Kapitel 10 - Gerettete und Verdammte - Part 7

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„Stopp!"

Leanders Stimme war wirklich laut in der musikgedämpften Stille des Zimmers. Es kamen nur von unten einige Laute, die von Bandliedern stammten. Sonst waren nur die Dinge zu hören, die in diesem Raum geschahen.

Gleichzeitig hoben Francesca, Jack und Leya – auch wenn diese es deutlich verzögert tat – ihre Köpfe und sahen hin zur Tür. Dort hatte sich Leander positioniert, der vollkommen außer Atem war und wütend schien.

„Du bist ja ganz sauer!" rief Leya erschrocken aus und setzte sich auf. „Willst du herkommen? Jaaaack hat mir was pinkes gegeben, das mich supi entspannt hat. Und ich bin gar nicht mehr böse auf deinen Bruder. Alles ist so fluffig." Sie kicherte und machte ungelenke, winkende Bewegungen.

„Nein, Leya, ich komme nicht dazu. Ich bring dich jetzt hier weg." sagte Leander ruhig. Seine bisher geballten Fäuste entkrampften sich und seine Anspannung verschwand zum Teil. Er trat zu dem Wasserbett.

„Aber ich will nicht weg! Ich will jetzt mit Jack und Francesca Spaß haben. Das hat er mir nämlich versprochen! Und Francesca wollte mir gerade mein Höschen ausziehen."

„Das sind alles nur noch mehr Gründe, dass wir jetzt gehen." meinte er und griff über Francesca hinweg nach dem weißen Kleid von Leya. „Auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass ich das jemals sage..."

„Bist du sicher, dass ihr gehen wollt?" fragte Francesca lächelnd und griff Leander in den Schritt.

Der zuckte kurz zusammen, sagte aber eisig: „Ja."

Das Kleid warf er über seine Schulter und griff dann mit beiden Armen nach Leya. Er hob sie hoch wie ein Baby, sodass sie ihre Arme um seinen Nacken schlingen musste um nicht zu fallen.

„Aber ich will nicht weg." beschwerte sich Leya und strampelte ein wenig. Leander ignorierte das und schritt schnell zur Tür.

„Ciao! Bis zum nächsten Mal! Für heute Abend finden wir sicher jemand anderen!" rief Jack ihnen hinterher. Er war sich wohl sehr sicher, weil er Leander nicht aufgehalten hatte.

„Was machst du denn für Sachen?" fragte Leander leise. Er stolperte mit Leya im Arm für einen Moment blind durch die Dunkelheit, bis sich seine Augen an das Umgebungslicht gewöhnt hatten.

Seine Berührungen auf ihrer nackten Haut brannten ganz schön, aber auf eine angenehme Art und Weise.

„Ich wollte Spaß haben." murmelte Leya undeutlich und kuschelte sich an Leanders weichen Anzug. Sie sah die Flügel, die über seiner Schulter hingen. „Und ich wollte nachholen, was dein Bruder heute morgen verpasst hat." flüsterte sie mit einem leichten Lallen in der Stimme. Die aufputschende pinke Pille hielt wohl nicht besonders lang an, denn die Wirkung oder eher Nachwirkung des Alkohols kam zurück.

Leya hatte wirklich keinerlei Ahnung, wann sie die Treppe genommen hatten und durch den Flur gegangen waren, aber ganz plötzlich schlug ihr kalte Luft und schneegedämpfte Stille entgegen. Leander trug Leya zu der kleinen Treppe eines nahegelegenen Hauses, das direkten Blick am Dreieckshaus vorbei zur Engelsburg bot. Staunend sah sich Leya das ferne Gebäude an. Es war wirklich schön.

Sie sah, dass Leander ein wenig zitterte. „Dir ist kalt. Wann kommt das Auto?" brabbelte sie unartikuliert.

„Es ist sicher gleich da. Aber dir müsste wesentlich kälter sein als mir. Du hast immerhin weniger an." sagte er schmunzelnd, aber auch ein wenig besorgt.

„Mir ist nie kalt. Nur ganz manchmal. Wenns mir schlecht geht." beantwortete Leya die unausgesprochene Frage. Sie erinnerte sich nicht, ob sie Leander jemals davon erzählt hatte.

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