220. Die Cerclage

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-Samu's Sicht-

Die Sturheit muss ich Mina echt mal austreiben. Jetzt sind wir schon wieder im Krankenhaus. Ich bin ja auch Schuld daran, denn auch ich wollte wieder mit dem Kopf durch die Wand. Ich wollte meinen Willen durchsetzen und sie zur Cerclage zwingen. Am nächsten Morgen kam der Arzt rein und kontrollierte nochmal die Wehentätigkeit am CTG. Die kleine Haberin hat sich beruhigt und die Mama war k.o. Anscheinend hat die junge Dame heute Nacht ihre Mama wach gehalten. Eine Schwester kam und machte Mina die Infusion wieder ab. Anschließend nahm sie Mina mit, wobei ich wieder hinterhergehen musste. Ich kenne das schon. Mina hat Angst vor der OP. Zumal sie das Risiko fürchtet und deshalb es nicht machen wollte. "Prinsessa, ich bin da. Du schaffst das schon. Rakastan sinua." Ich gab ihr einen Kuss und wischte ihr die Träne weg, die ihre Wange hinunter lief.

Nach einer halben Stunde kam sie wieder und war auch ansprechbar, da sie keine Vollnarkose bekommen hatte. Mina erzählte was von einer PDA, keine Ahnung was das bedeutet. Sie sagte nur was von sie spürt ihre untere Körperhälfte nicht mehr und muss warten bis die Narkose nachlässt. Mina war ungenießbar in der Zeit. Sie versuchte wenigstens zu schlafen, denn ich musste mich echt zusammenreißen. Da fielen Wörter, die ich nicht wiederholen wollte. Eric kam nachmittags vorbei und wollte den Eingriff kontrollieren. Mina konnte ihre Beine wieder bewegen und war auch wieder besser gelaunt. Die OP ist gut gelaufen, was mich hoffen lässt hier bald raus zu sein. Eric war voll zufrieden. Das CTG war ruhig. Allerdings wollte der Arzt im Krankenhaus noch eine Nacht abwarten bevor er uns nach Hause schicken wollte.

Mina wurde im Laufe des Tages immer ruhiger. Anscheinend hatte es was mit der Narkose zu tun. Auf einmal fängt sie aus heiterem Himmel an zu weinen. Was war denn jetzt los? Sind das die Hormone? "Prinsessa, was ist los? Hast du Schmerzen? Soll ich den Arzt holen." Sie nahm meine Hand.
"Schatz, ich war so blöd mich mit dir zu streiten und das Leben unserer Prinzessin zu riskieren. Warum hab ich das nicht direkt mit dem Band gemacht und ich hätte mir den Streit mit dir erspart? Warum kann ich mal wieder nix richtig machen? Ich bin wohl doch eine schlechte Mutter. Warum..." Ich legte meine Hand auf ihren Mund, damit sie ihr Plappermaul hält weil so 'ne Scheiße muss sie jetzt nicht vom Stapel lassen. "Prinsessa, es reicht! Mach dich nicht schlechter als du bist. Du bist eine sehr gute Mutter und wirst es immer sein. Du hast Mara gut hinbekommen und meine Nichten lieben dich ebenfalls. Ich hätte dich nicht drängen dürfen und wir hätten besser einfach eine Nacht drüber geschlafen. Ich liebe dich so wie du bist und ich will dich immer noch heiraten." "Schatz, wenn du aber morgen die Anweisungen vom Arzt hörst willst du mich nicht mehr." Jetzt war ich leicht sauer. "Süße, was soll da sein?" "Samu, bis zum Ende der Schwangerschaft wirst du Sexverbot haben, weil es Wehen auslösen kann." "Süüüße, stopp! Du tust so als bräuchte ich es täglich. Ich halt die Zeit auch ohne aus. Haben die dir irgendein Hormoncocktail verabreicht, wo dir so ein Mist einfällt? Ich verlass dich trotzdem nicht. Diskutieren wir jetzt weiter oder spielst du das Spiel wir treiben den Haber zur Weißglut."

Ich nahm zwischendurch mein Handy und schrieb Eric eine Nachricht, ob es normal ist das Schwangere so einen Blödsinn verzapfen. Er schrieb zurück, bis morgen müsste ich damit leben. Das wäre die Kombination aus Hormonen und Abbau der Narkose. Ich hätte noch Glück. Eine Patientin hätte ihren Mann in der Zeit dauernd geschlagen. Na, super! Wird der Abend ja noch lustig. Riku wollte gleich noch kommen, den pfeif ich besser mal zurück. "Hei Riks, tue dir selber einen Gefallen und komme heute nicht. Mina hat eine Mischung aus Hormonen und Narkose und labert die ganze Zeit nur Mist. Es ist nicht zum Aushalten." "Hapa, mein Ehrgeiz ist geweckt. Ich komme vorbei." Na toll, das gibt ja noch was.
Riku kam vorbei und begrüßte Mina und sie war wie immer. Ob der Spuk jetzt vorbei ist? Wenigstens konnte ich einen Teil filmen. Ich wußte doch, das glaubt mir kein Mensch. Riku unterhielt sich ganz normal mit Mina, kein Weinen, keine Beschimpfungen und ganz besonders sie erzählte keine dummen Sachen. Riku erklärte mich glaube ich gerade für bescheuert. Er verabschiedete sich und ließ uns alleine. Geht es jetzt gleich wieder los oder war es das wieder? Die Schwester brachte uns beiden Abendbrot. Als Privatpatient hat man auch in Suomi seine Vorteile, mir hat noch nie jemand verboten, ich dürfte hier nicht übernachten. Essen bekomme ich auch jedes Mal mitgebracht.

Diese Schimpftiraden gingen weiter. Es wäre doch kein richtiges Essen. Was der Schwester denn überhaupt einfällt mir, dem Hapa, so auf den Pusku zu gucken. Oh, süß meine Prinsessa wird rasend eifersüchtig. Das macht mir langsam Spaß. Mich... hat jemand erwischt. "Saaamuuu, jetzt sag nicht dass du mich gerade filmst? Was soll der Mist? Geht's dir in deinem Oberstübchen noch gut. Tue dein Scheißhandy weg sonst zieh ich morgen aus deiner Wohnung aus." Nee, so gefällt mir das nicht wenn sie wieder anfängt Mist zu erzählen. Ich lass es bleiben. Antworten wollte ich auf den Mist auch nicht. Als wir gegessen hatten, brachte ich die Tabletts weg und kuschelte mich auf dem Bett an sie. Meine Hand legte ich zu meiner kleinen Frau auf Mina's Bauch.

Irgendwie kamen mir die letzten 24 Stunden in den Kopf und ich hatte Tränen in den Augen. Allerdings versuchte ich mich zu verstecken, denn einen dummen Spruch ihrerseits kann ich jetzt nicht gebrauchen. Mina bemerkte meine Tränen und streichelte mir sanft über den Kopf. "Hei, Schatz. Es wird alles gut. Wir schaffen dass. Unsere Prinzessin ist stark. Sie hat den Sturkopf von uns beiden. Samu, wenn du ohne mich auf Tour willst, dann bleib ich zu Hause. Willst du dass ich mich nur auf die Couch lege und nichts mehr mache, dann tue ich auch das für dich. Mein Gott, ich brauche dich für alles. Ich weiß, ich verlange viel wenn ich sage du musst stark sein für uns, weil ich es gerade nicht kann. Wir kriegen das zusammen hin. Ich weiß es und glaube auch an uns. Rakastan sinua koko sydämestäni. Darf ich dich küssen?" "Tyhmä kysymys!!!" Ich setzte mich aufrecht hin und nahm Mina auf den Schoß wir küssten uns lange und sehr intensiv. Die Anspannung der letzten Stunden verließ uns mit jeder Träne, die wir gemeinsam vergossen. Ich genoss diesen Moment.

Sommer ohne Wiederkehr - Mina und Samu (Teil 2) - AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt