Her red lips | Band 2

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"Bist du ready?!" rief mir Sandra schon von der Ferne zu als ich mit meinem Koffer anstapfte. "Sowas von, lasst uns den Scheiß meistern" grinste ich und sie lachte auf. "Diesmal-" Olivia hob ihren Finger und wollte anfangen eine Predigt zu halten, weil die letzte Klassenfahrt katastrophal war, doch ich unterbrach sie als ich bei den beiden ankam. "Diesmal lassen wir die Sau sowas von raus" sagte ich fest entschlossen und nahm ihre Hand brüderlich während ich breit grinste. "Keine Jungs, kein Stress, keine Scheiß Stimmung, nur ihr zwei und eine Menge Unterhaltung" ich zeigte auf die zwei vor mir. "Keine Ablenkungen" lachte ich und beide lachten mit mir im Chor.

Die zwei fingen an ihre Koffer im Kofferraum zu verstauen. Ich sah nach hinten und dann in den strahlend blauen Himmel. In der letzten Zeit hatten Joachim und ich Funkstille. Ich ignorierte seine Anrufe und Nachrichten, auch blieb ich nicht da als er mich darum bat. Er würde mir diesen Ausflug nicht versauen, nicht nochmal. Ich wollte und brauchte jetzt erstmal keinen Kontakt zu ihm. Er hatte mir so enorm damit weh getan, dass ich jetzt nur noch abschalten wollte. Joachim war für mich ein ganz anderer Mann geworden, ich sah ihn mit anderen Augen. In den Tagen wo ich Zeit zum Nachdenken hatte, entschied ich mich dafür, dass ich Joachim erst einmal nicht wieder sehen will. Ob das so bleiben würde wusste ich nicht, ich hatte auch keine Kraft und keine Nerven mehr darüber nachzudenken. Ich hatte mir die Augen ausgeweint und hoffte nur auf ein gutes Ende. Mein Herz wollte so sehr zu ihm und ihn in die Arme nehmen, doch mein Verstand sagte das Gegenteil. Seitdem er nicht mehr bei mir war, ist mir erst bewusst geworden dass er mir so viel abgenommen hatte und mir bei allem half, doch das ging nun nicht mehr.

Als ich meinen Blick ein wenig sank, sah ich ihn dort stehen. Er sah mich an, er betrachtete mich genau an. Ich jedoch drehte meinen Kopf wieder noch vorne und hing mich an Olivia und Sandra. Diesmal nicht Joachim, du würdest mir das jetzt nicht kaputt machen. Natürlich wusste ich dass er ja ebenso mitfahren würde, doch so sehr wie er mich auf der letzten Fahrt im Griff hatte, würde er es jetzt nicht haben.

"Los lasst uns reingehen Bitches" grinste ich und schob meine zwei Freunde zum Bus. "Nach dir Bitch" grinste auch Sandra und ließ mir den Vortritt. Ich setzte mich auf einen Platz und Olivia setzte sich zu mir, Sandra hingegen setzte sich vor uns. "Ach, und ich darf alleine sitzen oder was?" sie hatte sich auf die Sitze gekniet und stützte sich auf den Sitzen oben ab als sie uns kritisch musterte. Olivia und ich lachten lauthals los. "Wir können ja später tauschen" lachte Olivia. "Ja oder du quetscht dich zwischen uns" ich rutschte ein ewig ans Fenster und deutete auf den Mini Platz zwischen Olivia und mir. Selbst ein kleines Kind hätte dazwischen nicht mehr gepasst. "Ja klar, und ich bring mein ganzes Dorf gleich mit" scherzte sie und rollte mit den Augen. Wieder lachten Olivia und ich auf, doch diesmal lachte Sandra auch mit.
Selbstverständlich bemerkte ich dass Joachim an uns vorbei lief, auch wenn ich lachend in meinem Sitz lag. Doch seine Aura spürte ich und er spürte meine ebenso, doch er sah uns nicht an und lief weiter den schmalen Gang entlang.

Die Fahrt über verbrachten wir drei mit rotieren, unlustigen Witze, Geschichten erzählen und schlafen, und natürlich mit essen. Olivia hatte einen ganzen Bunker mit Süßigkeiten ausgeräumt und präsentierte uns ihr Eingepacktes. Es war alles mögliche drin, von Gummibärchen bis Schokofrösche die es bei Harry Potter gab. In jeder Packung war eine holographische Karte von einem Charakter aus Harry Potter. Ich hatte bedauerlicher Weise Professor Sprout erwischt obwohl ich eigentlich Snape haben wollte. Sandra hatte es schlechter erwischt, denn sie hatte Gilderoy Lockhart bekommen, dementsprechend war auch ihre Reaktion. Olivia hatte Dumbledore gezogen, obwohl sie nicht mal Harry Potter mochte. Sandra und ich sahen uns mit dem gleichen enttäuschenden und genervten Blick an. "Schaut nicht so, ich denke eure Karten sind genauso toll wie meine" grinste sie. "Dein Ernst? Ich hab Professor Sprout, Pomona Sprout, die die Kräuterkunde in Hogwarts unterrichtet, KRÄUTER-KUNDE" ich sah sie mit einem grinsen im Gesicht an. "Und sie" ich zeigte auf Sandra welche wieder vor uns saß, "Hat Lockhart, das ist einer der dümmsten Charaktere in Harry Potter" lachte ich nun. Auch Sandra und Olivia fingen an zu lachen während sie sich weiter Gummibärchen in sich rein schaufelten.

Irgendwann schliefen wir ein und Olivia und Sandra saßen irgendwie halb aufrecht während sie mit allem möglichen voll gefressen waren. Ich hielt mich ein wenig zurück und war im Nachhinein auch froh deswegen. Als ich wieder aufwachte fuhr der Bus gerade von der Autobahn auf eine Raststelle zu wo auch eine Tankstelle war. Ich holte meine Tasche vom Boden und suchte nach meiner Wasserflasche. Als ich sie dann herausholte merkte ich, dass sie leer war. Genervt ließ ich mich wieder in den Sitz fallen und dachte kurz nach. Der Bus parkte währenddessen und einige standen auf um auf die Toilette zu gehen oder sich etwas zum Essen zu kaufen.

Ich beschloss ebenso aufzustehen um mir was zum Trinken zu kaufen. "Hey, kommst du mit? Ich hol mir was zum Trinken" ich rüttelte leicht an Olivia's Arm, doch sie murrte nur ein "nein" und schlief wieder weiter. Mein Gott machte das ganze Zeug müde, ich lachte innerlich auf. Irgendwie schaffte ich es über Olivia zu klettern und rauszugehen.
Es war heiß und die Sonne knallte herunter. Mit meinem Geldbeutel marschierte ich in die Raststätte rein und sofort wurde mir kühler. Hier gab es zum Glück Klimaanlagen. Überall waren entweder kleine Kuscheltiere angehängt oder dieses typische Touristenzeug. Ich lief zum Getränkekühlschrank und sah mich um. Hier waren lauter Menschen und alle redeten quer durcheinander. Dann auf einmal hörte ich wie Gelato und ihre Gang an mir vorbei liefen und irgendetwas wieder schnatterten. Genervt verdrehte ich meine Augen und griff nach einer Flasche. Anschließend ging ich zur Kasse und die Schlange war wie zu erwarten lang. Ich atmete einmal tief durch und sah mich um. Meine Mitschüler holten sich auf der anderen Seite des Bistros irgendwas zum Essen. Ich hoffte nur, dass sie das jetzt aufessen würde, da sonst der gesamte Bus danach stinken würde. "Alles in Ordnung?" hauchte mir jemand leise zu.
Überraschend drehte ich meinen Kopf nach rechts und sah wie Joachim neben mir stand und starr nach vorne sah. Will der mich verarschen? Ich schnaubte nur verachtend und ging einen Schritt nach vorne, da einer bezahlt hatte. Doch Joachim ging ebenso einen Schritt vorwärts. Da ich nichts sagte seufzte er auf. "Bitte sag mir wenigstens ob es euch gut geht, ich hab schon lange nichts mehr von dir gehört" sagte er und ich konnte seinen Blick deutlich auf mir spüren. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und seit langem sah ich ihm wieder in die Augen, doch all seine Gefühlsregungen, die sich in seinen Augen widerspiegelten ließ ich an mir abprallen. "Leck mich" zischte ich und ging wieder einen Schritt nach vorne. Seinen Gesichtsausdruck wollte ich nicht sehen und seine Antwort wollte ich ebenso auf keinen Fall hören. Anschließend legte ich meine Flasche auf den Tresen und bezahlte bevor ich machte, dass ich von ihm wegkam.

Ich lief wieder zum Bus und stieg ein. Wieder versuchte ich über Olivia zu steigen. Anschließend ließ ich mich in den Sitz fallen, dabei wurde Olivia wach und sah mich an. "Hast du alles?" fragte sie verschlafen. Ich nickte und nahm einen Schluck während ich aus dem Fenster sah. Olivia hingegen lehnte sich wieder zurück in ihren Sitz und schloss erneut die Augen. Mit verzehrter Miene und genervtem Blick sah ich nach draußen während ich nachdachte. Wieso macht er das alles? Wieso versucht er ständig meine Stimmung wieder runter zu ziehen? Gott, hab ich das alles satt.
Ich legte mein Getränk auf die Seite und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Ich überkreuzte meine Arme und machte es mir ein wenig bequem während ich mich ein wenig zur Seite drehte und versuchte zu schlafen. Was ich nicht mitbekam war, dass Joachim gerade aus dem Gebäude kam und mich sah wie ich im Bus saß. Er nahm seine Augen nicht von mir obwohl er nicht mal mein Gesicht sehen konnte.