|Dreiundsechzig|

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In der Zwischenzeit:

Hallo? Hallo, ist da jemand?"

,,Irgendjemand?"
Einsam und verloren irrte er durch das dunkle Grau. Er konnte nur wenig erkennen, aber trotzdem seine Umgebung ziemlich genau sehen. Er irrte weiter und ging einfach in irgendeine Richtung. Plötzlich stand eine mysteriöse Silhouette einige Meter von ihm entfernt und er versuchte sie zu erkennen.
,,DAD!"
Er rannte zur Silhouette. Jedoch verblasste diese immer mehr, desto näher er kam. Bis sie, kurz bevor er sie erreicht hatte, vollkommen verschwand. Er drehte sich hektisch atmend vom Rennen im Kreis und versuchte sie wieder zu erkennen. Dann stand plötzlich unerwartet wieder eine Silhouette vor ihm. Er erschrak und taumelte einige Schritte zurück. Er fiel. Die Silhouette vor ihm, die stark seinem Stiefvater ähnelte, sah kalt auf ihn herab, aber tat sonst nichts. Ängstlich krabbelte er weiter nach hinten und stand dann einige Meter entfernt wieder auf. Der Blick der Silhouette lag weiterhin auf ihn. Eilig rannte er in die entgegengesetzte Richtung – möglichst weit weg von der Silhouette. Immer weiter ohne Ende dem leeren Grau entgegen.

Als er nicht mehr konnte, blieb er stehen und stützte sich erschöpft auf seine Oberschenkel ab.

,,Felix", ertönte die besorgte Stimme von Maximilian.

,,Felix", ertönte die liebevolle Stimme seiner Mutter.

,,Felix", ertönte die sinnliche Stimme von Patrick.

,,Felix", ertönte die wütende Stimme von Florian.

,,Felix", ertönte die gefühlsvolle Stimme von Constantin.

,,Felix", ertönte die durstige Stimme seines Stiefvaters.

,,Felix", ertönte die kindliche Stimme seiner kleinen Schwester.

,,Felix", ertönte die beschützende Stimme seines großen Bruders.

,,Felix", ertönte die lachende Stimme von Jennifer.

,,Felix", ertönte die strenge Stimme seines Lehrers.

,,Felix", ertönte die fragende Stimme von Annika.

,,Felix", ertönte die entsetzte Stimme von Jonathan.

,,Felix", ertönte die begrüßende Stimme von Nadja.

,,Felix", ertönte die nette Stimme von Sonja.

,,Felix", ertönte die beruhigende Stimme der Schulkrankenschwester.

,,Felix", ertönte die fordernde Stimme seines Psychologen.

,,Felix", ertönte die unsichere Stimme von Lennart.

,,Felix", ertönte die höfliche Stimme von Melissa.

,,Felix", ertönte die sichere Stimme von Alexander.

,,Felix", ertönte die raue Stimme seines Opas.

,,Felix", ertönte die aufgeweckte Stimme seiner Oma.

Alle Stimme fingen gleichzeitig an seinen Namen immer wieder zu sagen. Mit jedem Mal fühlte es sich an, als würde jemand ein Gewicht auf seine Schultern legen. Nach einer Weile ging er in die Knie und hielt sich mit den Händen die Ohren zu. Sein Gesicht war verkrampft. Er wollte es einfach nicht mehr hören. Er schrie – So laut und kräftig wie er konnte. Doch die Stimmen verstummten nicht. Er beugte sich verkrampft nach vorne, bis sein Körper noch schwerer wurde. Er musste sich nun mit den Armen abstützen, damit er nicht komplett auf dem Boden lag. Er hatte Angst, von dem Grau verschluckt zu werden. Verzweifelt fing er an zu weinen.

,,Felix."

Aprupt stoppten alle Stimmen und es wurde ruhig. Die Gewichte wurden von seinen Schultern genommen und seine Tränen getrocknet. Verwundert setzte er sich wieder normal hin. Danach stellte er sich hin und blickte sich wieder um. Es bestand immer noch alles aus einem dunklen Grau wie am Anfang.

,,Felix."

Dort war wieder die auffordernde und weibliche Stimme.

,,Wer bist du?! Wo bist du?!", fragte er in seiner Panik laut.

Plötzlich ertönte links von ihm ein lautes Lachen. Sein Blick glitt dorthin und er sah zwei Silhouetten. Die eine, welche Nico ähnelte, rannte hinter der lachenden hinterher. Die zweite Silhouette sah aus wie Leyla. Dann fing die Silhouette von Nico die andere und drehte sich mit ihr im Kreis. Lachend verblassten sie wieder.

,,Felix."

Es war wieder diese weibliche Stimme. Nun erklang rechts von ihm ein ängstlicher Schrei. Nun sah er dorthin und erblickte wieder zwei Silhouetten. Die eine sah aus wie Maximilian, welcher kalkweiß im Gesicht war, weil er erschrocken wurde. Hinter ihm stand die Silhouette von Jennifer, welche ausgelassen lachte. Nach kurzer Zeit kehrte Farbe im Gesicht des Omegas zurück und er lachte mit. Dann verblassten sie wieder.

,,Felix."

Nachdem die weibliche Stimme ein weiteres Mal ertönte, entstand ein helles leuchten hinter ihm. Dort standen Patrick und Florian, welche gerade zusammen redeten. Patrick sah wütend aus, während Florian ruhig war.

Nun verstand er, dass diese Silhouetten seine Erinnerungen waren. Doch eins passte bei der letzten nicht: Über den beiden Wölfe drehte sich langsam das heilige Schwert, dessen Spitze auf die Beiden zeigte. Das Schwert ging immer weiter runter. Bis es gefährlich Nahe an den Köpfen der Wölfe war.

,,STOPP!"

Alles verblasste und das Grau wurde langsam heller. Hinter ihm ertönten Schritte. Direkt drehte er sich um und sah in die violetten Augen der jungen Frau. Wenige Meter vor ihm blieb sie stehen.

,,W-Wer bist du?"
,,Erkennst du mich nicht? Ich bin ab jetzt ein Teil von dir."

Er riss die Augen auf und erkannte die Stimme wieder, welche in seinem Kopf war, wenn er Hilfe beim heiligen Schwert brauchte.

,,D-Du..."
,,Genau, ich. Mein Name ist Alayna, Tochter von JHWH und Satan, die Erschafferin des Schwertes und stetige Begleiterin meiner Nachfolger. Du bist einer von ihnen. Du bist besonders, weshalb du ausgewählt wurdest."

,,W-Warum ich?"

,,Weil du jeden Morgen wieder aufwachst, um die selben inneren Dämonen zu besiegen, die dich am letzten Tag genauso erschöpft zurückgelassen haben, und das, mein Lieber, ist Mut."

[857 Wörter]

Boys & Werewolves [German] Boyxboy²Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt