|Vierzig|

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Einige Zeit ist vergangen. Es war nun Samstag Nachmittag und Florian und Patrick trainierten mit einigen Kämpfern des Rudels. Patrick war seit kurzer Zeit ziemlich unruhig. Er wusste selbst nicht so ganz warum. Also versuchte er normal weiter zu kämpfen. Mike griff wieder seinen Gegner an, aber ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Sie waren an einer großen Lichtung mit viel Platz, wo wenige Menschen rumlaufen. In der Nähe befand sich ein Hexenlager, mit denen sie verbunden sind. Deshalb waren auch einige Magier beim Training dabei. Es war praktisch auch mal gegen anderen übernatürlichen Wesen zu kämpfen, da sich jede anders verhielt.

Werwölfe kämpften meistens in Wolfsform, während z.B. Vampire, Hexen und Walküren in menschlicher Gestalt waren. Dadurch waren die schmerzempfindlichen Punkte, die lebendswichtigen Organe und Hauptschlagadern an anderen Stellen.

Der Beta mochte es sehr, denn die Meisten unterschätzten ihn. Er war fast so stark wie ein Alpha. Nur bei besonderen Vorfällen ist er sogar stärker als ein Alpha. Doch das wussten nur die Wenigsten. Allerdings musste man dann sehr aufpassen, weil Patrick dann sehr gefährlich ist und sich kaum unter Kontrolle hat. In dem Moment konnte er sich nur beruhigen, wenn sein Mate in der Nähe war oder der Grund ausgelöscht wurde. Eigentlich war er ein sehr ruhiger Mensch. Wenn er irgendwann Mal ausrastet, ist etwas gravierendes passiert – was nur wenige Male im Jahrzehnt passierte. Dies wusste Florian als bester Freund. Es war sehr praktisch, weil er dadurch die Situation oftmals besser einschätzen konnte.

Patrick ließ wegen seiner Unruhe seine Abwehr etwas fallen und konnte deshalb besser besiegt werden.

,,Was ist denn heute los mit dir? Du bist so unruhig", fragte sein bester Freund.
,,Ich weiß es nicht. Irgendwas in mir sagt, dass etwas nicht in Ordnung ist."
,,Hat Mike eine Möglichkeit?"
,,Nein, das ist ja das Problem. Sonst ist er nie so unruhig."

Plötzlich hörte er ein leises Wimmern in seinem Kopf. Es war nicht Florian oder ein Rudelmitglied. Mike horchte auf und hörte auf zu kämpfen. Dann hörte er eine leise Stimme in seinem Kopf.

,,Kuscheln..."

Dann hörte er das Nachrichtengeräusch seines Handys, welches in seinem Rucksack lag. Schnell lief er darauf zu und verwandelte sich zurück. Etwas unbeholfen fischte er sein mobiles Telefon raus und sah eine Nachricht von Felix.

»Kuscheln?«

Er antwortete nicht, sondern steckte es wieder weg. Dazu verwandelte er sich wieder in einen Wolf.

,,Ich weiß es nun. Ich muss schnell zu Felix. Sorry", linkte er Florian.
,,Kein Problem. Dein Gefährte ist jetzt wichtiger."

Mike deutete ein Nicken an und nahm dann den Rucksack in sein Mal. Schnell lief er zu Felix' Haus. Dort in der Nähe verwandelte er sich zurück, zog sich an, schulterte seinen Rucksack und checkte sein Handy nochmals. Felix' Nachricht wurde vom Absender gelöscht. Eilig steckte er das Handy wieder weg und ging zur Haustür. Dort klingelte er und wartete, bis Carolin die Tür öffnete.

,,Wo ist Felix?", fragte er sie, ohne eine Begrüßung vorher.
,,Er ist in seinem Zimmer. Ist alles in Ordnung?"
,,Das werde ich nun überprüfen."

Schnell ging er zum besagten Raum und klopfte zaghaft. Da keine Antwort kam, öffnete er sie einfach. Der Raum wurde nur durch die Mittagssonne, welche durch das Fenster schien, beleuchtet. Alles sah normal aus, als wäre niemand hier. Doch war die Bettdecke ein großer Hügel, was zeigte, dass Felix darunter lag. Man sah nichts von ihn, da er nur ein kleines Luftloch gelassen hatte. Die Decke glich einem Leichentuch.

Patrick ging näher zu ihm und ließ seine Hand unter den Stoff verschwinden. Leicht strich er über den krummen Rücken, welcher ihm zeigte, das Felix zusammen gekauert auf der Seite lag. Dieser zuckte bei der Berührung etwas zusammen. Er hat nicht gehört, wie jemand reingekommen ist.

,,Felix...? Darf ich mich zu dir legen?"

Es kam keine Antwort vom Kleineren. Allerdings rutschte er etwas weg, drehte sich auf die andere Seite und hob die Decke etwas an. So konnte der Beta sich dazu legen und nahm seinem Gefährten sanft in den Arm. Felix schmiegte sich an ihn. Nun bemerkte Patrick die Kopfhörer in den Ohren des Blonden und dass er seinen Pullover trug. Dabei war die Mütze des Oberteils tief in sein Gesicht gezogen, welches sich nun im Sixpack der Größeren befand.

Sanft vertiefte der Wolf die Umarmung. Nun wusste er, warum er diese Unruhe in sich trug. Es ging Felix schlecht. Wie es aussah, hatte der Blonde gerade einer tieferen Downphase.

,,Möchtest du darüber reden?", fragte Patrick nach einer Weile sanft.
Er fühlte das leichte verneinende Schütteln des Kopfes des Kleineren.

,,Möchtest du etwas besonderes machen? Wir könnten spazieren gehen, du könntest auf Mike reiten oder auch einfach zusammen einen Film schauen."
Felix nickte dieses Mal leicht und hauchte ein leises 'Film', welches man wahrscheinlich nur mit Wolfsohren hören konnte.

,,Möchtest du dabei einen Tee, etwas zu essen oder so haben?"
,,Apfeltee und Kuscheln", hauchte der Junge wieder genauso leise.

,,Okay, soll ich dich ins Wohnzimmer tragen?"
Wieder kam ein leichtes Nicken. Wie ein Baby hing Felix kurze Zeit später an Patrick. Auf dem Flur kam ihnen Carolin entgegen, die von ihrem Sohn nur einen menschlichen Klamottenhaufen sah, da dieser immer noch in dem großen Pullover eingekuschelt war. Der Beta fragte die Mutter, ob sie zwei Tassen Apfeltee für sie ins Wohnzimmer bringen könnte. Natürlich hat sie direkt zugestimmt und machte sich auf in die Küche.

Leyla und Felix waren das wichtigste in ihrem Leben. Das einzige, was noch besser war, ist das Lächeln der Beiden, welches bei Felix seit Patricks Auftreten häufiger geworden ist.

Nun standen die Jungs vor dem DVD-Schrank und überlegten, welchen Film sie schauen möchten. Am Ende war es dann der Animefilm »Mein Nachbar Totoro«.

Beim Greifen rutschte Felix' Ärmel etwas hoch und man konnte die Kratzer sehen, die er sich selbst mit dem Nagel zugefügt hatte. Dazu waren noch einige kleine, rötliche Vertiefungen, welche in der Form einzelner Halbmonde waren. Diese sind entstanden, indem Felix seine Fingernägel in die Haut gedrückt hat.

Die Tassen Tee standen auf dem Tisch. Felix zeigte Patrick mit einer einfachen Geste, dass dieser sich auf das gemütliche Sofa setzen soll. Das tat er dann auch. Felix holte währenddessen zwei Stoffdecken. Eine breitete er auf Patricks Beinen aus. Dabei konnte der Beta in die leeren, roten Augen seines Gefährten sehen. Dann legte er sich die zweite Decke um seinen Körper und wickelte sich im stehen locker ein. Dann setzte er sich direkt neben Patrick und zog die Beine zu sich, damit er diese auch zu decken konnte. Dann nahm er Patricks Handgelenk und führte den starken Arm um seine kleinen Schultern. Dazu lehnte er sich an den Wolf und griff nach seiner Tasse. Der Größere gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Nun saßen sie warm eingekuschelt zusammen im Wohnzimmer, sahen sich den Film an und tranken Tee. Hin und wieder gab Patrick seinem Mate einen Kuss auf den Kopf und kuschelte mit ihm. Manchmal liefen noch kleine Tränen aus Felix' grünen Augen, doch sie wurden zum Glück weniger. Felix' Kopfhörer und Handy lagen auf dem Tisch vor ihnen. Die Musik lief noch und der Wolf konnte den gesungenen Text verstehen, deshalb musste er sich sehr konzentrieren, nicht selbst zu weinen.

Irgendwann sagte Felix wieder was mit ruhiger und beleidigter Stimme, die aber keine Traurigkeit mehr aufwies:

,,Ich will auch eine Buskatze!"

[1210 Wörter]

Boys & Werewolves [German] Boyxboy²Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt