Die Sekunden wurden zu Minuten, die Minuten zu Stunden und ich konnte mich nicht beruhigen. Es war zu viel vorgefallen, vor allem fühlte ich mich nicht mehr sicher. Joachim war ständig weg und ich war somit auf mich allein gestellt.
Eine ganze Weile saß ich in der Ecke des Sofas und weinte als gäbe es kein Ende. Ich hatte Angst, Angst dass mir etwas passieren würde. Ich schob die ganze Zeit Paranoia und malte mir die schlimmsten Dinge aus. Ich malte mir sonst auch schon die schlimmsten Dinge aus, doch nun war dieser Impuls noch stärker. Joachim ist seitdem auch nicht mehr aus dem Schlafzimmer gekommen, er war gegangen, so wie ich es ihm gesagt hatte. Nichtsdestotrotz wünschte ich mir, dass er nach mir schauen würde, auch wenn ich ihn wieder wegschicken würde..
Ich wusste wirklich nicht mehr wo mir der Kopf stand.Eine gefühlte Ewigkeit später schlief ich vor Erschöpfung irgendwie doch auf dem Sofa ein. Ich lag irgendwie ausgepowert und völlig fertig da und bewegte mich nicht. Man sah mir nicht an, dass ich davor literweise Tränen vergossen hatte, nur die angeschwollenen Augen verrieten es.
Ich träumte nicht, mein Traum war blank.Als ich irgendwann morgens aufwachte, öffnete ich langsam meine Augen. Sofort sah ich in zwei blaue, die müde aussahen. Ich öffnete meine Augen nun komplett und stützte mich ein wenig ab. Erst jetzt bemerkte ich, dass eine warme Decke auf mir lag und mich somit die Nacht über gewärmt hatte. Joachim saß auf dem Boden, ein paar Meter vom Sofa entfernt und sah mich entschuldigend an.
„Du hast zwar gesagt, dass ich dich in Ruhe lassen soll, aber ich war die ganze Nacht hier und hab auf dich aufgepasst, dass du keine Angst haben musst und sicher bist. Ich lass dich nicht alleine, vor allem in dieser Situation jetzt" sagte er. Sein Gesichtsausdruck sprach für sich, er meinte es ernst.
„Mh, und wo warst du gestern?" sagte ich nur knapp und stand auf um von ihm weg zu kommen. Diese Frage war eine rhetorische und nicht ernstgemeint. Ich wollte ihm natürlich nochmal verdeutlichen, dass das gestern einfach zu viel für mich war. Er stand ebenso auf und lief mir hinterher.„Ich verstehe, du bist sauer und aufgebracht, aber ich habe das nicht mit Absicht gemacht und das weißt du auch. Ich würde nie zulassen, dass dir etwas passieren würde, das könnt ich mir nie verzeihen". Wir blieben ruckartig stehen, dann drehte ich mich um. „Achja? Und was war gestern?" ich sah ihm starr in die Augen. Ich war sauer und meine Wut kochte hoch. „Ich muss mit dir darüber nicht diskutieren, du bist alt genug" patzte ich und drehte mich wieder weg um ins Bad zu gehen, doch er griff nach meinem Handgelenk.
„Es tut mir leid, dass ich nicht da war Emily, aber du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich nicht mit dir zu diskutieren habe. Ich möchte das alles mit dir klären und zwar so, dass dir sowas nie wieder passiert, doch du kannst nicht weiter stur sein und von mir weglaufen" er zog ein wenig seine Augenbrauen zusammen. Wieder drehte ich meinen Kopf zu ihm.
„Ich habe dich gebraucht, Joachim. Ich habe dich noch nie so sehr gebraucht wie gestern, aber du konntest nicht mal dein Handy abnehmen und das verletzt mich. Es zeigt mir, dass ich dir in einer Sicht hinweg egal bin und das will ich nicht" schluchzte ich und sah ihn flehend an. „Ich will mich auf dich verlassen können, ich brauche das Gefühl, dass du für mich da bist, dass du mich auffängst wenn ich falle und mir hilfst, doch das hast du nicht" hauchte ich die letzten Worte kaum hörbar auf und schluchzte. Ich spürte, dass sein Blick mich durchlöcherte, doch ich konnte seine Gedanken nicht lesen.
„Ich verspreche dir, dass ich immer für dich da sein werde. Ich werde dich auffangen, ich werde dich beschützen, ich werde dich verteidigen" er legte seine Hände auf meine Schultern und sah mich sorgenvoll an. „Bevor du ein Versprechen eingehst, solltest du dich vergewissern, dass du dieses auch halten kannst". Es herrschte Stille. Meine Tränen pausierten während ich ihn ansah. „Ich wollte nie mehr wegen dir weinen, doch.." ich trat einen Schritt zurück und versank meinen Kopf in meiner Hand, während die andere sich um meinen Körper klammerte.
„Das wirst du nicht mehr, Emily. Ich schwöre dir, dass ich dich nun noch mehr im Auge haben werde und ich dir alle Sorgen nehmen werde" er kam näher und legte seine Hände auf meine Wangen während er mich intensiv ansah, er flehte schon. Joachim hob meinen Kopf ein Stück an um mir ins Gesicht sehen zu können. Doch ich schluchzte nur auf. Ich wollte so gern in seine Arme fallen und ihn fest an mich drücken, doch mein Verstand weigerte sich.
Er zog mich in seine Arme, doch ich drückte mich von ihm und lief so schnell ich konnte ins Schlafzimmer. Hinter mir schloss ich die Tür und lehnte mich an die sie. Immer wieder rollten Tränen über meine Wangen. Wieso ist alles so scheiße? Wieso ist alles zur Zeit einfach zum Kotzen?Langsam setzte ich mich aufs Bett und weinte. Wieder klammerte ich meine Arme um mich und ließ mich seitlich aufs Bett fallen. Ich lag starr auf dem gemachten Bett und starrte die blanke Wand an während ich meine ganzen Gefühle raus ließ.
Ich konnte meine ganzen Gefühle nicht beschreiben, es war ein wahres Gefühlschaos in mir. Immer wieder entwichen Tränen meinen Augen während ich einfach die weiße Wand anstarrte. Tausend Gedanken durchflogen meinen Kopf, ich versuchte immer wieder irgendwelche Antworten zu finden, doch das Chaos in meinem Kopf war viel zu groß.Dann nahm ich ein leises Klopfen an der Tür wahr.
Ich jedoch antwortete nicht, es konnte niemand anders als Joachim sein.
Vorsichtig hörte ich wie er die Tür öffnete und wieder hinter sich schloss.
Er wusste, dass ich jetzt nicht alleine sein konnte und nicht wollte. Das war eine der Eigenschaften, die ich an ihm schätzte; Er wusste immer wann ich nicht alleine sein wollte.
Ich kniff meine Augen zu um nicht aufzuschluchzen. Ich wünschte mir so sehr, dass wir einfach ein normales Leben leben könnten, doch diese Beziehung war nicht normal. Sie zerrte an unseren Nerven, vielmehr an meinen als an seinen, doch ich, wir, hatten uns für diese Liebe entschlossen und würden auch für sie kämpfen bis wir sterben würden.Ich öffnete wieder meine Augen als ich bemerkte, dass die Bettseite hinter mir runter ging. Wieder flossen mir die Tränen die Wangen runter. Joachim legte seine Arme um mich und drückte sich so weit es ging dicht an mich. Er brauchte keine Worte zu sagen, ich konnte seine Gesten sehr gut deuten. Ich kannte ihn jetzt schon so lange, da lernt man den Partner in dieser langen Zeit kennen. Es tat ihm leid, es tat ihm alles leid, sonst würde er nicht hier bei mir liegen und mich im Arm halten während ich ein Wrack war.
Fest drückte er sich an mich während ich meine Augen wieder schloss. Mein Herz schmerzte so sehr, es war unglaublich wie sehr man an einer einzigen Person hängen würde, die man mit vollem Herzen liebt.
Als mir wieder eine Träne die Wange runterrollte, wischte er sie weg.Ich liebte ihn wirklich, ich liebte ihn wirklich so unfassbar sehr, dass sich mein Herz immer wieder zusammenzog.
„Es tut mir unendlich leid Schatz, wirklich" hauchte er und vergrub seinen Kopf in meine Halsbeuge.
Ich nahm seine Unterarme und drückte sie näher an mich und eine seiner Hand an mein Gesicht. Ich zog ihn noch mehr an mich und kuschelte mich in ihn ein.Ich brauchte diesen Menschen so sehr.
Wir lagen einfach still da und genossen die Nähe des jeweils anderen. Es war nicht unangenehm, nein. Wir mussten die ganzen Fehler zusammen aus dem Weg räumen und uns stärken.
Sowas dürfte nicht noch einmal passieren.
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Her red lips | Band 2
RomanceNachdem die große Neuigkeit verarbeitet ist, bereiten sich Emily und Joachim auf ihre Zukunft vor und was sie alles mit sich bringt. Alles scheint perfekt zu sein, doch auch in jeder Beziehung gibt es ein Geheimnis, welches wie ein dunkler Schatten...