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Heute wurde das Geld für die Klassenfahrt eingesammelt nachdem der ganze Papierkram endlich erledigt war. Ich freute mich mit meinen Freunden die letzte Zeit zu dritt genießen zu können und tolle Erinnerungen sammeln zu können. Inzwischen durfte ich wieder herumlaufen und auch für länger stehen, alles wurde mit meinem Arzt abgeklärt, insbesondere mit der Abschlussfahrt. Ich wollte einfach mitgehen und nicht hier zu Hause alleine sitzen während sich alle amüsierten. Zwar fuhren die Referendarin und Herr Kopp mit, doch ich ließ mich davon nicht unterkriegen, diese letzten Monate konnten sie mir nicht kaputt machen.
In ein paar Monaten wäre alles vorbei, eigentlich freute ich mich darauf, doch auf der anderen Seite war ich traurig. Ich würde all diese Menschen, die mir bedeuteten nicht mehr sehen können, zwar kann man sich privat auch noch treffen, doch das alles könnte nie so werden wie jetzt. Auch würde ich Frau Wörle sehr vermissen, sie ist mir in diesen drei Jahren besonders so ans Herz gewachsen.
Wie mir das alles fehlen würde.

„Emily" sagte Frau Stöhle und sammelte mein Geld ein. Ihre Statur welche vor mir stand und mich musterte war schon fast aufdringlich. Sie würde ich nicht vermissen. Ich gab ihr mein Geld und sie steckte es in ihren Umschlag. Dann ging sie zum Nächsten der auf der Klassenliste stand. Ich sah sofort zu Olivia und Sandra. „Ihr habt deutlich gesehen, dass sie mein Geld bekommen hat, falls sie wieder versuchen sollte mich zu drangsalieren. Beide lachten auf und nickten gleichzeitig.

Joachim würde ebenso mitfahren und bald würde für uns alles anders werden.

Er hatte mir gesagt, dass er damals mit seinen Lehrer-Kollegen bei einem Abendessen waren um die Fortbildung abzuschließen. Außerdem erklärte er mir, dass die weiblichen Kolleginnen extreme Parfümwolken drauf hatten und es somit an seiner Wäsche festklebte. An dem Tag damals kam mir alles komisch vor, doch ich ließ das Thema in Ruhe.
Ich dachte ein wenig später nochmal über seine Worte nach und ob er mir wirklich die Wahrheit erzählt hatte, doch wieso sollte ich all seine Aussagen in Frage stellen? Joachim liebt mich und ich liebe ihn. Vielleicht habe ich mich auch zu sehr hineingesteigert und denke deswegen zu viel darüber nach. Wir würden bald eine Familie gründen, dann wäre alles anders und wir würden endlich ein normales Leben führen. Zusammen haben wir so viel durchgestanden, so viele Tiefschläge erlitten, doch jetzt sind wir nur noch stärker als zuvor. Niemand würde uns auseinander bringen, niemand.

Ich sah aus dem Fenster während das restliche Geld eingesammelt wurde. Olivia und Sandra unterhielten sich über die anstehende Fahrt und was wir alles machen könnten, ich hingegen dachte an Joachim.
Heute war Freitag, das hieß der letzte Schultag der Woche. Es gehörte schon zu meinem Alltag, dass ich nach der Schule zu Joachim ging, es war für mich das normalste der Welt obwohl wir offiziell für die Außenwelt noch Fremde waren. Ich dachte an sein Lächeln und wie seine Augen so schön funkelten als wir die Laterne damals zusammen stiegen ließen. Es war so wunderschön. "Wieso grinst du so?" fragte mich Olivia und Sandra's Kopf drehte sich ebenso zu mir. "Nichts, ich bin nur froh, dass wir Wochenende haben und bald auf Abschlussfahrt gemeinsam gehen würden". Sie lächelte mich ebenso an und stimmte mir zu. Dann fing Sandra wieder an die Abschlussfahrt mit ihren Ideen zu planen. Ich schüttelte nur belustigt meinen Kopf und sah wieder aus dem Fenster. Ich sah ständig auf die Uhr und wollte wieder zu meinem Joachim, und als sie endlich 13.00 Uhr anzeigte und es passend klingelte, stand ich auf und packte mein Zeug zusammen. „Wieder so eilig?" Sandra's Augenbraue hob sich und sie sah mich grinsend an. Auch Olivia's Augenbrauen zuckerten gespielt und ich lachte auf. Schon so oft hatten sie versucht herauszufinden wer mein geheimnisvoller Freund ist, den ich immer verneinte. Wenn sie wüssten dass es Joachim ist, dann würden sie vor Herzstillstand sterben. „Bis Montag" sagte ich gelassen zu den beiden noch bevor ich verschwand. Verträumt lief ich zu Joachim und konnte nicht aufhören zu grinsen. Heute war einer seiner freien Tage weswegen ich auch schon gespannt war was er alles vor hatte. Ich freute mich schon darauf in seinen Armen zu liegen und seinem Herzschlag zu lauschen.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt