Kapitel 10 - Gerettete und Verdammte - Part 5

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Foto: Jack

Während sie rannte, trank sie immer wieder von ihrem Getränk bis sie schließlich am Ende des Gangs war und das Glas geleert hatte. Sie war in die Hölle gelaufen – wie nicht anders zu erwarten - und stand jetzt vor drei verschiedenen Dingen. Zum einen war direkt vor ihr auf einer Bühne eine Band, deren Instrumente leuchteten, alles andere aber in der Dunkelheit lag, wodurch es aussah als würden die Musik aus dem Nichts entstehen. Rechts neben der Band war eine Wendeltreppe, die sich in strahlenden Kringeln nach oben zog. Daran und darauf saßen oder standen trinkende, lachende, sprechende, knutschende Leute. Es ging wohl in die oberen Stockwerke. Aber Leya wollte nicht Treppen steigen. Und sie wollte sich bewegen und tanzen aber die meisten hier standen nur da und ruhten sich aus. Deshalb ging Leya nach links zur dritten Möglichkeit. Eine Tür, deren Klinke rot war.

Mit einem Ruck stieß sie sie auf und stolperte in den riesigen Raum dahinter.

Hier mischten sich die Leuchtröhren und die Farben des Himmels lagen nun auch neben denen der Hölle. Über allem thronte ein riesiger Kronleuchter, der nur eine Lampe in der Mitte hatte und ansonsten die Farblichter reflektierte.

Irgendwo hatte Leya ihr Glas fallen gelassen, denn als sie sich drehte um alles zu sehen, stieß sie mit beiden Händen gegen Fremde. Es gab nur eine Band im Gegensatz zu dem Flur, die laute Tanzmusik spielte, die vorzüglich aus Bässen bestand und den Boden vibrieren ließ – es musste im ganzen Haus eine einzigartige Schalldämmung geben, denn von alldem hatte man auf dem Gang nichts mitbekommen.

Sie schrie laut „Wuh!" und stürzte sich in die Menge. Ihr Gleichgewichtssinn ließ bereits deutlich nach, aber das war kein Problem, weil sie zwischen fremden Menschen mit leuchtenden Kostümen gepresst war und sich beim tanzen an ihnen rieb. Sie wurde von Leuten gepackt und herumgewirbelt und tat dasselbe mit anderen. Die Musik ließ ihr Innerstes vibrieren, hallte in ihr wieder und vervielfältigte sich dort zu etwas neuem, schöneren.

Schweiß, Musik, Schwärze, Licht, Haut – ihre Sinne waren überfordert und stumpften ab, aber Leya kam das gerade nur zugute. Würden sie es nicht tun, würde sie irgendwann wieder an Cal denken und das wollte sie nicht. Darum tanzte sie einmal durch den Raum und wieder zurück, hüpfte und sprang und tobte bis ihre Füße sich blutig anfühlten, aber sie machte weiter. Sie wollte den Rausch, den der Tanz und der Alkohol ihr schenkten. Sie wollte vergessen, was passiert war, nur noch im Moment leben. Sie schloss ihre Augen, machte weiter, bis sie mit einem Mal von Männerhänden gepackt wurde, die sie fest an eine harte Brust zogen und ihren Körper durch das Kleid hindurch erforschten.

„Na, wie ist dein Name, kleiner Engel?" Spätestens bei dieser Stimme vergaß Leya endgültig sich zu wehren. Ihre Sinne waren benebelt aber auch komisch geschärft und diese Stimme... Diese Stimme ließ sich nur mit einem Wort beschreiben: Orgasmusstimme. Diese Stimme hätte Milliarden machen können, wenn sie Telefonsex für Frauen anbieten würde.

Leya lief ein wohliger Schauer über den Rücken.

„Ich bin Leya." antwortete sie leise und genoss die warmen, fremden Hände, die sie streichelten und mit ihren Locken spielten.

„Schöne Stimme, meine schöne Leya." erwiderte der Mann hinter der Stimme. Seine Brust vibrierte.

„Ebenfalls. Aber wie heißt du?" murmelte sie. Ihr fiel langsam auf, dass der Besitzer der Stimme kein Hemd trug. Sie lehnte an nackter Haut.

„Ich bin Jack." stellte er fest. Seine großen Hände lagen jetzt auf ihrem Po und massierten ebendiesen.

Erst wollte Leya ihn kurz davon abhalten, aber dann fiel ihr kein Grund ein, wieso. Schließlich war sie nicht mehr mit Cal zusammen.

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