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Das Wetter war eiskalt, doch ich merkte es nicht. Genauso wie die anderen Mädchen, da wir uns noch umzogen. Doch als ich mich von Sandra und Olivia verabschiedete, spürte ich die Kälte draußen. Es war richtig kalt und ich, in meiner dünnen Leggings und dünnen Jacke, fror wie nochmal was. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke so hoch es ging und schritt los in die Kälte. Es war so verdammt kalt, dass sogar meine Knochen froren. Als ich ein paar Minuten gelaufen war, fing es an zu regnen und zwar richtig. „Scheiße" fluchte ich und rannte zur nächst besten Stelle, die ein wenig bedeckt war.

Völlig verschwitzt in der Kälte zu stehen und nass zu sein, war nicht die beste Situation. Ich stand unter einer kleinen Bushaltestelle, doch es war so voll, dass ich trotzdem nass wurde. Deswegen beschloss ich einfach schnell zu Joachim zu gehen. Zuerst wollte ich rennen, doch dann kam mir der Gedanke, dass ich so schneller durch das Rennen eine Lungenentzündung bekommen könnte. Deswegen versuchte ich schnell zu laufen, ohne zu rennen. Es verging locker eine halbe Stunde, Joachim war schon längst zu Hause und im Warmen.
Ich wollte nach Hause..

Ich zitterte am gesamten Körper und versuchte immer schneller zu laufen. Langsam spürte ich schon wie meine Luftröhre kalt und trocken wurde und ich somit aufhusten musste. Ich hatte wirklich keine Lust krank zu werden..
Je näher ich seinem Haus kam, desto mehr spürte ich wie mir wärmer wurde. Nicht weil ich sein Haus gleich erreichte, nein. Mein Körper hatte sich so sehr aufgeheizt durch das Rennen und den Sport, den ich vorher gemacht hatte, dass mich schon schwindlig wurde. Immer schneller versuchte ich zu werden, doch der Regen und der starke Wind machten es mir nicht gerade einfach. Es fühlte sich so an als wäre ich in einer Waschmaschine gefangen. Die Menschen auf der Straße sahen mich völlig verstört an, weil ich klatschnass und leichtbekleidet durch den Regen lief.

Kurz vor Joachim's Haus knickten mir auch fast die Beine ein, weil ich so erschöpft war. Die letzten Meter zogen sich noch mehr in die Länge und ich hatte das Gefühl, dass sein Haus immer weiter von mir wegrennen würde. Meine Schuhe waren ebenso komplett durchnässt und haben auch klatschende Geräusche von sich. Mit jedem Schritt häufte sich das Wasser, welches von allen Richtungen kam und spülte mich somit durch.
Als ich endlich Joachim's Haus erreicht hatte, klingelte ich mit zittrigen Händen und wartete bis er mir die Tür öffnete. Ich schloss kurz meine Augen, doch dann ging schon die Haustüre auf. „Emily!" sagte er aufgebracht. Ich öffnete in Sekundenschnelle meine Augen und sah ihn kurz an, doch dann wurde mir schwarz vor Augen und ich kippte somit um. Ich fiel förmlich in seine Arme und hätte er mich nicht aufgefangen, dann wäre ich hundertprozentig auf den harten Betonboden geknallt.

Als ich einige Zeit später meine Augen langsam öffnete, sah ich einen Kamin, der vor sich hin flackerte. Es war alles leicht gedämmt und eine gemütliche Atmosphäre herrschte. Dann kniete sich jemand vor mich und legte die Hand auf meine Wange. Ich sah ein wenig hoch und sah Joachim mit halb geöffneten Augen an. „Gott sei Dank bist du wach" hauchte er und hatte derweil eine Tasse in seiner linken Hand.
Ich schloss wieder meine Augen, nur um sie kurz danach wieder zu öffnen. „Was..?" hauchte ich leise und hielt mir den Kopf. Ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen.

„Bleib" sagte er schnell und signalisierte mir somit, dass ich liegen bleiben soll.
„Spinnst du eigentlich?! So leicht bekleidet durch den Regen und die Kälte zu laufen?! Und dann noch nachdem du Sport hattest!" er sah mich streng an und ich hatte sofort seine Lehrerstimme, die durch meinen Kopf hallte. Ich legte mich wieder hin und schloss wieder meine Augen.

Dann seufzte er auf.

„Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht" hauchte er mit einer weichen Stimme ohne den Blick von mir zu heben.
„Hier" sagte er dann ohne auf eine Antwort von mir zu warten. Ich öffnete meine Augen und er hielt mir die Tasse, die er in der linken Hand hielt, hin. „Es ist Tee". Ich nahm sie und trank einen Schluck, dann gab ich sie ihm wieder. Jetzt erst bemerkte ich, dass ich einen seiner Pullover anhatte. Ich sah an mir runter und spürte auch, dass ich seine Jogginghose trug.
„Deine ganzen Klamotten waren klatschnass, deswegen musste ich dich umziehen". Mein Kopf schellte zu ihm.
Er hat mich umgezogen?!

Joachim lachte kurz auf. „Es ist ja nicht so als hätte ich dich noch nie unbekleidet gesehen".
Meine Röte stieg sofort ins Unermessliche.

Ich schloss wieder meine Augen und kuschelte mich in die Decken, die er über mich gelegt hatte. Ich fühlte mich als wäre ich fünf Stunden in der Gefriertruhe gewesen, mir war so verdammt kalt. Solch eine Kälte hatte ich noch nie verspürt.

„Mir ist kalt" murmelte ich leise. „Ich hole dir noch eine Decke" sagte er und stand auf um eine weitere Decke zu holen.
Kurz darauf kam er auch wieder und legte sie ebenso auf mich. „Besser?" er kniete sich wieder vor mich und sah mich an. „Nein" sagte ich kleinlaut. „Mit dir wäre mir wärmer" ich kuschelte mich noch mehr in die warmen Decken ein.
Mir war eiskalt.
Joachim lächelte und stand somit auf.
Er legte sich zu mir unter die Decke und drückte mich dicht an sich.
„Gleich wird dir wärmer" flüsterte er mir ins Ohr und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Meine Mundwinkel hoben sich ein wenig als ich mich an ihn kuschelte. So lagen wir eine ganze Weile und das leise Knistern des Kamins umrundete die angenehme Stille.
Er hatte recht, mir wurde sofort warm und wohlig. Mein Kopf auf seiner Brust, seine Arme um mich und sein regelmäßiger Herzschlag mit dem ich eins wurde. Joachim würde mich für immer beschützen und das für immer.

Mit seiner fürsorglichen Art beeindruckte er mich jedes Mal auf's Neue. Er legte großen Wert auf mein Wohlsein und das wurde mir in letzter Zeit wieder klar. Er würde alles für mich geben nur, dass es mir gut gehen würde. Seine Hand strich immer wieder über meinen Kopf und ließ mich somit entspannen. Seine Berührungen waren so sanft und voller Vorsicht, obwohl ich genau wusste, dass er auch anders konnte.
Das war mein Joachim, mein Mann, den ich über alles liebte und immer lieben würde.

Her red lips | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt