|Fünfundsiebzig|

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Come to the land of the lost and lonely
Don't be afraid, we'll be one big family
Of freaks like you and me
I know a place where the bruised and broken
Live like the kings and the queens of tragedy
Just freaks like you and me
We are the freaks

Musik ertönte in Felix' Ohren. Er vermisste sie sehr, denn seit seiner Entführung hatte er kaum noch Musik gehört. Nun hatte er zum ersten Mal seit fast drei Wochen wieder Kopfhörer in den Ohren. Er hat in der Zwischenzeit nochmal nach dem Lied, welches er während der Reise hören musste, recherchiert. Nun wusste er, was Jonathan, Constantin und sein Stiefvater ihm damit sagen wollten. Sie wollten ihn in gewisser Weise auf seine Zukunft vorbereiten. Sie wussten, dass durch das Schwert Probleme auftauchen werden. Zwangsläufig wird er Menschen und Wesen umbringen werden, ohne etwas dagegen machen zu können.

Nun saß er auf der breiten Fensterbank in seinen Zimmer – welches er hauptsächlich nur wegen der Fensterbank damals gewählt hatte – und lehnte seinen Kopf an die Scheibe. Sein Blick lag auf ein paar spielenden Kindern aus der Nachbarschaft. Er stellte die Musik noch einen Ticken lauter, um seine aufkommenden Gedanken zu übertönen. Er konzentrierte sich voll und ganz auf die Texte, damit seine Gedanken nicht wieder irgendwo anders hinschweifen.

Gestern hatte er auch wieder Kopfhörer auf, wobei er die Lautstärke auf das Höchste gedreht hatte. Am Abend hatte er vor sich mit den anderen im Rudelhaus zum Essen zu treffen. Nur leider hatte er durch die Musik die Zeit vergessen. Am Ende war es so, dass Patrick grinsend angelehnt am Türrahmen stand und ihn beobachtete, während er in Jogginghose und Patricks T-Shirt zu einem Lied seiner Kindheit getanzt hatte. Er liebte das Lied der Band 'Pur' sehr. Es hieß 'Lena' und er hörte es immer, wenn er einmal verrückt sein wollte. Im Endeffekt waren sie zu spät zum Abendessen im Rudelhaus gekommen. Das peinlichste – aus Felix' Sicht – war, dass Maximilian ihn gefragt hatte, ob sie es noch vorher miteinander getrieben hatten. Sein bester Freund konnte ja nicht wissen, dass es Guten-Morgen-Sex bei ihnen gestern gegeben hatte.

Auf jeden Fall war er ein riesiger Fan davon, die Bedeutung hinter Songs zu suchen. Es war fast wie ein kleines Hobby von ihm und er tat es schon jahrelang. In dem Lied von Jordan Clarke fand er ein Gemeinschaftsgefühl. Er fühlte sich nicht alleine, weil er wegen seiner psychischen Krankheit oftmals als 'Freak' gesehen wurde. Er wusste, dass er nicht als einziger so fühlte. Doch er fand es unfair gegenüber sich und all den Mitleidenden, so behandelt zu werden. Was konnten sie für ihre psychische Krankheit? Felix zum Beispiel bekam seine Depression durch die Einwirkung seiner Mitmenschen, welche ihm schwer zugesetzt hatte.

Jetzt hatte sich zum Glück einiges verbessert und er hat gestern Abend auch mit Dr. Hope gesprochen. Sie haben sich für einen Termin am morgigen Tag verabredet. Patrick wollte unbedingt dabei sein, aber Felix erlaubte ihn nur, vor dem Raum zu warten. Nach einigem hin und her hatte sich Patrick geschlagen gegeben. Dafür versprach Felix, dass sie heute Abend kuscheln werden – was eventuell auch in Sex übergehen könnte.

~~~

Ein lauter und viel zu hoher Angstschrei verließ Maximilians Kehle. Direkt danach hörte man, wie Florian die Treppen hochpolterte. Sie wollten gerade eine DVD schauen und der Alpha holte dafür ein paar Snacks. Er vermutete das schlimmste, aber er konnte keinen gefährlichen Geruch wahrnehmen. Er riss die Tür auf und war direkt in Angriffsstellung. Sein Blick ging durch den Raum.

,,Kleiner?", rief er, weil er seinen Gefährten nicht finden konnte.

,,Töte es!", kam es leise aus der Ecke. Florian sah dort hin und erblickte den kleinen Omega, welcher Richtung Fenster zeigt. Doch am Fenster war nichts.

,,Was ist da?"

,,Ein Monster!", kam es nun lauter von Maximilian.

Florian ging näher zum Fenster und erkannte eine kleine Spinne am Fenstergestell. Vorsichtig nahm er sie in die Hand und drehte sich zu seinem Mate.

,,Meinst du diese Spinne?"

,,Ja, das Monster!"

,,Komm mit, wir bringen das 'Monster' in den Garten."

,,Komm mir ja nicht zu nah mit dem Ding!"

,,Sei doch nicht so gemein zu der Spinne. Er hat auch Gefühle."

,,Woher willst du wissen, dass das Monster nicht weiblich ist?"

,,Weil er ziemlich klein ist. Weibliche Spinnen sind größer."

,,O wehe, du besorgst dir später irgendwelche Spinnen! Wenn ich deinetwegen irgendwann Spinnen im Haus finde, trenne ich mich von dir! Dann ist mir die Mate-Verbindung egal!"

,,Keine Sorge, mein Kleiner, so gern mag ich Spinnen nun auch nicht", lachte der Alpha nun.

,,Gute Entscheidung!"

Florian ging mit dem 'Monster' in der Hand in den Garten. Maximilian folgte ihm mit zwei Meter Sicherheitsabstand. An der Abgrenzung zum Wald ließ er die Spinne runter und versicherte dem Omega dreimal, dass er das Tier wirklich abgesetzt hatte. Danach musste er sich die Hände mit Seife waschen, damit er nun mit seinem kleinen Omega die DVD schauen konnte.

,,Du weißt schon, dass Spinnen mehr Angst vor dir haben als du vor sie, oder?"

,,Es gibt auch tapfere Spinnen!"

[842 Wörter]

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Lied: Freaks - Jordan Clarke

Boys & Werewolves [German] Boyxboy²Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt