|Zwei|

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,,Könntest du bitte von mir runter gehen?", fragte Felix den Größeren mit schmerzerfüllten Unterton, als dieser keine Anstalten machte aufzustehen.

,,Oh, ja, sorry..." Langsam richteten sie sich nacheinander auf. Unauffällig musterte Felix seinen Umwerfer. Dieser hatte kurze gestylte schwarze Haare, viele Muskeln, circa 190 Zentimeter groß, dichte Wimpern und schöne volle Lippen.

Warte! Was denke ich da?

,,Tut mir leid, ich habe dich übersehen... Mein Name ist Patrick", stellte sich der Riese vor.
,,Ich heiße Felix", sagte Angesprochener mit leiser Stimme und sah zu Boden, sodass Patrick sich nur schwer ein 'Aww' verkneifen kann.

,,Ich bin jetzt schon zufrieden mit unserem Mate", meldete sich Mike zu Wort.

,,Ich auch. Aber wir müssen vorsichtig sein. Er ist ein Mensch und kennt unsere Welt nicht."

,,Ähm, gehst du auch hier ans Gymnasium?", fragte Patrick.
,,Ja, warum?"
,,Ich geh' auch dorthin und wollte Fragen, ob wir zusammen dort hin gehen wollen."
,,Mir egal."

Mit diesen Worten ging Felix schon los und Patrick folgte ihm direkt. Der Beta musste extra etwas langsamer als sonst gehen, damit er nicht vor Felix wegrannte. Der Blonde ging ihm gerade so bis zur Brust. Patrick ließ seinen Mate nicht aus den Augen, während dieser nur zum Boden sah. Patrick wusste, dass irgendwas mit diesem nicht stimmte. Dies zeigte ihm das Verhalten des Jungen und die Mateverbindung. Doch was es war, wusste er nicht.

Ein leichter Geruch von Blut machte sich in der Luft bemerkbar. Patrick war so abgelenkt von dem Aussehen des Kleineren, dass er gar nicht bemerkte, dass dieser Wunden an seinen Knien hatte. Das Blut glitzerte leicht in der Sonne.

,,Du blutest ja! Bleib mal kurz stehen", bat Patrick. Sofort blieb Felix stehen und sah neutral zu seinen Wunden. Patrick kniete sich vor dem Jungen auf dem Boden und sah sich die Wunden an den dünnen Beinen genauer an.

,,Sie scheinen nicht all zu tief zu sein... Ich bringe dich später zur Schulschwester. Dann kann sie deine Wunden verarzten. Bei welchem Lehrer hast du gleich Unterricht? Dann sage ich diesem das."
,,Herr Meyer."
,,Ich auch, dann sehen wir uns ja nachher noch Mal", lächelte Patrick. Felix zuckte nur desinteressiert mit den Schultern.

Ihm war es egal, ob er irgendwo Wunden hat. Ganz im Gegenteil, der Schmerz lässt ihn für wenige Minuten in seinen tristen Leben lebendig fühlen. Dazu ist es unauffälliger, auf diese Art Wunden zu bekommen, als wenn er sich selbst verletzt. Allerdings achtet Felix penibel dabei, keine Narben zu bekommen. Fleischwunden würden nach wenigen Tagen vollkommen verheilt sein und hinterlassen keine Narben, wie beim Ritzen. Es gibt viele Varianten sich selbst zu verletzen. Viele hat Felix schon ausprobiert und trotzdem gibt es noch zahlreiche Möglichkeiten.

***

An der Schule angekommen gingen sie zuerst zur Schulschwester. Dort ließ Felix seine Wunden erstmal verarzten. Währenddessen ging Patrick schonmal zum Unterricht, stellte sich der Klasse vor, entschuldigte Felix bei Herr Meyer, welcher zufälligerweise ein Dämon ist, und setzte sich auf einen freien Platz. Neben ihm sind noch zwei Plätze frei, wodurch er herausschließt, dass dort sein Mate sitzt, weil dies die einzigen weiteren freie Plätze sind. Doch eins wunderte ihm: auf dem Tisch waren mit Bleistift Beleidigungen geschrieben worden. 'Loser', 'Nerd', 'Hurensohn' – das waren noch die harmlosesten Wörter. Schnell radierte er sie weg und folgte weiter den Unterricht.

Nach wenigen Minuten kam Felix in den Raum. Er entschuldigte sich für die Verspätung und setzte sich auf seinen Platz. Schnell erklärte Patrick Felix, was bisher besprochen wurde. Danach holte der kleine Mensch seinen Block und sein Etui raus und schrieb etwas auf. Allerdings schrieb er es nicht, wie es eigentlich gehörte, oben links hin, sondern ziemlich weit in der Mitte. Patrick versuchte auf das Blatt zu lunzen, aber Felix verdeckte es gut mit seinen Arm.

Am Ende der Stunde war Felix' Blatt voller blauer Tinte, doch der Beta wusste weiterhin nicht, was sein Gefährte aufschrieb. Es klingelte zur Pause und Felix packte seine Sachen ein. Patrick machte es ihm gleich. Als Felix den Raum nach allen anderen verlassen wollte, rief der Wolf ihn zurück.

,,Felix, warte!" Felix blieb in der Tür stehen und sah zu dem Größeren. ,,Wollen wir in der Pause etwas zusammen machen?"
,,Mir egal."
,,Das nehme ich als 'Ja'", sagte er mit einem Lächeln und ging zu seinem Kleinen.
,,Können wir davor nochmal kurz zur Bibliothek? Ich möchte noch ein Buch zurückgeben", fragte der Blonde.
,,Können wir gern machen."

Gesagt, getan. Danach setzten sie sich auf einer Bank unter einer großen Birke. Dort holte sich Felix ein Brot aus seiner Tasche und aß es gemütlich auf. Patrick betrachtete ihn dabei und widerstand den Drang seinen Mate in den Arm zu nehmen. Das würde ihn nur verschrecken.

,,Hast du heute schon etwas vor?"
Verwundert sah Felix auf. Das hat ihn ewig niemand – außer sein bester Freund – mehr gefragt. ,,Weiß nicht... Warum?"

Die unschuldige und schüchterne Stimme ließ das Herz des Betas schneller schlagen.

,,Ich würde dich gerne näher kennenlernen... Also... nur wenn es dir nichts ausmacht..."

Felix konnte seinen Ohren nicht glauben. Jemand interessierte sich für ihn! Der Loser des Jahrgangs, das von jeden ignoriert oder gepiesackt wird. Er sollte aufpassen, dass es nicht wieder so ein blöder Trick ist. Das ist ihm schon Mal passiert. Danach lag er zwei Tage weinend im Bett, weil er von seinen Peinigern am Tag der Auflösung verprügelt haben. Er trug viele Hämatome doch die Schläger lachten nur. Seine Mutter machte sich wahnsinnige Sorgen. Zudem aß er nicht viel in den Tagen, wodurch er herausfand, dass man nach drei Tagen das Hungergefühl verliert. Doch irgendwas in ihm sagte ihm, dass Patrick es ernst meinen könnte also gab er ihm eine Chance.

,,Ich habe heute Zeit."

[934 Wörter]

Boys & Werewolves [German] Boyxboy²Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt