Boys & Werewolves [German] Boyxboy²

|Achtzig|

,,Hallo Daddy...

Erinnerst du dich noch? In irgendeinem Film habe ich Mal aufgeschnappt, wie ein Kind seinen Vater so genannt hat. Also habe ich dich auch so genannt. Jedes Mal als du nach Hause kamst, habe ich diesen Namen durch das Haus geschrien und dich mit einer Begrüßung umarmt. Ich weiß noch wie Mama immer deswegen gelächelt hat und seitdem ich 'Daddy' gesagt habe, wurde ihr Lächeln breiter. Ich habe euch immer wieder gefragt, warum... Doch es war immer dieselbe Antwort, 'Du wirst es verstehen, wenn du älter bist'. Ich habe diese Antwort gehasst. Doch ihr hattet, wie so oft, Recht. Ich weiß es nun und hoffe, es schnell wieder zu vergessen.

Ich weiß auch noch, dass ich die ersten Jahre nach deinem Tod in einen deiner T-Shirts geschlafen habe. Sie waren so groß und gemütlich und als Bonus hatten sie einen schönen Geruch. Das hat sich immer noch nicht geändert... Nur dass die T-Shirts nun von jemand andern kommen... Vor einigen Monaten habe ich Patrick aus Zufall kennengelernt. Zum ersten Mal bin ich froh, dass ich in dem Moment meinem Bauchgefühl vertraut habe und mich ihm anvertraut habe. Wahrscheinlich hättest du mich für verrückt gehalten, wenn ich dir erzählt hätte, dass er ein Werwolf ist und ich sein Mate. Doch wahrscheinlich noch mehr, wenn ich dir erzählt hätte, dass ich der Besitzer eines magischen Schwertes wäre. Mama akzeptiert das alles und Leyla ist noch zu jung für all dies. Es wäre viel zu gefährlich für sie und ich könnte sie nicht beschützen. Wahrscheinlich hat sie auch einen Mate. Pat und ich denken es ist ein Engel namens Lennart.

Doch trotzdem würdest du Patrick lieben. Er ist stark, groß, beschützerisch, lustig und kuschelig. Ich habe mich unwillkürlich in ihn verliebt und bereue es nicht. Wahrscheinlich wäre dein Beschützerinstinkt direkt aktiviert worden, hätte ich es dir erklärt. Obwohl wir uns erst seit kurzer Zeit kennen, weiß ich, dass er der Richtige ist. Mit ihm möchte ich meine Zukunft verbringen. Du weißt wahrscheinlich gar nicht, wie oft er schon zu mir gekommen ist, weil es mir echt scheiße ging. Doch für nichts auf der Welt würde ich ihn aufgeben. Falls ich dich wieder beleben könnte, aber Patrick dafür aufgeben müsste, wäre ich sehr überfordert. Doch wahrscheinlich würde ich mich für Patrick entscheiden. Trotzdem ändert es nichts daran, dass ich dich weiterhin liebe. Es ist nur so... dass ich mich mittlerweile mit deinem Tod abgefunden habe und es irgendwie... merkwürdig wäre, wenn du auf einmal wieder da wärst. Wie es wohl wäre, wenn ich dich später im Himmel wieder treffen könnte... Vor wenigen Monaten hätte ich niemals an einen Himmel oder an die Hölle geglaubt. Doch nun glaube ich, dass alles möglich ist. Ich meine, ich habe viele Wandler getroffen; Engel, Dämonen, Walküren, viele dieser Wesen der verborgenen Welt habe ich kennengelernt. Wusstest du über sie bescheid? Waren sie an deinen Tod verantwortlich? Hatten sie vielleicht eine Teilschuld?

Ich weiß noch, wie es damals passiert ist, als ich gerade Mal 9 war. Leyla war damals erst anderthalb Jahre alt. Ich... Ich kam gerade von der Schule wieder, als ich einen Polizisten vor unserer Haustür fand. Ich habe ihn gefragt, warum er da war... Er hat mich erst nur nach Mama gefragt. Ich habe ihm gesagt, dass Mama bei der Arbeit war und du Zuhause sein solltest. Als ich dann geklingelt habe und niemand geöffnet hat, hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Dass der Beamte mich mitleidig angesehen hatte, machte es nicht besser. Ich habe damals zu ihm aufgesehen und fragte ihn, ob er etwas über deinen Aufenthalt weiß. Er hat mir aber nicht geantwortet. Ich wartete noch einen Moment, bevor ich den Schlüssel aus dem Postfach nahm.

Im Haus rief ich deinen Namen. Der Polizist sah mich leicht lächelnd an, weil ich dich wieder 'Daddy' genannt habe. Ich fand dich nirgends und der Polizist fragte, ob ich die Telefonnummer meiner Mutter hätte. Gut, dass in der Küche alle wichtigen Nummern aufgeschrieben sind. Der Polizist bat Mama beim Anruf nach Hause. In der Zwischenzeit haben wir viel geredet. Er brachte mich durch lustigen Geschichten zum Lachen. Dann kam Mama nach Hause und ich begrüßte sie mit einer Umarmung.