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Immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Ich konnte mich nicht konzentrieren, beziehungsweise abschalten. Mein Blick hing an dem blanken Nichts. Obwohl Joachim viel zu tun hatte, verbrachte er den Tag mit mir und versuchte damit anzufangen seine Fehler wieder gut zu machen. Er war die ganze Zeit bei mir und ließ mich kein einziges Mal allein. Es tat ihm unfassbar leid was mir passiert war und versuchte so gut es ging mir die Angst zu nehmen. Schon den ganzen Tag war er an meiner Seite und hielt mich im Arm. Er würde mich nie wieder loslassen, das versprach er mir.

Ob ich ihm das glaubte?
Ich versuchte es zumindest.

Er versicherte mir, dass es wirklich keine Absicht war, dass er nicht ans Handy ging. Ich war weder nachtragend noch wehleidig, doch ich hatte aber immer noch so ein komisches Gefühl in mir.

Sanft strich er mir über die Wange und ich sah auf. Er sah mich mit seinen klaren Augen an und legte seine Hand auf meine Wange ab. „Denk nicht daran, ich bin hier" hauchte er mir entgegen.
Ich war so froh, dass er mich nicht komplett fallen ließ und versuchte alles wieder gut zu machen. Meine Hände lagen auf seiner Brust, sowie mein ganzer Körper auf ihm lag. Mein Kopf lag kurz bevor auch noch auf seiner Brust und verweilte dort in Gedanken.
Er zog mich leicht zu ihm runter und berührte sanft meine Lippen mit seinen. Ich schloss so wie er auch die Augen und erwiderte seinen liebevollen Kuss. Er gab mir halt und versuchte dass ich alles vergaß. Seine Lippen waren so weich und passten perfekt zu meinen, sie bewegten sich im Rhythmus und schlossen somit alles schlechte aus.
Dieser Kuss wurde immer intensiver und unsere Liebe steigerte sich hinein.
Ich konnte nicht sagen wie lang wir hier schon lagen und die Zeit zu zweit verbrachten, das hatte mir gefehlt. Ich war so froh, dass Joachim sich endlich wieder Zeit für mich nahm, und zwar nur für mich. Ich fühlte mich endlich wieder gebraucht und geliebt. Unser Kuss intensivierte sich immer mehr bis ich langsam von ihm abließ. Wieder kam ich in der Realität an und alles kam zurück. Er ließ mich alles vergessen, mich alles gut sehen, nur für ein paar Minuten, nur für diese paar Minuten fühlte ich mich wieder komplett und sorglos. Doch alles verschwand wieder als ich meine Augen erneut öffnete.

Ich sah ihn an und meine Mimik sprach für sich. Meine Gedanken waren steht's da und herrschten in meinem Kopf.

„Was ist los?" hauchte Joachim leise während er mich bedenklich ansah.
Joachim konnte mich zum glücklichsten Menschen der Welt machen, aber auch zum Traurigsten. Seit längerem kreisten diese einen Gedanken durch meinen Kopf, die mich nicht in Ruhe ließen und ich hatte ebenso Angst sie auszusprechen. Ich hatte Angst, dass sie wahr werden würden und ich somit dort landen würde wo ich nie landen wollte.
Sein Blick war voller Sorge während er wissen wollte was in mir vorging. Er wusste, dass mir etwas auf dem Herzen lag und es mich runter zog, doch auch er hatte Angst, sie zu hören.
Wir beide sahen uns tief in die Augen.

Ich suchte nach etwas Bestimmten in seinen Augen und er suchte nach dem Grund welcher mir die Gedanken raubte. Wir wussten beide, dass unsere Gedanken ausgesprochen werden mussten, doch sie zu hören machte uns Angst.

„Ich hab Angst dich zu verlieren" hauchte ich mit tränenunterdrückter Stimme während ich ihn traurig ansah. Ich wollte nicht weinen, nicht wieder. Ich wollte fest klingen, ich wollte, dass ich einmal bei solchen Gesprächen nicht weinen musste. Joachim bewegte sich nicht, sein Blick blieb der gleiche, welcher voller Sorge und Mitgefühl war.
Ich konnte seine Gedanken nicht lesen und es machte mich auf einer Seite wahnsinnig.
Dann auf einmal schüttelte er langsam seinen Kopf immer mehr.
„Das brauchst du nicht, ich gehöre zu dir" wieder legte er vorsichtig seine Hand auf meine Wange während er mich traurig ansah. Ich drückte mein Gesicht an seine warme Hand und kniff die Augen zusammen. „Du wirst mich nicht verlieren, Emily" Joachim legte seine zweite Hand an meine andere Wange und wischte mir die ersten Tränen weg.

Langsam sank ich wieder auf seine Brust und drückte mich an ihn. Ich wollte nicht wieder weinen, doch meine Tränen kamen einfach so aus mir heraus.
Joachim legte seine Arme um mich und strich mir behutsam über den Rücken.
„Ich liebe dich so, bitte verlass mich nicht" meine Stimme zitterte während ich diese Worte gegen seine Brust schluchzte.

Er war immer noch geschockt über meine Worte, er wusste nicht, dass dies meine Gedanken in den letzten Tagen gewesen waren.
„Schatz, ich werde dich doch nicht verlassen. Wie kommst du überhaupt da drauf? Du bist und bleibst die Einzige für mich" flüsterte er sanft und gab mir einen Kuss auf den Kopf.
Joachim's Worte ließen mein Herz wie wild klopfen, weil ich nur Gewissheit hatte und froh darüber war. Meine Last fiel ein wenig von mir ab und Erleichterung machte sich in mir breit.
Ich würde ohne ihn nicht leben können, er war alles was ich je wollte und machte mich somit komplett.
Es fühlte sich so an als hätte ich meine zweite Hälfte gefunden, welche mich auch komplett machte.

Joachim war derjenige, den ich mein Herz geschenkt hatte und ihn für immer bei mir haben wollte. Zwar machte er, sowie ich, auch Fehler, doch diese Fehler waren da damit sie gemacht werden konnten und man aus ihnen lernen konnte. Eine Beziehung wächst daran und macht sie nur noch stärker.

Nichts konnte und würde uns trennen.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt