|Siebenundachzig|

295 16 1
                                    

„Wo ist sein Gefährte? Sein Puls ist zu schwach, damit er aufwacht.“
„Wir... Wir wissen nicht... wo er ist... Er ist spurlos verschwunden und wir können ihn nirgends finden“, antwortete er schwach und konnte kaum noch sein schluchzen unterdrücken. Zwei starke Arme schlangen sich um seinen Oberkörper und gaben ihm etwas Halt. Doch er brauchte jetzt den Halt von jemand anderem – von dem Selben, dessen Halt auch im Rudelkrankenhaus gebraucht wird. Patricks Gesundheit wird langsam schlechter und sie konnten nichts dagegen machen. Nur einer konnte dies ändern – Felix. Allerdings haben sie keine Ahnung, wie es ihm geht oder wo er ist. Patrick ist der einzige, der mit dem Blonden verbunden ist. Florian und Maximilian waren total machtlos. Selbst der Arzt, der sich nach Patricks Gefährten erkundigt hatte, konnte kaum etwas an der aktuellen Situation ändern.

Es war so grausam. Jeden Tag aufs Neue mussten Maximilian und Florian den Kopf schütteln, wenn sich die Familien von Felix und Patrick nach ihren Jungs erkundigten. Sie versuchten alles, was in ihrer Macht stand. Augenringe zierten ihre Gesichter, da sie häufig die ganze Nacht weiter suchten. Zwar wäre es nur ein kleines Chaos, wenn Patrick stirbt und das Rudel ihren Beta verliert, aber das Chaos, welches durch Felix' Gefühlen entstehen würde, würde die ganze Welt in Schutt und Asche legen. Daraufhin wird sich Felix wegen den Schuldgefühlen das Leben nehmen und nichts wäre mehr vorhanden. Es gäbe dann nur noch die göttlichen aus der Himmelswelt und die teuflischen Kreaturen aus der Unterwelt, welche existieren würden. Doch selbst diese würden nicht gegen das heilige Schwert ankommen.

Die Kraft des höchsten Gottes, die Kraft des höchsten Teufels und die Kraft ihrer gemeinsamen Tochter zusammen mit einer einzig wahren Liebe kann niemals besiegt werden.

Maximilian wollte nicht daran denken, was alles durch einen einzigen Tod passieren könnte.

„Es gibt noch eine Möglichkeit, wie wir Felix finden können“, hauchte plötzlich Florian.
„Nein, du meinst doch nicht die Art“, antwortete der Omega ungläubig.
„Doch, wir müssen es riskieren.“
„Das wäre wirklich die einzige Lösung.“
„Ich werde überall in der Gegend Werwölfe verteilen. Du sagst dem Arzt bescheid. Er soll die Spritze vorbereiten.“

Als alles getan wurde, trafen sich der Alpha mit seiner Luna und der Rudelarzt mit einer Krankenschwester bei Patricks Krankenbett. Sie mussten es riskieren. Kurz schlug Patricks Herz höher. Der Arzt setzte die Spritze an und Maximilian konnte kaum hinsehen.

„Es tut mir leid, Felix.“

~~~

Felix stand vor dem Spiegel in dem kleinen anschließenden Badezimmer und betrachtete sein Spiegelbild. Er sah grässlich aus. Seine Hautfarbe und seine Augenringe unterschieden sich stark. Seine Haut war hell, wie Vanilleeis und seine Augenringe dunkel wie Heidelbeeren. Seine fast weißen Haare waren fettig und zerzaust. Seine grünen Augen waren glasig und leicht gerötet von den Tränen, die eine Spur auf seinen Wangen hinterlassen haben. An seiner hellroten Unterlippe waren zwei kleine Wunden, die durch seine Schneidezähne entstanden sind. Dann zog er sein T-Shirt etwas über die Schulter und legte seine Halsbeuge frei.

Dort war das schönste Merkmal auf seinem kompletten Körper – Patricks Markierung.

Leicht lächelte Felix und strich sanft mit seinen Fingerkuppen über die Bissspur.
„Ich liebe dich, mein Schatz, und vermisse dich schrecklich. Warum kann ich dich kaum noch spüren? Ich will dich doch nur bei mir haben!“ Wieder liefen Tränen über seine roten Wangen.

Er hatte vorhin versucht irgendwie die Kette um seinen Fuß zu zerstören, doch nichts klappte. Alles mögliche versuchte er. Doch die Kette, ließ sich nicht lösen. Er brauchte den Schlüssel dafür. Ansonsten konnte er nur auf--

Er schrie.

Tränen rannten über seinem Gesicht.

Seine Knie gaben nach.

Er fiel zu Boden.

Er schrie sich die Kehle aus dem Leib.

Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Sein Körper wand sich auf dem Boden.

Von der Markierung aus zogen sich kaum erträgliche Schmerzen durch seinen ganzen Körper. Alayna versuchte sie zu lindern, aber sie spürte direkt auch diese Schmerzen. Das war schlimmer, als alles, was sie bisher in ihrem langem Leben gespürt hatte, zusammen.

Nach acht Minuten konnte Felix wieder durch atmen.

Was zum Teufel war das?

,,Hey! Lass meinen Vater daraus. Aber ich habe keine Ahnung, was das war."

Felix richtete sich langsam auf. Sein kompletter Körper fühlte sich an, wie die Schmerzen nach einem Krampf im Bein. Dann sah er sich im Spiegel. Sein Oberteil war komplett voll geschwitzt und sein Hals schmerzte einfach nur. Nun sah er sich die Markierung genauer an. Dort sah man diesen Stern, der auch auf einem Kompass abgebildet ist.

,,Das nennt man Windrose."

Felix ignorierte diesen Satz von Alayna und betrachtete das gräuliche Kunstwerk. Es sah fast aus wie ein richtiges Tattoo. Die Spitze, die seinen Hals hinauf zeigte, hatte ein kleines »N«. Das muss also Norden sein.

Nie ohne Seife waschen.

Dann ist unten Süden, hinten Osten und vorne Westen. Warte... Was ist das?

In der Mitte war ein roter, kleiner Pfeil, welcher kaum auffiel. Dessen Spitze zeigte knapp an seine Schulter vorbei nach vorne. Sie zeigte also nach Südwesten. Felix drehte seinen Körper etwas zur Seite. Allerdings drehte sich der Pfeil in die andere Richtung. Er zeigte also auf etwas Besonderes und wollte ihn dort hin führen.

,,Mit dem Biss als Umrandung sieht es aus wie ein Kompass. Die Markierung verbindet dich mit Patrick. Deshalb denke ich, dass der Pfeil zu deinem Lieblingsbeta zeigt."

Obwohl Felix immer noch keinen Plan hatte, warum er jetzt dieses Symbol auf seiner Halsbeuge hatte, freute er sich. Wenn er fliehen konnte, musste er einfach in die Richtung des Pfeiles rennen. Dann würde er irgendwann Patrick finden. Doch zwei Fragen blieben unbeantwortet.

Wie weit ist Patrick entfernt?

Ist Alaynas Vermutung richtig?

[930 Wörter]

---------------------------------------------
Ich hasse es krank zu sein. Es geht einem einfach nur schlecht und man kann trotz Langeweile nichts machen.

Doch das traurigste ist:
Meine Schwester hat Kuchen gebacken und ich kann ihn wegen Magen-Darm nicht essen!

Bleibt gesund, um Kuchen essen zu können!

Liebe Grüße

Boys & Werewolves [German] Boyxboy²Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt