ihm reden. Als ich ausstieg betrachtete ich das große Hotel, welches von außen schön beleuchtet war. Ich atmete kurz durch und wollte einen Schritt in Richtung des Eingangs machen, doch Frau Wörle's Stimme erklang. "Legen Sie alles in Ihrem Zimmer ab und kommen dann zum Abendessen. Und bitte, seien Sie nicht allzu laut!" rief sie durch die Masse an Schülern. Als ich mich umdrehte und nun zum Hotel wollte, knallte ich gegen jemanden. Sofort sah ich auf und blickte in Joachim's Gesicht. Kurz schnaubte ich auf und umlief ihn rasch. Ich erwartete, dass er mich aufhielt, mich am Handgelenk packte, mich bat noch da zubleiben, doch nichts geschah. Er ließ ich einfach so gehen.
Abends saßen wir im Esssaal und aßen unser Abendessen zusammen. Sandra, Olivia und ich haben uns zu ein paar anderen Mitschülern dazugesetzt, um mit ihnen über den Ausflug heute zu reden. Auch fragten wir nach wo sie überall in der Innenstadt waren und was sie alles gekauft hatten. Während ich den anderen zuhörte, linste ich immer wieder zu Joachim rüber. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen und ich fing an ihn immer mehr zu vermissen. Ich hasste diese Gefühle so sehr, vor allem jetzt. Doch ich versuchte weiterhin ihn mir aus dem Kopf zu schlagen. Auch seinen Versuch wieder mit mir Kontakt aufzubauen, ließ mich nicht kalt. Aber ich wusste ganz genau, dass wenn ich ihn wieder langsam an mich ranließ, er mir wieder wehtun würde. Mich würde es wirklich interessieren, ob er mich auch vermisst so wie ich ihn im Augenblick.
Diese Zeit war verdammt schwer, da ich nun das Bedürfnis hatte mich auf ihn wieder einzulassen um ihm wieder Zuneigung schenken zu können."Was denkst du, Em? Das sieht doch zu männlich aus" Olivia unterbrach meine Gedankengänge und ich sah wieder zu unserem Tisch. Ich blickte in die Richtung in die Olivia's Blick lag. Ein Mädchen aus meiner Klasse hielt ein Shirt hoch, welches sie sich heute gekauft hatte. Ob es zu männlich aussah? "Wenn's bequem ist, dann passts doch" lächelte ich leicht. "Das war aber nicht die Frage, Em" Olivia sah mich an. Ich lehnte mich ein wenig am Tisch an als ich Olivia ansah. "Vergiss nicht, auch wir waren zusammen in der Männerabteilung shoppen, weißt du noch?" ein dickes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht als ich sie ansah. Auch ihre Mundwinkel fanden den Weg nach oben, da sie genau an den gleichen Tag dachte wie ich.
DU LIEST GERADE
Her red lips | Band 2
RomanceNachdem die große Neuigkeit verarbeitet ist, bereiten sich Emily und Joachim auf ihre Zukunft vor und was sie alles mit sich bringt. Alles scheint perfekt zu sein, doch auch in jeder Beziehung gibt es ein Geheimnis, welches wie ein dunkler Schatten...