Kapitel 13 - Schlaf und Träume - Part 4

2K 185 23
                                    

„Okay. Ich hole die Schwester." Vorsichtig schob Leander sie von seinem Bein, stand auf und lief aus dem Zimmer. Kurz darauf kam er mit Rosalie zurück. Die Frau lächelte Leya an und machte sich daran die ganzen Schläuche von ihrem Körper abzulösen. Als sie endlich fertig war, hatte sich noch eine weitere Person zu ihnen gesellt. Cal war ganz plötzlich im Zimmer erschienen. Jetzt half er Leya auf und redete freundlich auf sie ein. Sie nahm nichts davon direkt wahr. Es war ihr auch ziemlich egal. Sie wollte und konnte Cal sowieso nicht antworten.

Sie bekam nur am Rande mit, wie sie, Cal und Rosalie ihr Krankenhauszimmer verließen. Leander blieb zurück, setzte sich wieder auf seinen Stuhl und las weiter in seinem Buch.

Der Weg war nicht besonders lang, weil Leya selbst auf der Intensivstation lag – wenn auch auf dem Teil, wo sich die weniger kritischen Fälle befanden – und sie nur bis ans Ende vom Gang laufen und dann durch eine Schleuse in den kritischen Teil gehen musste. Dennoch wurde Leya auf dem Weg schwindlig und sie fühlte die übermäßige Hitze ihres Körpers deutlich. Sie musste noch Fieber von der Heilung haben.

Die Schleuse war ein quadratisches Zimmer mit vielen Metallregalen und Waschbecken. Leya musste sich die Hände desinfizieren, einen Plastikkittel, Plastikhandschuhe, einen Mundschutz und eine Haube für die Haare, sowie zwei Beutel für ihre Schuhe – auch wenn es Krankenhauslatschen waren - überziehen. Am Ende sahen sie und ihre Begleiter aus wie laufende, weiße Luftballonmännchen. Wäre sie nicht innerlich tot gewesen, hätte sie die Situation rein von der Ansicht her recht lustig gefunden.

Die Metalltür öffnete sich automatisch durch einen Bewegungssensor. Dahinter war ein weiterer Gang, der genauso grau und verglast war wie Leyas. Hier waren viele einzelne Zimmer mit schweren Metalltüren verschlossen und riesigen Glasfenstern, damit man sehen konnte, wie es den Patienten ging. Das grelle Licht war unangenehm, aber inzwischen hatte Leya sich daran gewöhnt. An den einzelnen Türen waren kleine Namensschilder angebracht, wohl um kenntlich zu machen, wer auf dem Zimmer lag. Leya las weder die kleinen, noch die größeren Schilder, die teils an den Wänden hingen. Sie folgte einfach nur Rosalie, die stur geradeaus lief. Cal trottete hinter den beiden Frauen her.

Ganz plötzlich stoppte die Krankenschwester und deutete auf zwei nebeneinanderliegende Türen.

„Dort liegen deine Eltern, Leya. Wenn du willst, kann ich dich in das Zimmer begleiten, aber leider darf dein Freund nicht mitkommen. Die Vorschriften verbieten das. Tut mir wirklich leid. Es ist schon eine riesige Ausnahme, dass er überhaupt durch die Schleuse durfte." Sie lächelte entschuldigend.

„Ich will allein rein." flüsterte sie ohne eine der beiden Personen anzusehen. Sie starrte die ganze Zeit in die hellen Räume hinter den beiden Glasscheiben. Es befand sich nur jeweils ein Bett darin. Im ersten Raum entdeckte sie die rotbraunen Haare von ihrer Mutter und im zweiten die kurzen ihres Vaters.

Leya atmete tief durch, öffnete die Tür zum ersten Zimmer und trat ein.

Eine Disharmonie aus Piepsen und Pfeifen empfing sie. Es roch nach Desinfektionsmittel und ... Krankenhaus. Besser konnte man den Geruch nicht beschreiben. Alle Krankenhäuser besaßen diesen eigenen Duft, den niemand riechen wollte.

Die Tür fiel hinter Leya mit einem leisen Klicken in das Schloss.

Sie konnte sich nicht bewegen. Ihr Körper war wie eingefroren. Sie schaffte es nur in einigen Metern Entfernung dazustehen und das Metallbett mit dem weißen Bettzeug anzustarren. Darin lag ihre Mutter. Schläuche führten in ihre Nase, ihren Mund und in ihren Arm. Wahrscheinlich gab es noch mehr, aber die waren unter der Bettdecke verborgen. Eine Horde Maschinen zeigte den Puls, die Hirntätigkeit, die Atmung und was auch immer an. Leya hatte davon keine Ahnung.

Götterstimme Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt