|Vierundsiebzig|

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Am Dienstag wachte Patrick mit Felix in seinen Armen durch den nervigen Wecker auf. Weil er seinen kleinen Liebling nicht loslassen wollte, durfte der Wecker überleben. Felix brummte vor sich hin und drückte sein Gesicht in Patricks Brust. Sie haben gestern vergessen, die Jalousien runter zu machen, deshalb schien die Sonne direkt in Felix' Gesicht. Trotzdem mussten sie aufstehen. Schließlich mussten sie zur Schule. Nachdem Patrick Felix irgendwie aus dem Bett bekommen hatte, zogen sie sich an und gingen runter. Naja, Patrick trug Felix, weil Letzterer noch viel zu müde war und gleich wieder ins Bett kriechen wollte.

,,Guten Morgen, ihr Zwei", begrüßte Patricks Vater sie herzlich. Er briet gerade Eier in einer Pfanne, während seine Frau noch im Badezimmer war.

Patrick erwiderte die Begrüßung. Felix hingegen musste sich gerade eher drauf konzentrieren, nicht wieder einzuschlafen. Am Vortag hatten sie abends noch Felix' Schulsachen geholt und sind dann nach Patricks Zuhause gegangen, wo sie dann auch ziemlich schnell eingeschlafen sind.

,,Möchtet ihr einen Kakao oder Tee?", fragte der Gamma.
,,Kakao", murmelte Felix und Patrick stimmte zu.

Nach einem ausgiebigen Frühstück machten sie sich fertig und gingen dann Hand in Hand zum wohl grausamsten Ort der Welt – die Schule. Der Unterricht war total langweilig und ermüdend. Felix freute sich schon, wenn der Unterricht endlich zuende war und er schwimmen konnte. Dadurch, dass Maximilian und Florian auch nicht da waren, war es noch langweiliger.

~~~

Endlich klingelte es nach der sechsten Stunde und erlöste viele Schüler vor weiterem Leid. Patrick und Felix packten ihre Sachen ein und gingen zum Lehrerzimmer. Dort warteten sie auf ihren Sportlehrer, welcher sie dann zur Schwimmhalle begleitete, wo sie auf die anderen Schwimmer trafen.

Umgezogen und abgeduscht versammelten sich alle in der Halle. Dort wurden erst Felix und Patrick vorgestellt und dann nannten alle anderen Mitglieder ihre Namen und ihre Klasse. Aus fast jedem Jahrgang waren welche dabei. Dann sollten sie sich einschwimmen, was sie auch direkt taten.

,,In Ordnung, das sah gut aus. Jetzt möchte ich Felix und Patrick bitten zwei Bahnen zu schwimmen, damit sich alle Anderen einen Eindruck von eurem Schwimmstil machen können", sagte der Trainer, nachdem alle fertig waren.
,,Was sollen wir schwimmen?", fragte Felix fast automatisch.
,,Wir machen es so wie jedes Jahr. Ihr werdet die Art schwimmen, welche ihr zuletzt geschwommen habt. Ihr werdet sie uns nicht vorher sagen, wir werden sie erkennen können."

Die Gefährten stimmten zu. Kurz darauf standen alle 32 Mitglieder am Rand und Felix und Patrick machten sich an einem kurzen Ende bereit. Sie sahen sich kurz an.

,,Viel Spaß", meinte Felix zu Patrick, welcher auch schnell antwortete.
,,Dir auch, Kleiner."

Sie lächelten sich kurz an und sahen dann zum Trainer. Dieser gab ihnen das Startzeichen und sie sprangen rein. Patrick schwamm Rückenkraul und Felix Schmetterling.

Patrick und Felix wurden offiziell ins Schwimmteam aufgenommen und sollten bei dem Wettkampf im nächsten Jahr mitmachen, da die Anmeldungen für dieses Jahr schon vorbei waren. Später sind sie jeweils zu ihren eigenen Heim gegangen.

~~~

,,Denkst du er lebt noch?"

,,Ich glaube daran. So schnell gibt er nicht auf."

,,Das stimmt. Trotzdem habe ich Bedenken. Nicht, dass er einen riesigen Fehler begeht."

,,Ich vertraue ihm. Er hat sein Ziel genau vor den Augen und sein Tiger unterstützt ihn."

,,Ich dachte, bei euch Wandlern gilt die Liebe nur für eure Mates?"

,,Das stimmt auch. Allerdings hat sich seine Entschlossenheit auf seinen Tiger übertragen. Deshalb wird er nie aufgeben, selbst wenn er seine eigene Mate finden sollte."

,,Das ist wahrscheinlich sehr praktisch, also diese Mate-Sache..."

,,Wie meinst du das?"

,,Eure Mates sind doch eure zweite Hälfte. Sie oder er ist die perfekte Freundin oder der perfekte Freund. Das erspart euch wahrscheinlich jede Menge Herzschmerz. Ich hingegen zähle nicht mehr mit, wie oft mir das Herz gebrochen wurde."

,,Das tut mir leid..."

,,Warte... Bist du krank?"

,,Warum? Schlägt dir der Kerker auf dem Kopf?"

,,Nein, das glaube ich eher bei dir."

,,Ich weiß nicht wovon du sprichst."

,,Du zeigst Mitleid!"

,,Ach, du laberst nur irgendeine Scheiße!"

,,Doch du hast Mitleid mit mir."

,,Das redest du dir nur ein."

,,Nein, du möchtest mir nur nicht Recht geben."

,,Halt einfach die Klappe!"

,,Jaja..."

Ruhe herrschte zwischen den Beiden. Sie saßen Rücken an Rücken. Allerdings war eine Zellenwand noch dazwischen. Dadurch, dass die Vorderseite aus einer Gitterwand bestand, konnten sie sich einfach unterhalten. Sie mussten nur aufpassen, was sie sagen, weil die Wölfe sie hören werden. Annika lehnte ihren Kopf auf die Wand und seufzte kurz.

,,Würdest du sie akzeptieren?"

,,Wen? Meine Mate?"

,,Genau... Würdest du sie akzeptieren? Selbst wenn sie irgendwelche Macken hat?"

,,Ich glaube, das es bei jedem Wandler so ist. Wir alle warten jahrelang auf unsere zweite Hälfte und sind unglaublich glücklich, wenn wir sie gefunden haben. Da akzeptieren wir sie einfach. Wir lieben sie ab dem ersten Moment und achten kaum noch auf irgendwelche Macken."

,,Das hört sich echt interessant an. Wir Menschen achten immer viel zu sehr auf das Aussehen, aber es ist halt immer der erste Eindruck. Es ist ja ein großer Unterschied, ob jemand im Anzug oder in kaputten Klamotten vor dir steht."

,,Ich verstehe dich. Das ist bei uns Wandlern nicht anders. Wir vergleichen uns auch andauernd. Charakterlich sind Menschen und übernatürliche Wesen gar nicht so verschieden."

,,Das kann gut sein. Doch weißt du was bei allen Lebewesen gleich ist?"

,,Spontan nicht..."

,,Gute Personen sind wie Kerzen. Sie brennen sich selbst ab, um anderen Licht zu geben."

[898 Wörter]

Boys & Werewolves [German] Boyxboy²Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt