Am Montagmorgen machte ich, dass ich zur Schule kam. Wir hatten in den ersten beiden Stunden Frau Wörle. Ich war eh schon spät dran und ich hoffte, dass ich es noch pünktlich schaffte. Ich hatte wirklich keinen Bock eingetragen zu werden. Als ich die große Tür des Gebäudes öffnete, sah ich erschöpft die Treppen an, die sich vor mir aufbauten. Ich seufzte tief und fing an die Treppen hoch zu sprinten. "Ich verreck noch" schnaufte ich außer Atem als ich den ersten Treppenblock erledigt hatte. Hätte Joachim mein Handy nicht mir gestern aus der Hand genommen im Wohnzimmer, hätte ich meinen Wecker gehört und wäre pünktlich. Der feine Herr hatte nämlich erst zur dritten Stunde Unterricht. Als ich dann den zweiten Block geschafft hatte, knickten mir fast die Beine weg. Mit meinen letzten Luftreserven schlenderte ich zu meinem Klassenzimmer. Als ich die Tür öffnete, sah ich sie nicht am Pult sitzen. "Gott sei dank" sagte ich mit einem lächeln und wollte zu meinem Platz gehen. "Also, die Stunde hat schon angefangen Emily". Ich erschrak und sah, dass sie weiter vorne stand und ich sie so nicht sehen konnte. Ich atmete laut aus, toll.
Ich setzte mich auf meinen Platz und ließ meinen Oberkörper auf den Tisch fallen. Ich war kaputt vom Rennen. "Alles gut?" fragte mich Olivia. "Ich kann nicht mehr" schnaufte ich nun leiser. Frau Wörle setzte sich auf ihrem Platz, der vor uns war. "Keine Sorge, ich werde Sie nicht eintragen, ich hab ja gesehen, dass Sie sich beeilt haben" lächelte sie mich an. "Danke" sagte ich mit einem Lächeln.
Sie ist die einzige Lehrerin, die fair ist und uns Schüler immer Chancen gibt. Sie ist eine der besten Lehrer der Schule, ach ja und Joachim natürlich auch. "Nichts desto trotz muss ich Sie abfragen, Ihr Name war auf dem Rad zu sehen" sie zeigte mir das digitale Rad auf ihrem Handy. Ich seufzte erneut und ließ mein Kopf auf den Tisch senken. "Das schaffen Sie schon" versuchte sie mich zu ermuntern. "Ich hab überhaupt nicht gelernt" zischte ich Olivia zu während Frau Wörle etwas aufschrieb. "Wieso?" fragend sah mich Olivia an. "Weil ich nicht wusste, dass sie abfragt!" zischte ich ihr zu. "Jetzt wissen Sie's ja" lächelte mich meine GW Lehrerin an. Schön, Frau Wörle. Ich versuchte meine letzten Gehirnreserven einzuschalten um nachzudenken. Irgendwie bekam ich dann die Abfrage auch hin. Dann fragte sie noch andere Mitschüler ab.
"Wieso bist du überhaupt zu spät?" Olivia sah mich an. "Mein Zug kam zu spät" sagte ich knapp und sie nickte. Und wieder lüge ich wegen Joachim. Wie wird das alles eigentlich ablaufen? Ich bin schwanger und irgendwann wird man es sehen. Wie soll ich Olivia und Sandra erklären, dass ich schwanger von unserem alten Mathelehrer bin? Vor allem, wie soll ich ihnen beibringen, dass ich mit ihm zusammen bin und wir bzw. ich das Kind bekomme? Ich raufte mir durch die Haare. "Emily?" riss mich jemand aus meinen Gedanken. Ich sah auf und blickte in die Richtung der Stimme. Es war Frau Wörle, die nach der Abfrage draußen immer die Noten jedem einzeln gab. Ich stand auf und ging mit wackeligen Beinen zu ihr. Mich störte es, dieser Gedanke der alles zerstören kann. Joachim will ich damit nicht belasten, er hat so schon zu viel zu tun. Dass die Referendarin, Frau Stöhle, aufgetaucht ist und nun meine Klassenlehrerin ist, setzte mir auch nochmal zu. Als ich vor der Tür war, erklärte sie mir was gut war und was noch verbesserungsfähig ist. Sie gab mir 6 Punkte, ich war zu frieden auch wenns nicht die beste Note ist. "Wie geht es Ihnen eigentlich, letztes Jahr am Jahresende des Schuljahres ging es Ihnen ja nicht so" sie meinte das was auf der Klassenfahrt war. "Ähm, ja". Bei mir fing es an sich langsam zu drehen und mir wurde alles zu viel. "Alles okay? Sie sind so blass" sie sah mich an und ich hielt mir die Hand gegen die Stirn. "Es geht, mir ist nur gerade etwas schwindlig" murmelte ich. In letzter Zeit machte mein Körper schlaff und arbeitete nicht richtig, es tut dem Baby auch nicht gut, ich spüre das.
"Wollen Sie ins Krankenzimmer?" sie sah mich besorgt an. Ich schüttelte meinen Kopf, wodurch es noch schlimmer wurde. "Sind Sie sicher? Nicht, dass Sie hier noch umkippen" sie versuchte mir ins Gesicht zu schauen. Ja, so wie letztes Jahr. Ich hatte das Gefühl ich würde gleich umkippen, deswegen knickte ich ein. "Okay". "Soll Olivia mit Ihnen runter gehen, alleine lass ich Sie nicht gehen" sagte sie und ich nickte anschließend. Sie machte die Tür auf und rief Olivia zu sich.
"Würden Sie mit ihr runter ins Krankenzimmer gehen? Ich glaube sie wird gleich umkippen, sie ist so blass" sagte sie und sah mich erneut an. "Ja klar, kein Problem" antwortete Olivia.
Als wir im Krankenzimmer waren, legte ich mich auf die Liege und dachte nach. Wie wird alles weitergehen mit Joachim und mir? Olivia sagte jemanden bescheid, dass es mir nicht gut ginge. Dann kam sie wieder mit einer Lehrerin im Schlepptau. "Oh, ja. Sie sieht echt nicht gut aus" sagte sie dann und reichte mir ein Wasser sowie eine kleine Packung Gummibärchen. Ich setzte mich auf. Wie auf Knopfdruck kamen zwei Schüler rein und sahen mich an. Schülersanitätsdienst, also. Einer nahm eine Nadel und wollte meinen Blutzucker im Blut messen, dummerweise sind beide aus der 11. Klasse und hatten nicht besonders Ahnung wo man in den Finger stechen muss. Er stach mich seitlich an der Fingerkuppe und wie erwartet kam wenig Blut raus, so dass man es nicht mal messen konnte.
"Gib mal her" sagte ich gernevt und nahm die Nadel aus seinen Fingern. Obwohl beide im Gesundheitszweig so wie ich waren und gleichzeitig noch Schulsanitätsdienst sind, weiß ich nicht was schief gelaufen ist. Sogar ich kann mich besser behandeln als die Beiden zusammen. Olivia schüttelte auch ihren Kopf bei den Beiden. Wie erwartet war mein Blutzucker im Keller.
Als die Beiden wieder verschwanden, war die Lehrerin noch da. "Essen Sie, dann geht's besser" sie deutete auf die kleine Haribo Packung. Sie sagte, sie sei im Lehrerzimmer falls etwas sei und somit verschwand sie auch. Als Olivia und ich alleine im Raum waren, sahen wir uns an. "Sag mal was war das für ein Schulsanitätsdienst der nicht mal richtig stechen kann?" sagte Olivia. Ich zuckte mit den Schultern. "Hoffentlich haben die meinen Blutdruck richtig abgelesen" lächelte ich sie an und sie fing an zu lachen.
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Her red lips | Band 2
RomanceNachdem die große Neuigkeit verarbeitet ist, bereiten sich Emily und Joachim auf ihre Zukunft vor und was sie alles mit sich bringt. Alles scheint perfekt zu sein, doch auch in jeder Beziehung gibt es ein Geheimnis, welches wie ein dunkler Schatten...